Steigende Aufwände für Dokumentation und Bürokratie senken die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen. Ein Vorantreiben der Digitalisierung kann helfen, die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern – ein Beispiel ist Sprachtechnologie. [...]
Mehr als ein Drittel der Arbeitszeit von medizinischem Personal geht laut unterschiedlicher Studien für Administration und Dokumentation auf. Manche sprechen hinter vorgehaltener Hand sogar von über 50 Prozent, weiß Thomas Brauner, CEO von Speech Processing Solutions, das Unternehmen ist weltweit die Nummer 1 bei professionellen Sprachtechnologie-Lösungen, die im übrigen in Österreich entwickelt werden. Konkret bedeutet das: Ärzte und Ärztinnen sowie und Pfleger und Pflegerinnen aller Fachrichtungen und Hierarchiestufen sind zwischen drei und sechs Stunden täglich mit dem Ausfüllen von Formularen und Berichten beschäftigt. Anders ausdrückt bedeutet das, dass zwischen einem Drittel und der Hälfte der kritischen Ressourcen für bürokratische Tätigkeiten aufgewendet und nur der Rest für den persönlichen Umgang mit Patienten eingesetzt wird.
Raus aus dem Hamsterrad
Das bedeutet im Gegenzug: Enorm viel Zeit und Budget, die für die Patientinnen und Patienten fehlt. Wenn mehr als ein Drittel der Arbeitszeit für größtenteils händische Administrations- und Dokumentationsaufgaben eingesetzt werde, sei schnell klar, so Brauner, wie hoch die tägliche Belastung durch diese manuellen Tätigkeiten für das Gesundheitswesen ist. Deswegen seien „digitale Sprachtechnologie-Lösungen ein Weg, um Personalressourcen besser einzusetzen,“ ist Brauner überzeugt.
Schnellere Dokumentation dank Technologie
Befragte Ärzte und Pflegepersonen gaben an, dass der Dokumentationsaufwand in den vergangenen zehn Jahren um knapp 100 Prozent zugenommen hat. Dem nicht genug, werden bis dato diese administrativen Arbeiten zu einem Großteil analog erledigt. Laut HIMSS-Studie („Auf den wahren Spuren der Zeitdiebe im Krankenhaus: Die wahre Belastung an Dokumentation an deutschen Akutkrankenhäusern wird unterschätzt“ März 2015, sieh auch hier) liegt die Nutzungsrate von Spracherkennungstechnologien erst im einstelligen Bereich. Das bedeutet, dass noch viel Luft nach oben ist; noch dazu, wenn man bedenkt, dass der Mensch wesentlich schneller spricht als schreibt.laus.lorbeer@itwelt.at
98 Prozent von Burnout bedroht
Administrativ belastetes medizinisches Fachpersonal leistet mehr Überstunden und leidet unter Konzentrationsschwierigkeiten; beides Faktoren, die in diesen Berufsgruppen überdurchschnittlich oft zu Erschöpfung und Burnout führen. Eine 2021 durchführte Umfrage im Gesundheitswesen von zehn Ländern zeigte, dass sich 98 Prozent der Befragten während ihrer Arbeit bereits ausgebrannt gefühlt hatten. Es ist davon auszugehen, dass die lange Pandemiephase die Belastungssituation weiter verschlimmert hat.
Patienten in den Vordergrund stellen
Sprachtechnologie-Lösungen werden bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen zum Game-Changer. Drei Komponenten sind dabei erfolgsentscheidend: die Genauigkeit des Eingabegerätes, die Qualität der Spracherkennung und der darauffolgende Workflow, der Prozesse digital abbildet und damit die Behandlung von Patientinnen und Patienten massiv vereinfacht. „Wir sprechen drei- bis viermal schneller als wir tippen. Daher ist Sprachverarbeitung absolut essenziell, wenn es um die Digitalisierung im Gesundheitswesen geht“, weiß CEO Thomas Brauner. Sprache-zu-Text-Lösungen, die über verschiedene Plattformen, Desktops, Notebooks und mobile Geräte hinweg funktionieren, und voll in Krankenhausinformationssysteme integriert sind, bieten viele Vorteile.
Ärztinnen und Ärzte sprechen Notizen, Diagnosen und Befunde; Schriftstücke werden digital verarbeitet, fertiggestellt und elektronisch weitergeleitet beziehungsweise gespeichert; Sprachtechnologie-Lösungen erleichtern administrative Arbeiten im elektronischen Patientenakt – ob Befundung, Überweisungen oder Dokumentation für Versicherungen.
Zusammenfassen ist klar, dass ein viel zu großer Teil der Arbeitszeit von medizinischem Personal bei Dokumentation und Administration liegt, die bis dato nur unzureichend digitalisiert wurden. Wer dabei auf der Strecke bleibt, ist der Patient. Brauners Fazit: „Helfen wir, den Ärzten durch Sprachtechnologie mehr Zeit für die wirklich wesentlichen Aufgaben freizuspielen.“ Denn das seien eindeutig die Patienten.
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