Microsoft-Forscher haben sich in Zusammenarbeit mit "The New Yorker" einer der größten Herausforderungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) gestellt: Sie versuchen einem Computer klarzumachen, was lustig ist. Konkret betrachtet das Programm Bildunterschriften für Cartoons, die Leser im Rahmen eines beinahe wöchentlich stattfindenden Wettbewerbs einsenden. Inzwischen erkennt die KI gut genug, was Redakteure witzig finden, so dass es zumindest bei der Vorauswahl helfen könnte, berichtet "Bloomberg". [...]
Seit rund zehn Jahren ist auf dem Rückcover des New Yorker meist ein Schwarz-Weiß-Cartoon ohne Worte zu finden. In der Folgeausgabe wird dann die witzigste Bildunterschrift aus derzeit etwa 5.000 Leser-Einsendungen veröffentlicht. Das Archiv all dieser Bilder und Texte bildet die Basis für die Arbeit des Microsoft-Research-Teams um die Informatikerin Dafna Shahaf.
Die Forscher haben ihre KI mit Cartoons, dazu passenden Schlagwörtern für die Bildbeschreibung sowie nach ihrer Witzigkeit (gemäß New Yorker) gereihten Bildunterschriften gefüttert. So hat diese gelernt, die Text-Vorschläge zu Cartoons zu bewerten – und macht dabei einen akzeptablen Job.
Einer Studie nach, die diese Woche im Rahmen der 21st ACM SIGKDD Conference on Knowledge Discovery and Data Mining näher vorgestellt wird, wählt die KI aus zwei vorgegebenen Bildunterschriften in etwa zwei Dritteln der Fälle die lustigere. Bei größeren Datensätzen wird die computerisierte Witzigkeits-Analyse noch interessanter.
Nimmt die Software alle eingesandten Vorschläge für einen Cartoon her, finden sich im Schnitt sämtliche Favoriten der Redakteure in den ersten 55,8 Prozent des Computer-Rankings. Die Microsoft-Entwicklung könnte also potenziell etwa 2.200 weniger lustige Einsendungen vorausscheiden. Von dieser Möglichkeit, per Software schlechte Scherze auszusortieren, gibt sich auch Bob Mankoff, Cartoon-Redakteur des New Yorker beeindruckt.
Mankoff geht zwar davon aus, dass Computer nie witziger sein werden als Menschen. Wenn aber die KI fast die Hälfte der Einsendungen eliminieren könnte, wäre das gut für seine Assistenten. Die brennen bislang nämlich recht schnell aus. „Der Prozess, sich 5.000 Bildunterschrifts-Einsendungen pro Woche anzusehen, zerstört ihren Verstand meist in rund zwei Jahren“, meint Mankoff.
Die Forschungsarbeit „Inside Jokes: Identifying Humorous Cartoon Captions“ kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden. (pte)
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