Metaversum 2023 – Neues Terrain, alte Gefahren

Das Metaverse ist derzeit der angesagteste Cyberspace – die Erwartungen daran sind hoch. Die wachsende Popularität lockt aber auch vermehrt Cyberkriminelle an. [...]

Foto: Riki32/Pixabay

Das Metaversum vor allem ein gemeinsam genutzter, physisch beständiger virtueller Raum, der mit virtuellen Welten und Augemented/Mixed Reality angereichert ist. Das Ergebnis ist ein digitaler Ort, in dem sich Menschen treffen und miteinander in einer realitätsähnlichen Weise interagieren können.

Potenziell birgt das die Möglichkeit, in einer alternativen Realität zu leben, zu kommunizieren, zu arbeiten, zu spielen und zu konsumieren. Und genau das ist die Absicht der Anbieter dieser virtuellen Landschaft: ein abgeschlossenes Ökosystem zu schaffen, in dem Menschen Geld ausgeben.

Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Anwendungsmöglichkeiten für das Metaverse – auch für den öffentlichen Bereich. Regierungen könnten den Raum zum Beispiel nutzen, um virtuelle Rathäuser bereitzustellen.

Keine Warteschlangen mehr, um mit einem Beamten zu kommunizieren und ein Dokument bearbeiten zu lassen. Denkbar ist auch, dass Bürger und Sachbearbeiter trotzdem noch miteinander interagieren – nur halt virtuell.

Andere Anwendungsfälle sind Schulungen und Simulationen. Insgesamt sind die Einsatzmöglichkeiten des Metaversums enorm, und es liegt an den Regierungen, zu entscheiden, wie sie diese Technologie am besten zum Nutzen ihrer Bürger einsetzen.

Was sind die potenziellen Risiken?

Da das Metaversum aber virtuell ist, unterliegt es vielen der Cyberrisiken wie andere Online-Umgebungen auch, z. B. Hackerangriffe, Malware und Phishing. Darüber hinaus birgt das Metaversum einige spezielle Risiken, z. B. die Möglichkeit, dass Nutzer aufgrund ihrer virtuellen Aktivitäten und Erfahrungen Ziel von Cyberangriffen werden.

Dazu könnten Angriffe gehören, die darauf abzielen, virtuelle Vermögenswerte wie virtuelle Währung oder virtuelles Eigentum zu stehlen oder den Betrieb des Metaverse selbst zu stören.

Ein weiteres Risiko im Metaversum ist die Verletzung der Privatsphäre der Nutzer. Da es sich bei dem Metaverse um eine virtuelle Umgebung handelt, sind sich die Nutzer möglicherweise weniger bewusst, dass ihre persönlichen Daten ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung gesammelt und verwendet werden können. Das geschieht beispielsweise durch die Erfassung sensibler Daten wie Standort, Surfgewohnheiten und persönliche Vorlieben, die dann für gezielte Werbung oder andere Zwecke missbraucht werden.

Im Falle öffentlicher Dienste steht hinter jedem Nutzer ein Bürger, und das birgt ein gefährliches Risiko: die Übernahme von Konten oder Identitätsdiebstahl. Eine gestohlene Identität ermöglicht eine Vielzahl “kreativer” Anwendungsfälle, wie die Eröffnung neuer Konten auf den Namen des Opfers, z. B. Kreditkarten- oder Bankkonten, und die Nutzung dieser Konten für Einkäufe oder Geldabhebungen.

Die Beantragung von Krediten unter Verwendung der persönlichen Daten des Opfers und das Versäumnis, diese Kredite zurückzuzahlen, kann dazu führen, dass die Kreditwürdigkeit des Opfers beeinträchtigt wird und es zu rechtlichen Schritten kommt. Virtueller Schabernack kann zu realen Gefängnisaufenthalten führen.

Cyberkriminelle könnten die persönlichen Daten des Opfers auch für andere illegale Aktivitäten nutzen, die von Betrug bis hin zu Spionage reichen. Das ist alles andere als Science-Fiction.

Ein kurzer Blick auf die berüchtigten Marktplätze im Dark Web zeigt, dass bereits unzählige Identitäten zum Verkauf stehen. Das Metaversum wäre eine andere Methode der Kommunikation, aber es gelten die gleichen Konzepte und Regeln.

Insgesamt sind die mit einem Identitätsdiebstahl verbundenen Risiken erheblich und können für das Opfer schwerwiegende Folgen haben. Es ist wichtig, dass der Einzelne Maßnahmen zum Schutz seiner persönlichen Daten ergreift und auf Anzeichen für einen Identitätsdiebstahl achtet.

Vorsicht bei Kryptowährungen und NFTs

Nicht zuletzt bringt ein virtueller Raum wie das Metaverse einige Konzepte mit sich, die bestenfalls abstrakt klingen – wie der Besitz von virtuellem Territorium oder Kunst in Form von non-fungible Token (NFTs). Diese virtuellen Güter werden mit Kryptowährungen bezahlt.

Und während Geld, das durch Kreditkartenbetrug verloren geht, regelmäßig erstattet wird, wird dies bei Monero oder Ethereum nicht passieren. Verloren ist verloren, da es selten eine Spur gibt, der man folgen kann.

Die Verknüpfung der Punkte zeigt Risiken auf, die weit über Kontoübernahmen hinausgehen. Ein geschlossenes System wie das Metaverse lädt Menschen dazu ein, in ihren Blasen zu bleiben, und Blasen sind anfällig für Propaganda.

Wenn man bedenkt, dass Regierungen notorisch langsam bei der Übernahme von Technologien sind, könnten wir uns in einem unkontrollierten Vakuum wiederfinden, das massive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben könnte.

Möglichkeiten = Gefahren

Insgesamt bietet das Metaversum neue Möglichkeiten und Herausforderungen für Einzelpersonen, Organisationen und den öffentlichen Sektor. Die Nutzer müssen sich der potenziellen Risiken bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um sich und ihre virtuellen Güter zu schützen.

Dazu gehören die Verwendung sicherer Passwörter, die Vermeidung verdächtiger Links, E-Mails und virtueller Elemente sowie ein vorsichtiger Umgang mit den persönlichen Daten, die im Metaversum geteilt werden.

Eines sollte klar sein – normale Bürger wie Cyberkriminelle betreten das Metaverse gleichermaßen. Das Verbrechen macht also auch vor neuen Welten keinen Halt. Das erfordert vor allem auf unbekanntem Terrain eine erhöhte Wachsamkeit.

In der Unternehmens-IT wird den Benutzern über viele Jahre lang beigebracht, nicht auf jedes Katzenbild zu klicken, das sie finden. Im Metaversum ist diese Katze dreidimensional, animiert und spricht möglicherweise. Da kann es leicht passieren, dass man unachtsam wird.

powered by www.it-daily.net


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*