Mangel an digitaler Kompetenz gefährdet Fortschritt der Digitalisierung

Digitale Kompetenzen und deren praktische Umsetzung im Berufsalltag sind für Beschäftigte wichtiger denn je. Hier gibt es Nachholbedarf, wie die aktuelle Studie „Digitale Kompetenzen – Wahrnehmung und Anspruch“ zeigt. Die COMPUTERWELT hat sie genauer angesehen. [...]

Die größten Knowhow-Defizite gibt es laut Studie im Umgang mit Daten und beim Thema Sicherheit. (c) Pixabay
Die größten Knowhow-Defizite gibt es laut Studie im Umgang mit Daten und beim Thema Sicherheit. (c) Pixabay

Corona ist allgegenwärtig und viele Arbeitsplätze wurden im Frühjahr 2020 in das Homeoffice verlagert. Das setzt umso mehr einen sicheren Umgang mit digitalen Arbeitsformen voraus, eine notwendige Eigenschaft, die ein Großteil der Beschäftigten mitbringt. Doch es gibt auch Verbesserungspotenziale. Das zeigt die von techconsult in Zusammenarbeit mit der DIHK Bildungs-GmbH erstellte Studie „Digitale Kompetenzen – Wahrnehmung und Anspruch“, an der über 1.000 deutsche Erwerbstätige teilnahmen. 

Die Potenziale der Digitalisierung können nur dann voll genutzt werden, wenn jeder Beschäftigte die geforderte digitale Fitness besitzt. Werden Beschäftigte beim digitalen Fortschritt nicht mitgenommen – heißt: Gibt es Defizite im digitalen Wissen bzw. im Umgang mit digitalen Technologien und Prozessen –, wird die Digitalisierung ausgebremst, ja sogar gefährdet. 

Noch erfasst nicht jeder Beschäftigte die Wichtigkeit von digitalen Kompetenzen. Ein knappes Drittel misst den digitalen Kompetenzen sogar wenig bis keine Bedeutung bei. Berechtigt ist die Frage: Warum soll ich mich weiterbilden? In diesem Kontext ist es wichtig, dass Führungskräfte und Vorgesetzte über digitale Strategien im Unternehmen umfassend informieren. Doch nicht nur der Arbeitgeber, auch die Bildungseinrichtungen sollten das Bewusstsein für Weiterbildung schärfen. 

Die Studienergebnisse belegen: Nicht jeder besitzt die erforderlichen Kompetenzen, es gibt noch Qualifizierungsbedarf; branchenübergreifend in jeder Beschäftigtengruppe über alle digitalen Kompetenzbereiche hinweg – vom Umgang mit Daten/Informationen über Datenschutz/Datensicherheit bis hin zum grundlegenden Umgang mit neuen Medien. 

Um die Datenflut zu beherrschen, ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter eines Unternehmens nicht nur fähig ist, Daten und Informationen zu recherchieren, zu sammeln und zu verarbeiten, sondern diese auch kritisch und systematisch zu verwenden und ihre Relevanz zu beurteilen. Das Ergebnis der Studie: 76 Prozent sehen geben diesem Thema eine hohe Relevanz, doch nur zwei von zehn Erwerbstätigen haben den sicheren Blick und schätzen ihr Vorgehen beim „Suchen und Filtern“ sowie „Bewerten und Analysieren“ von Daten und Informationen als exzellent ein.

Beispiel „Kommunikation und Zusammenarbeit“: 68 Prozent sehen in der Nutzung moderner Tools eine wichtige bis sehr wichtige Kompetenz. Doch nur knapp jeder Zweite kann problemlos damit umgehen. Dies sind überdurchschnittlich viele jüngere Berufstätige bzw. Auszubildende. Gewisse Schwierigkeiten bei der richtigen Wahl der Kommunikationstechnologie haben Fach- und Führungskräfte. 

Beispiel „Umgang mit sozialen Medien“: 46 Prozent der Befragten sind sich der wirtschaftlichen Bedeutung digitaler Medien bewusst und können sie für Geschäftsideen exzellent bzw. routiniert nutzen. Im Durchschnitt verfügt nur jeder zweite Befragte über gute Kompetenzen im Umgang mit sozialen Medien. Über exzellente Kenntnisse verfügt noch nicht mal jeder fünfte Befragte. Signifikant in diesem Bereich sind die Unterschiede innerhalb der Altersklassen. Je älter die Befragten, umso weniger Kompetenzen sind vorhanden. Das betrifft sowohl die Analyse und Bewertung der Medien als auch das Verständnis dafür.

Die größten Knowhow-Defizite gibt es laut Studie im Umgang mit Daten und beim Thema Sicherheit. Im Bereich Sicherheit werden Wissenslücken vor allem beim „Sicheren Agieren in digitalen Umgebungen“ und beim „Datenschutz“ sichtbar. 

Digitale Weiterbildung ist angesagt

Das Bild der gewünschten Lernformate hat sich seit der Corona-Pandemie zwangsläufig geändert. Waren bis Ende 2019 noch Klassiker wie Seminare und Workshops die von den Befragten präferierten Formate, so sind es heute aufgrund von Kontaktbeschränkungen vermehrt digitale Angebote. Gefragt sind Webinare, interaktive Online-Lernformen ebenso wie Lern-Apps. Bildungseinrichtungen haben reagiert und auf digitale Weiterbildung umgestellt. 

Für Unternehmen bietet es sich an, mit externen Bildungseinrichtungen zusammenzuarbeiten, die ihr Weiterbildungsportfolio an den vorhandenen Defiziten und Wissenslücken orientieren und auf digitale Formate umgestellt haben. Ohne unterstützende Weiterbildungsmaßnahmen sind die durch die digitale Transformation hervorgerufenen Veränderungen an den Arbeitsplätzen kaum zu bewältigen, und hier können sich Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen auf ihre Beschäftigen verlassen: Eine lebenslange Bereitschaft zum Auf- und Ausbau des digitalen Wissens zeigen 84 Prozent der Befragten. Das sollten beste Voraussetzungen dafür sein, gemeinsam mit den Arbeitnehmerinnnen und Arbeitnehmern digitale Kompetenzlücken zu identifizieren und gezielte Weiterbildungspläne aufzustellen, so die Studie „Digitale Kompetenzen – Wahrnehmung und Anspruch“. 


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