Menschlicher Input liefert bessere Antworten als Siri

Forscher der University of Rochester in England arbeiten an einem System, das persönliche Assistenten wie Apples Siri überflüssig machen könnte. [...]

Das Programm namens „Chorus“ setzt dabei auf Menschen als Konversationspartner. Gibt ein User eine Frage ein, kümmert sich eine wechselnde Mannschaft von realen Personen, die pro Aufgabe jeweils einige Cent als Entschädigung erhalten, um die Antworten. Die so entstehende Konversation soll weitaus natürlicher wirken, als das, was Siri mit seinen Servern zustande bringt, wie die Technology Review schreibt.
„Die Menschen werden beim Thema Spracherkennung schon langsam ungeduldig. Applikationen für die breite Bevölkerung gibt es dabei erst seit kurzem. Die größten Probleme gibt bestehen derzeit beim Verstehen akustischer Sprache und beim Erfassen der Bedeutung von Texten. Computer haben eben keinen Hausverstand“, sagt Ernst Buchberger, Experte für künstliche Intelligenz an der Medizinischen Universität Wien, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Der Wissenschaftler glaubt, dass die Technik noch viel Potenzial hat.
„Der gängige Weg zum Textverständnis ist die Verwendung statistischer Methoden zum Abgleichen mit riesigen Datenmengen. So können Computer Muster finden und beispielsweise Dialogverhalten simulieren. Die Technologie wird noch ständig besser, manche Menschen können die besten Computer in Gesprächen schon heute nicht mehr von Menschen unterscheiden“, so der Fachmann.
Ein Gespräch mit der Chorus-Crowd, das derzeit nur über ein Chat-Fenster funktioniert, ist laut den Forschern kaum von einer Unterhaltung mit einer einzelnen Person zu unterscheiden. Dabei werden die Antworten von einer Gruppe aus durchschnittlich sieben Personen erstellt, die zudem noch ständig wechseln. Einige der Mitwirkenden schlagen Antwortmöglichkeiten vor, andere wählen die beste Variante aus, die dann an den Fragesteller geschickt wird. Versuche haben ergeben, dass diese Methode sogar bessere Ergebnisse liefert, als ein Gespräch mit einer einzelnen Person, die sich mit der Materie auskennt.
Zudem sollen auch die Kosten geringer sein, als wenn eine Person als Gesprächspartner eingestellt wird, da jeder Mitwirkende nur einige Cent als Entlohnung bekommt. In Versuchsreihen haben Probanden Chorus nach Restaurant-Empfehlungen in New York und Los Angeles gefragt. In diesem Fall liefert die Crowd nicht nur Antworten, sondern verbessert seine Vorschläge auch mit alltäglichen Formulierungen wie „Hmm, das sieht teuer aus“ und liefert bessere Alternativen. Automatisierte Systeme wie Siri haben mit Konversationen, die in Umgangssprache geführt und öfter hin und her gehen, meist große Probleme.
Chorus löst solche Aufgaben mühelos. Um auch längere Konversationen abarbeiten zu können, selbst wenn die bearbeitenden Personen ständig wechseln, hat Chorus eine Art Gedächtnis. Dafür werden alle Personen, die an einer Konversation beteiligt sind angehalten, eine Liste aktuell zu halten, auf der die acht wichtigsten Punkte angeführt sind, die gerade zur Diskussion stehen. Das System funktioniert in Tests so gut, dass die Forscher Chorus schon bald in bestehende Systeme integrieren wollen. Außer als Siri-Ersatz könnte Chorus beispielsweise bei Support-Hotlines zum Einsatz kommen.
Allerdings müssen die Wissenschaftler noch an Kontrollsystemen arbeiten, die verhindern, dass sich Chorus bei komplexen Fragen nicht einig ist. Das Problem ist aus einem anderen Projekt aus Rochester bekannt. Wird die Steuerung eines Roboters an die Crowd übergeben, kollidiert die Maschine ab und an mit Hindernissen, weil die Hälfte der Menge nach links, die andere aber nach rechts fahren will. Das kann im übertragenen Sinn auch Chorus passieren. (pte)

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