Wissenschaftliche Untersuchung aus Indien zeigt mangelndes Vertrauen in klassische Medien. [...]
Menschen unter 20 und über 50 glauben eher Fake News in sozialen Medien und geben diese dort dann auch weiter. So lautet das Ergebnis der aktuellen Umfrage der Internet and Mobile Association of India. Unter den 891 befragten Indern vertrauen 40 Prozent fälschlicherweise Fehlinformationen, wenn es dazu „Hintergrundfakten“ gibt, 34 Prozent dann, wenn sie der Quelle vertrauen. Die Motivation, Fake News zu teilen, kommt meistens aus dem Glauben, dadurch anderen zu helfen, 50 Prozent der Befragten geben das als Grund an.
Medien brauchen Persönlichkeit
Ein wichtiger Faktor ist das mangelnde Vertrauen gegenüber klassischen Medien. Zumindest 20 Prozent der Probanden glauben, klassische Medien wären korrupt oder bestechlich. Trotzdem bleiben Zeitungen eine Hauptinformationsquelle für die meisten Menschen. Etwa die Hälfte der Befragten vertraut dieser medialen Form, dagegen vertraut weniger als ein Drittel den neuen Medien.
„Klassische Medien müssen Persönlichkeit zeigen. Nicht nur das Medium allgemein muss zu sehen sein, sondern einzelne Redakteure, die deutlich für bestimmte Themen einstehen. Personal Branding ist im digitalen Zeitalter extrem wichtig. Usern geht es vor allem um Sichtbarkeit, sie wollen wissen, was hinter einer Nachricht steckt“, sagt Content-Marketing-Berater Klaus Eck von d.Tales http://d.tales.de im Gespräch mit pressetext.
Ein entscheidender Faktor ist das mangelnde Wissen über journalistische Standards. Fast 45 Prozent der Befragten wissen nicht, dass es Organisationen gibt, die Fakten überprüfen und dass Journalisten Artikel verifizieren müssen, bevor sie sie aussenden. Nur ein Viertel von ihnen glaubt, es ist die Verantwortung von Medien, Fake News zu identifizieren.
Ältere leben in Facebook-Blase
Eck dazu: „Die Jüngeren haben mehr Medienkompetenz als ihnen zugetraut wird. Sie haben aber wenig Vertrauen und kennen klassische Medien nicht mehr, deswegen wollen diese eine persönliche Beziehung aufbauen. Jugendliche stellen sich die Frage, ob eine Nachricht für ihre Peer Group passt und teilen sie dann. Entscheidend dafür ist es, dass ein Medienvertreter ihre Sprache spricht. Es darf hier keine allzu große Altersdistanz geben, damit Redakteure ihre Leser besser verstehen. Man erreicht Jüngere weniger durch eine neue Didaktik und mehr durch Events, auf denen durch Diskussionen eine Vertrauensbasis hergestellt werden kann.“
Ein weiterer Grund für das Teilen von Fake News ist laut der Studie das Bedürfnis, zu einer Gruppe zu gehören, die sich durch Empörung auszeichnet. Um in bestimmten sozialen Netzwerken akzeptiert zu werden, muss man demnach aufregende, schockierende Nachrichten teilen, egal ob sie wahr sind. In der Befragung waren besonders Personen, die wenig Erfahrung mit sozialen Medien haben, für Fake News anfällig. Eine Gegenmaßnahme wäre laut der Studie eine klare Definition von Fake News, auf die sich alle einigen können. Auch mehr Medienkompetenz ist demnach wichtig, weil viele der Meinung sind, jeder sei bei Fake News für sich verantwortlich.
„Was die Älteren angeht: Sie kennen klassische Medien, ihre Sicht ist manchmal jedoch durch Begriffe wie Fake News oder Lügenpresse geprägt. Sie wollen emotional erreicht werden, haben aber leider den Bezug zu klassischen Medien verloren. Stattdessen sind viele ältere Menschen auf Facebook und befinden sich dort in ihrer digitalen Blase, wo sie nur ihre eigene Meinung durch Soft News bestätigt bekommen. Fake News sind in dieser Hinsicht immer die News der Anderen, die eine andere Meinung vertreten. Für dieses Problem gibt es keine einfache Lösung. Wichtig ist vor allem Transparenz, Medien sollten Werkstattberichte machen und ihre Arbeitsweise und auch ihre Interessen deutlicher offenlegen“, meint Eck.
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