Markt- und Technologietrends für den Channel in 2024: Herausforderungen und Chancen

Der Value-Add-Distributor Infinigate prognostiziert Herausforderungen, die auf den Channel, Vendoren und Distributoren in 2024 zukommen. Dazu gehören etwa die Einhaltung von Vorschriften wie NIS2 und die Integration der generativen KI in Cybersicherheitsprodukte. [...]

Der Wandel von einem traditionellen Value-Add-Reseller zu einem Managed Service Provider wird sich weiter beschleunigen. (c) Unsplash
Der Wandel von einem traditionellen Value-Add-Reseller zu einem Managed Service Provider wird sich weiter beschleunigen. (c) Unsplash

Infinigate gibt seine Erwartungen für das Jahr 2024 bekannt. Als VAD, der in der gesamten EMEA-Region aktiv ist, kann er dabei auf Erkenntnisse und Erfahrungen an der Schnittstelle zwischen Cybersecurity-Anbietern, Resellern und MSPs zurückgreifen. Die Experten der Infinigate Group haben folgende neun Vorhersagen getroffen:

1)Der Cybersecurity-Markt bleibt mit einem Volumen von 360 Mrd. USD bis 2027 für Channel, Vendoren und Distributoren sehr interessant. Channel-Partner haben die Möglichkeit, ihr Dienstleistungsangebot zu entwickeln und in diesem dynamischen Markt zu wachsen, indem sie die CAGR von 15,1 % für Channel-Services nutzen.

Klaus Schlichtherle, CEO: „Der Markt für Cybersicherheit wird wesentlich durch den Channel bestimmt, über den mehr als 90 Prozent verkauft oder betreut werden. Das bietet einerseits eine Chance zur Geschäftsausweitung, da mehr Vendoren und Partner ihre Angebote diversifizieren, um diese Chancen auch zu ergreifen, andererseits stellt es die Beteiligten auch vor einige Herausforderungen. Es wird zu einer verstärkten Nachfrage nach Spezial-Distributoren führen, die in der Branche gut vernetzt sind, über weitreichende Kompetenzen verfügen und breite Dienstleistungen anbieten, und dadurch neuen Marktteilnehmern den Zugang zu diesen Märkten erleichtern.“

2) Auf den Channel warten große Herausforderungen, aber auch neue Chancen. In einer immer komplexeren IT-Landschaft mit einer eskalierenden Cyberkriminalität und strengeren Cybersicherheitsvorschriften sind Channel-Partner mehr denn je gefordert, mit dem Innovationstempo Schritt zu halten und ihre Kunden mit fachkundiger Beratung und der Bereitstellung von IT-Lösungen als Dienstleistung zur Seite zu unterstützen. Um den Fachkräftemangel in der globalen IT-Branche zu bewältigen, kann die Nutzung von Automatisierung und KI-gestützten Lösungen eine Antwort sein.

Andreas Bechtold, Regional Vice President: „Der Wandel von einem traditionellen Value-Add-Reseller zu einem Managed Service Provider mit starken Cybersicherheitskompetenzen wird sich weiter beschleunigen. Neben der Entwicklung und Bereitstellung der neuen Services ist ein weiterer wichtiger Aspekt, dass sich MSPs vor Cyberbedrohungen schützen, da sie in der Regel über wertvolle Kundendaten und geistiges Eigentum ihrer Kunden verfügen. Trotz aller Cybersicherheitstechnologien und -dienste ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde einen Cybervorfall erleidet, sehr hoch. Daher sind die Kompetenzen der Vertriebspartner in den Bereichen Incident Readiness, Incident Response, Remediation und Recovery für ein ganzheitliches Cybersecurity-Angebot unerlässlich. Dieses Geschäft ermöglicht eine langfristige Kundenbindung, hohe Wachstumschancen und die Möglichkeit, hochwertige wiederkehrende Einnahmen zu generieren.“

3) Die Kunden werden sich bei der Einhaltung von Vorschriften im Bereich der Cybersicherheit und insbesondere bei der Einhaltung von NIS2 / CRA beraten lassen. Anbieter, Distributoren und Wiederverkäufer können eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung von Unternehmen auf NIS2 spielen, bevor die Frist für die nationale Umsetzung im Oktober 2024 abläuft.

