„Mentoring verkehrt“ gegen Gender-Stereotypen in der IKT

Ein Reverse-Mentoring-Forschungsprogramm an Schulen hilft, die Chancengleichheit von Mädchen zu fördern. [...]

Wer gerne mehr Frauen in IKT-Berufen sehen möchte muss auch dafür sorgen, dass schon die Mädchen an den Schulen Zugang zu dem Thema erhalten und sich dafür interessieren. Doch damit ist es leider oft noch nicht getan. Der Grund: Klassische Rollenbilder sind tief verwurzelt, in den einzelnen Menschen wie in der gesamten Gesellschaft. MOVES, das Zentrum für Gender und Diversität, startet deshalb gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich ein zweijähriges Forschungs- und Entwicklungsprojektprojekt und implementiert erstmalig an österreichischen Schulen ein sogenanntes Reverse-Mentoring-Programm. Ein derartiges Konzept bietet neue Möglichkeiten, die Chancengleichheit von Mädchen zu fördern, indem es auf deren Ressourcen und Kompetenzen fokussiert und so zu einem Perspektivenwechsel bzw. der Dekonstruktion von Gender-Stereotypen in der IKT beitragen kann.

REVERSE MENTORING

Reverse-Mentoring hat seine Wurzeln im klassischen Mentoring, also einer Förderbeziehung zwischen einer erst in Ansätzen etablierten Person und einer bereits erfahrenen Person bezeichnet. Jedoch wird das übliche Konzept des Mentoring umgekehrt: an sich weniger erfahrene Personen, die jedoch über eine hohe Kompetenz in einer bestimmten Thematik verfügen, übernehmen die Rolle von Mentoren und Mentorinnen. Reverse-Mentoring ist international eine erprobte und – besonders in der IKT – vielfach angewandte Methode, bisher vor allem in Unternehmen als Managementtool und Personalentwicklungsmaßnahme. Beispiele für Reverse-Mentoring an Schulen gibt es aber nur vereinzelt und wenn überhaupt dann nur international.

„Wir stellen mit dem Reverse-Mentoring-Ansatz nicht die – vermeintlichen – Defizite von Mädchen und jungen Frauen in das Zentrum unserer Forschungsarbeit, sondern ihre zweifellos vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen“, so Projektleiterin Dr. Sabine Zauchner-Studnicka. Schülerinnen im Alter von 16 bis 17 Jahren übernehmen, begleitet durch das wissenschaftliche Team, die Rolle von IKT-Mentorinnen für ihre Lehrer oder Eltern. Dadurch trägt das Projekt nicht nur auf individuellen Ebenen zur Erhöhung von IKT-Kompetenzen bei, sondern bietet auch allgemein Ansatzpunkte zur Dekonstruktion von Gender-Stereotypen in der IT. „Ein anderes, aktuelleres Bild der Technik, kann so entstehen“, ergänzt Dr. Evelyn Süss-Stepancik von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich.

Das Projekt wird von MOVES-Zentrum für Gender und Diversität koordiniert, gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich durchgeführt und vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen der Programmlinie Talente – FEMtech Forschungsprojekte der FFG finanziell gefördert. (pi/rnf)


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