Immer mehr Absolventen der Human- und Medienwissenschaften schulen um und werden aus Karriere-Gründen zu Webprogrammierern. [...]
In Zeiten der Wirtschaftskrise versprechen sie sich damit bessere Jobchancen, bisher vor allem in Amerika, wo die Auswirkungen der Krise noch stärker sind als etwa in Deutschland oder Österreich. Generell brauchen immer mehr Firmen Web-Entwickler für ihre Internetauftritte, so dass derartiges technisches Know-how im Lebenslauf gefragt ist.
Die Zeit der Umschulung ist überschaubar, um sich entsprechende Fähigkeiten anzueignen: Es gibt Kurse, die drei bis sechs Monate dauern. Davon machte auch Ian Morrison Gebrauch, der eigentlich Filmwissenschaft studiert und dort seinen Master gemacht hat. Vorher schlug sich der 30-Jährige mit Gelegenheitsjobs durch: Verkaufen von Eintrittskarten für Museen, Befragungen für den Zensus und Installation von Kunstwerken.
„Es zeichnete sich ab, dass es ein unrealistisches Vorhaben war“, sagt er im Gespräch mit dem Wall Street Journal über seinen Traum, etwas mit Kunst zu machen. Er schrieb sich in einen dreimonatigen Kurs für Web-Entwicklung ein. Bereits drei Wochen nach der Ausbildung hatte er einen Job als Web-Entwickler. Und er verdiene erheblich mehr als vorher, berichtet er.
Auch Victoria Friedman, 25, Absolventin eines Sprachwissenschafts-Studiums, machte einen zwölfwöchigen Kurs für Web-Programmierung und ist jetzt Entwicklerin bei MyRecipes.com, das zum Time-Magazine-Verlag gehört. Vorher hat sie erfolglos 75 Bewerbungen für Redakteursstellen losgeschickt. Allerdings bereut sie nicht, dass sie ein humanwissenschaftliches Studium absolviert hat. „Ich kann dadurch viel besser technisch weniger versierten Kollegen in Laien-Sprache erklären, was mit der Webseite los ist“, erklärt sie.
Auch einige Arbeitgeber wissen diese Kombination der Ausbildungen zu schätzen. Dan Melton von Granicus, ein Startup für Daten in der Cloud, hat Humanwissenschafts-Studenten eingestellt. Er sagt, diese könnten besser mit Kunden zusammenarbeiten, weil sie den Gesamtzusammenhang eher erkennen. Eine Gefahr bleibt jedoch: Wenn in Zukunft das Technik-Niveau im Web weiter ansteigt, haben IT-Studiums-Absolventen wohl die besseren Chancen im Wettbewerb um die Arbeitsplätze. (pte)
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