Das Zusammenwirken zwischen Mensch und Maschine, künstlicher Intelligenz und digitalisierten Fertigungsprozessen war Thema der ersten Konferenz zur Industrierobotik in Österreich, die unter dem Titel "IndustrieRoboter@Work" an der FH Technikum Wien stattfand. [...]
Unter den Fittichen seines Teams gelang es Studierenden der FH Technikum im Zuge eines einzigartigen Retrofitprojektes einen 25 Jahre alten Greifautomaten „smart“ zu machen und ans Internet zu bringen. Welche Möglichkeiten sich damit auftun, demonstrierte eine Live-Schaltung nach München: Ein Mitarbeiter des Projektpartners Software-Factory spielte in Echtzeit aus der bayrischen Landeshauptstadt mit dem Greifarm des Jahrmarktautomaten, versenkte einen Ball und bekam per Mail automatisch seinen fiktiven Gewinngutschein.
Das enorme Potenzial einer vernetzten, smarten Produktion, veranschaulichte Wolfgang Zitz, Vice President Contract Manufacturing bei Magna Steyr, am Beispiel der Auftragsfertigung von Magna für BMW, Daimler und Jaguar Land Rover in Graz. „Vor der Inbetriebnahme einer neuen Fertigungslinie simulieren wir alle Prozesse und Materialströme an einem virtuellen Zwilling. Damit sind uns Anlaufzeiten gelungen, die im Vergleich zur Vergangenheit wesentlich kürzer sind.“ Eine immer individualisierte Auftragsfertigung für drei verschiedene Kunden am selben Standort mit nur einer Lackiererei werde durch den Einsatz smarter Produktionsmethoden massiv vereinfacht. Mittels Big Data ließen sich mittlerweile aber nicht nur Material- und Produktionsentwicklung sondern auch Finanzströme in Echtzeit abbilden.
Der anschließende Schlagabtausch zwischen Wolfgang Zitz und René Schindler von der Produktionsgewerkschaft PRO-GE versuchte die Folgen der Automatisierung für die Arbeitswelt zu ergründen. „Wir haben in letzter Zeit ca. 1.000 neue Roboter gekauft, aber gleichzeitig auch 2.500 neue Mitarbeiter eingestellt. Die menschenleere Fabrik sehen wir daher nicht“, sagte Wolfgang Zitz. Dem hielt Gewerkschafter Schindler entgegen, dass jede Automatisierung Arbeitsplatzverluste bedeute. „Die Frage ist nur, ob sie anderswo entstehen. Bisher war das immer so. Ob es angesichts unserer zunehmend reifen Volkswirtschaften auch so sein wird, darf zumindest bezweifelt werden“, gab Schindler zu bedenken.
Zur vieldiskutierten Wertschöpfungsabgabe vulgo Maschinensteuer äußerte sich Zitz klar ablehnend: „Ich halte gar nichts von einer derartigen Steuer, weil sie innovationsfeindlich ist. Im immer härter geführten internationalen Wettbewerb haben wir nur dann eine Chance, wenn wir technologisch voraus sind, was eine Wertschöpfungsabgabe eindeutig konterkarieren würde.“ Gewerkschafter Schindler lehnte eine Besteuerung von Investitionen in Innovation ebenfalls ab. Allerdings müsse man sich Gedanken darüber machen, wie man die Sozialsysteme in Hinkunft finanzieren will. „Wir müssen wegkommen von einem System, bei dem alles nur von der Lohnsumme abhängt“, so Schindler. Wolfgang Zitz plädierte dagegen für lebenslanges Lernen und bessere Qualifizierungsmaßnahmen, um den akuten Fachkräftemangel effektiver bekämpfen zu können. Ein Anliegen, das auch René Schindler teilte. Die Frage sei dabei allerdings immer, zu welchen Bedingungen.
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