Patrick Scholl, Head of OT: „Vertriebspartner, die in der Lage sind, ihre Kunden zu NIS2 fachkundig zu beraten und entsprechende Dienstleistungen anzubieten, werden die Früchte ernten. Sie können Unternehmen bei der Einhaltung der Vorschriften unterstützen und eng mit den CISOs und ihren Teams zusammenarbeiten, um ihre Cybersicherheitslage zu stärken und das Risiko besser zu verstehen.“

4) Generative KI wird den Wandel in allen Branchen weiter vorantreiben, neue Wachstumschancen eröffnen, aber auch neue Herausforderungen schaffen. Mit dem Aufkommen der generativen KI bringen Technologieanbieter innovative Cybersicherheitsprodukte auf den Markt, um die Nachfrage zu befriedigen. Der Channel muss sich dringend auf diesen Wandel einstellen und sicherstellen, dass er ein tiefes Verständnis für generative KI hat.

Jamie Little, Pre-Sales Manager Cyber Security: „Ohne dieses Fachwissen wird der Channel nicht in der Lage sein, Unternehmen bei der Einführung zu unterstützen und sich eine einzigartige Wachstumschance entgehen zu lassen. Gleichzeitig werden in dem Maße, in dem generative KI zugänglicher wird, neue Bedrohungen entstehen, da Hacker sie für böswillige Zwecke einsetzen. Der Channel muss seine Kunden über die besten Tools und Informationen zur Erkennung und Eindämmung dieser Bedrohungen beraten und prüfen, wie er mit neuen Akteuren in der Branche zusammenarbeiten kann, um sicherzustellen, dass seine Kunden in dieser sich entwickelnden Landschaft sicher bleiben.”

5) Die Nachfrage nach Managed Services wird steigen, da die Unternehmen mit schrumpfenden Budgets zu kämpfen haben. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen in Europa werden Unternehmen, die bereits mit einem Mangel an Cyber-Fachkräften zu kämpfen haben, zunehmend auf Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen zurückgreifen, um einen kostengünstigen und flexiblen Betrieb zu gewährleisten.

Daniel Werner, Director Technical Services (Infinigate Germany): „Im Jahr 2024 wird sich für die Vertriebskanäle die einmalige Gelegenheit bieten, Managed Security-Services anzubieten. Diese ermöglichen Unternehmen eine rasche Anpassung an sich ändernde Geschäftsanforderungen. Auch die Notwendigkeit, das Arbeiten an entfernten Standorten und die digitale Transformation zu unterstützen, hat zu einer erhöhten Nachfrage nach Managed Services geführt, insbesondere in den Bereichen IT-Infrastruktur, Cybersicherheit und Cloud Computing.“

6) Die MSP-Chance für KMUs: Kleine und mittelständische Unternehmen verfügen nicht über die erforderlichen Ressourcen, um die heute verfügbaren fortschrittlichen Cloud-Lösungen richtig zu verwalten und sich vor immer raffinierteren Cyber-Kriminellen zu schützen.

