MES-Reifegradanalyse als Schlüssel für die Smart Factory

Eine saubere Datenbasis auf Shop- und Topfloorebene ist unumgänglich, um an den durch „Manufacturing-X“ geplanten Datenräumen auch wirklich partizipieren zu können. Zudem speist sie das Manufacturing Execution System (MES), einen der zentralen Bausteine einer Smart Factory. [...]

Die Datenbasis im Shop- und Top-Floor entscheidet darüber, ob die digitale Transformation gelingen kann. (c) Unsplash

Generell ermöglicht das MES als Verbindungsebene zwischen Top- und Shopfloor – angereichert mit logistischen Daten aus dem ERP-System – die Optimierung von Fertigungsprozessen, das proaktive Erkennen von Problemen, aussagekräftige Analysen sowie fertigungsrelevante KPIs.

Der Datenaustausch zwischen dem ERP-System und dem MES erfolgt über bidirektionale Schnittstellen. Eine einheitliche Festlegung über Art und Umfang der Kommunikation lässt sich jedoch ohne eine vorhergehende und gewissenhafte Analyse der Situation im jeweiligen Unternehmen kaum treffen.

Durch die gebündelte Expertise von ERP und MES können in einer Reifegradanalyse Potenziale – unter Berücksichtigung der Ausgangssituation des Unternehmens – beim Einsatz eines MES ausgearbeitet und gleichzeitig direkt die passenden Lösungsszenarien skizziert werden. So können sehr schnell Schritte zu mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit in der Fertigung sowie auf dem Weg zur Smart Factory und zu künftigen Datenräumen der Industrie 4.0 unternommen werden.

Daten als Basis

„Die Datenbasis im Shop- und Top-Floor entscheidet darüber, ob die digitale Transformation gelingen kann. Sie muss Maschinendaten genauso wie Betriebsdaten aus den Bedienterminals von Mitarbeitern in der Fertigung, die Vielzahl an Personaldaten sowie alle Qualitätsdaten aus Prüfroutinen und Stichproben enthalten. Dabei gilt: Nur wenn die IST-Daten vollständig und korrekt erfasst werden, verfügen Produktionsunternehmen über ein realistisches Abbild ihrer Fertigung und damit die Chance auf deren Optimierung und Potential für neue digitale Geschäftsmodelle. Mittel- und langfristig führt das zu geringeren Kosten, effizienteren Prozessen, aber auch zu hochwertigeren Produkten, einer höheren Kundenzentriertheit und -zufriedenheit“, sagt Hans-Günter Thielker, Industry Consultant MES bei proALPHA.

Die ERP+ Experten von proALPHA empfehlen die folgenden Maßnahmen zur Erstellung einer Reifegradanalyse:

  1. Ziele definieren
    Die Geschäftsleitung, die Anwender in den Fachbereichen und die durchführende IT müssen sich verständigen – es gilt, ein gemeinsames Bewusstsein zu entwickeln und darauf aufbauend realistische Ziele zu definieren. Sobald Einigkeit in Bezug auf die Ausgangssituation besteht, lassen sich diese Ziele für das Unternehmen unproblematisch definieren.
  2. Durchführung einer IST-Analyse
    Die konkrete Bewertung des aktuellen MES-Reifegrades erfolgt mittels Lean-Manufacturing-Methoden zur Reduzierung von Verschwendung im Herstellungsprozess. Insbesondere die Material-, Prozess- und Informationsflüsse am Shop-Floor sowie der IT-Infrastruktur und des Datenmanagements müssen überprüft werden. Oft finden sich unnötige Transporte und Bewegung von Personen, Geräten oder Maschinen; überschüssige Lagerbestände; wartende, inaktive Mitarbeiter; ungenutzte Anlagen und Ausrüstung; eine Überproduktion von Waren; den Einsatz größerer Ressourcen als nötig sowie Mängel, für deren Behebung wiederum Ressourcen erforderlich sind. Die Ergebnisse der Analysen können beispielsweise mit der proALPHA MES+ Score Card und dem Reifegradmodell proALPHA MES+ zusammengefasst werden.
  3. Ausarbeiten von Use Case
    In einem nächsten Schritt geht es um die Beschreibung und Finalisierung der wichtigsten drei bis fünf MES- Anwendungsfälle für das Unternehmen. Das beginnt bei der Problembeschreibung, erstreckt sich über die MES-Funktionen hin zum Nutzerziel und leitet über zum anschließenden Roll-out.
  4. Potenzial-Analyse und Priorisierung
    Weiter geht es mit der Aufnahme, der Bewertung und Priorisierung der Potenziale, die sich aus dem Einsatz eines MES in der Produktion ergeben. Die Ergebnisse werden anhand einer Entscheidungsmatrix, die unter anderem den Return on Investment (ROI), Balanced Scorecard und das Portfolio miteinbezieht, zusammengefasst.
  5. Entwicklung einer Roadmap
    Auf Basis der Ergebnisse aus IST- und Potenzial-Analyse lässt sich eine Roadmap ableiten, die den genauen Phasenablauf mit MES-Funktionen und Reifegrad-Umsetzung definiert.
  6. Projektinitialisierung
    Mittels Projektmanagement sowie den bisherigen Ergebnissen aus dem Audit kann die Projektinitialisierung für einen Roll-out vorbereitet werden. Im selben Atemzug wird die weitere Vorgehensweise definiert.

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