Mehr Vielfalt macht Unternehmen attraktiver und erfolgreicher

Der deutsche Arbeitsmarkt wird in allen Sektoren immer enger – Talente, Fach- und Führungskräfte werden händeringend gesucht. Besonders in der IT-Industrie hat sich die Situation drastisch verschärft. [...]

Der typische Kandidat – männlich, deutsch, jung – ist längst zur Mangelware geworden. Deswegen wird im Recruiting Diversity Management zunehmend zum wichtigen Schlüsselfaktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Im Kern geht es darum, mehr Frauen, Mitarbeiter aus dem Ausland, ältere Fachkräfte oder Menschen mit Handicap einzustellen und für diese Gruppen ein attraktives Umfeld zu schaffen. Im HR-Bereich bezieht sich Diversity auf eine offene Unternehmenskultur, die die Vielfalt und Unterschiede in der Belegschaft fördert: nach Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, Behinderung und sexueller Orientierung.

Fachkräftemangel in vielen Branchen
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist enorm und hat zahlreiche Branchen erfasst. „Längst ist der Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt mutiert. In vielen Fachbereichen stehen nicht genügend Arbeitnehmer mit den erforderlichen Skills zur Verfügung. Zudem werden in vielen Bereichen häufig noch junge, männliche Kollegen aus Deutschland gesucht“, erklärt Andreas Wartenberg, Geschäftsführer der Hager Unternehmensberatung. Doch diese Mitarbeiter-Ressource wird immer mehr zum Engpass.

„Deswegen sollten verstärkt gut qualifizierte weibliche Kollegen sowie Mitarbeiter aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund hinzugezogen werden. Auch Menschen mit Handicap haben häufig die gleichen Qualifikationen, wie alle anderen Kandidaten und sind zudem häufig intrinsisch stärker motiviert“, so Wartenberg. Die Lösung liegt ganz klar in einem verstärkten Diversity Management der Unternehmen. Doch was heißt das eigentlich genau?

Was bedeutet „Diversity“?

Der englische Begriff „Diversity“ lässt sich am besten mit Vielfalt, Unterschiedlichkeit oder Verschiedenartigkeit übersetzen. Im HR-Bereich bezieht sich Diversity auf eine offene Unternehmenskultur, die die Vielfalt und Unterschiede in der Belegschaft fördert: nach Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, Behinderung und sexueller Orientierung. So eine Kultur ist geprägt von einem vorurteilsfreien Arbeitsumfeld, Chancengleichheit sowie einer Wertschätzung für andere Kulturen und Lebensstile. „Diversity Management sichert Unternehmen wirtschaftliche Vorteile und wird seit einigen Jahren als Erfolgsfaktor eingestuft. In einem kulturell diversen Land wie Deutschland, sollte auch die HR-Arbeit Diversity stärker berücksichtigen, als bisher“, sagt Andreas Wartenberg.

Doch Diversity Management geht über ein probates Mittel gegen den Fachkräftemangel weit hinaus und birgt noch weitere Vorteile für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg. Schließlich laufen Firmen, die im Recruiting auf das Prinzip Homogenität setzen, Gefahr, über kurz oder lang hinter der Konkurrenz zurück zu bleiben. „Denn neue Ideen kommen nicht zustande, wenn alle exakt gleich denken, sondern eher, wenn unterschiedliche Charaktere zusammentreffen“, sagt der Geschäftsführer der Hager Unternehmensberatung.

Es liegt auf der Hand, dass ein international besetztes Team neue Märkte erfolgreicher erschließen kann, als ein rein deutsches. Auch der Input von Querdenkern oder von Mitarbeitern mit anderen Hintergründen kann im Hinblick auf die digitale Transformationen sehr dienlich sein. „Gerade im IT-Sektor gilt es nicht nur, Apps und Anwendungen zu programmieren. Hier ist auch ein ‚um-die-Ecke-Denken‘ gefordert, um sich vom Wettbewerb abzuheben“, so Wartenberg. Und dies gelingt am besten in divers besetzten Teams.

Noch Nachholbedarf in Deutschland

Obwohl es sicher noch Nachholbedarf gibt, so sieht der Personalberater die IT-Branche als Vorreiter in Deutschland, wenn es um das Thema Diversity geht. In vielen IT-Unternehmen sind stark diversifizierte Teams mit unterschiedlichen Hintergründen nicht mehr wegzudenken. „Es gibt im IT-Umfeld viele Themen, für die Spezialisten erforderlich sind, die jedoch auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht allzu häufig anzutreffen sind und deswegen im Ausland rekrutiert werden. Da ergibt sich dann Diversity als logische Konsequenz, ohne dass dieses Thema bewusst als Strategie geplant wird“, sagt Andreas Wartenberg.

Er fordert, dass sich Diversity Management nicht nur in der IT-Branche, sondern in allen Branchen immer mehr durchsetzt. Dabei sollte das Thema nicht lediglich als lästige Pflicht verstanden werden. Die Verantwortlichen sollten vor allem auch den immanenten Mehrwert von vielfältig besetzten Unternehmenskulturen vor Augen haben, die über die erhöhte Attraktivität als Arbeitgeber weit hinausgeht.

Diversity Management und Headhunter
Welche Rolle spielt das Thema Diversity heute beim Headhunting? „Das kommt natürlich auf den Kunden an. Viele Konzerne sind offen und setzen bereits auf Diversity Management. Einige Unternehmen geben sogar vor, dass einer von drei Kandidaten auf der Shortlist weiblich sein muss“, so der Personalberater.
Viele sind sich darüber im klaren, dass ein vielfältiges Recruiting erforderlich ist, um eine passgenaue Platzierung zu erhalten. Sonst wäre das Potenzial geeigneter Kandidaten stark eingeschränkt. „Wenn ein Mandant uns mitteilt, dass er bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht wünscht, weisen wir stets darauf hin, dass sich die Auswahl der passenden Kandidaten damit stark reduziert. Dies sollte möglichst vermieden werden“, rät Wartenberg.

Fazit
Unternehmen sollten es vermeiden, sich bei der Rekrutierung nur auf Kandidaten zu fokussieren, die einen geradlinigen Werdegang haben oder von Wettbewerbsunternehmen stammen. „Erfolgreich werden diejenigen sein, die nicht nur eindimensional suchen, sondern auch andere Geschlechter, Nationalitäten und Ähnliches bei der Stellenausschreibung ansprechen“, erklärt Andreas Wartenberg von der Hager Unternehmensberatung. Wer das Thema Diversity Management ignoriert, der wird mittel- bis langfristig der natürlichen Marktbereinigung zum Opfer fallen.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*