Michael Frisby, SVP Cloud Services: „Auch im KMU-Segment nimmt die Verlagerung in die Cloud immer mehr zu. Hier haben jedoch weniger als 30 Prozent der Unternehmen Microsoft 365 eingeführt, so dass sich für MSPs eine wachsende Chance bietet, bei der Implementierung sicherer Produktivitätslösungen zu unterstützen. Die Sicherheit der Kunden steht dabei im Mittelpunkt und Distributoren, die sowohl über fundiertes Know-how im Bereich Cybersicherheit als auch über Cloud-Fähigkeiten verfügen, sind am besten in der Lage, MSPs bei der Steigerung ihres Geschäfts zu helfen.“

7) Wiederverkäufer müssen Wege finden, um sich zu differenzieren, da die Grenzen zwischen ihnen und MSPs immer mehr verschwimmen. Wiederverkäufer haben die Möglichkeit, ihr Angebot durch fachkundige Beratung und Serviceoptimierung für ihre Zielkunden zu differenzieren und einen Mehrwert zu schaffen.

Gordon Lyon, Sales Director (Infinigate UK): „Mit der steigenden Nachfrage nach IT-as-a-Service (ITaaS), die durch die Notwendigkeit für Unternehmen, Kapital zu sparen, angeheizt wird, wird die Grenze zwischen Wiederverkäufern und MSPs immer fließender. Distributoren können Wiederverkäufer dabei unterstützen, dieses wachsende Modell des Technologiekonsums zu nutzen, indem sie mit zukunftsorientierten Anbietern zusammenarbeiten, die über geeignete Angebote verfügen.“

8) Der Vertrieb wird zunehmend dienstleistungs- und wertorientiert sein. Das Angebot von Dienstleistungen und Mehrwertfunktionen kann Unternehmen dabei helfen, die Anforderungen ihrer Kunden besser zu erfüllen und engere Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen.

Daniel Werner, Director Technical Services: „Die zunehmende Digitalisierung der Unternehmen hat es einfacher gemacht, Dienstleistungen und Mehrwertfunktionen anzubieten, wie z. B. Online-Kundensupport, Datenanalyse und personalisierte Empfehlungen. Das Angebot von Mehrwertdiensten kann die Kundentreue stärken und die Kundenbindungsrate erhöhen, da die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden zur Konkurrenz wechseln, geringer ist, wenn sie einen erheblichen Mehrwert über das Kernprodukt hinaus wahrnehmen. Ein wertorientierter Vertrieb kann zudem mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang gebracht werden. Insgesamt wünschen sich Verbraucher Bequemlichkeit, Personalisierung und Effizienz, was durch Dienstleistungen erreicht werden kann.“

9) Wichtige Sicherheitstechnologien werden das Geschäft des Vertriebskanals beleben.

Julien Cafiero, Global Business Development Director: „KI-gestützte Lösungen, die maschinelles Lernen und die Automatisierung von Prozessen nutzen, werden immer stärker nachgefragt, da sie autonomer und hocheffizienter für Unternehmen sind. Zu nennen wären hier Zero Trust Security, da die Taktik zum Schutz der erweiterten Angriffsfläche für die zunehmende Cyberkriminalität geändert werden muss, und SASE-Lösungen, die Netzwerk- und Cybersicherheit an der Quelle integrieren und so für effizientere und sicherere Netzwerke sorgen, die direkt in die Architektur des Netzwerks integriert sind. Bei Security Orchestration and Automation (SOAR) handelt es sich um ein Framework, das Tools zur Sicherheitsautomatisierung und -orchestrierung integriert. Dies trägt dazu bei, die Effizienz und Effektivität von Sicherheitsoperationen zu verbessern. DevSecOps integriert die Sicherheit in die Entwicklungs- und Betriebsprozesse und gewährleistet die Sicherheit während des gesamten Lebenszyklus einer Anwendung. Continuous Threat Exposure Management (CTEM) ist ein systemischer Ansatz für Unternehmen zur kontinuierlichen und konsistenten Bewertung der Zugänglichkeit, Exposition und Ausnutzbarkeit ihrer digitalen und physischen Ressourcen. Schulungen zum Sicherheitsbewusstsein klären die Mitarbeiter über Bedrohungen der Cybersicherheit auf und zeigen ihnen, wie sie sich und ihr Unternehmen schützen können.”


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*