Wer sich selbst als Meinungsführer betrachtet, teilt auch öfter Nachrichtenartikel im Social Web - jedoch nicht nur solche, die für die eigenen Freunde interessant wären. Der Journalistik-Professor Peter Bobkowski von der University of Kansas hat in einer Studie herausgefunden, dass die von selbsternannten Meinungsführern geteilten Meldungen oft über nicht so viel Nachrichtenwert für das Publikum verfügen. [...]
„Eine Zeit lang wurde davon ausgegangen, dass Social Media jedem erlaubt, Meinungsführer zu werden, was wiederum jedem erlaubt, für eine Organisation wie ein Medienunternehmen nützlich zu sein, weil sie ihre Informationen verbreiten können“, so Bobkowski. „Aber das rechnet nicht mit ein, dass es bei manchen Menschen wahrscheinlicher ist, dass sie etwas teilen, als bei anderen. Soziale Medien tendieren nicht dazu, Meinungsführer aus Menschen zu machen, die sich selbst nicht als Meinungsführer ansehen“, erklärt der Forscher weiter.
Anhand von vier Artikeln analysierte Bobkowski, welche Art von Nachrichten öfter im Netz geteilt werden. Eine Technologie-Meldung lag in zwei Varianten vor, bei der einmal alle Nutzer davon betroffen waren und einmal nur große Firmen. Eine zweite Meldung aus dem Bereich Haushalt wurde ebenfalls einmal so gestaltet, dass sie in einem Fall alle Personen in der Umgebung betrifft, im anderen nur ganz wenige.
Die Teilnehmer hielten sowohl im Technologie- als auch im Haushaltsbereich jene Meldung für teilenswerter, die das Gros der Bevölkerung betraf anstatt einiger weniger. Wenn Bobkowski aber kontrollierte, wer sich als Meinungsführer bezeichnete und wer nicht, zeigte sich ein anderes Bild: Die Meinungsführer teilten nicht nur die für alle nützlichen Nachrichten öfter, sondern jegliche Nachricht. Umgekehrt teilten diejenigen, die sich nicht als Meinungsführer ansahen, auch nicht die nützliche Nachricht, sondern lieber gar keine.
„Diese Studie weist darauf hin, dass Menschen, die viel teilen und sich selbst als gut informiert ansehen, in Wahrheit von ihrem Publikum gar nicht mehr gehört werden, weil sie so große Mengen an Informationen teilen. Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Wenn Menschen die ganze Zeit alles teilen, hat das einen positiven Effekt?“, fragt Bobkowski abschließend. (pte)
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