Microsoft will angeblich den Edge-Browser einstampfen

Microsoft arbeitet offenbar an einem Chromium-basierten Browser für Windows 10. Das neue Tool soll den erfolglosen Internet-Explorer-Nachfolger Edge ersetzen. [...]

Microsoft Edge für iOS und Android.
Microsoft Edge für iOS und Android. (c) Microsoft

Microsoft hat einfach kein Händchen für Web-Browser: Mit dem Start von Windows 10 und dem dazugehörigen Edge-Browser versprachen die Redmonder eine gänzlich neue Nutzererfahrung im Netz. Seither siecht der Nachfolger des verteufelten Internet Explorers vor sich hin. Trotz energischer Bemühungen seitens Microsoft konnte die Lösung keine nennenswerte Anhängerschaft hinter sich ersammeln. Aktuell verwenden laut Netmarketshare lediglich 4,2 Prozent der Desktop-Nutzer Edge. Damit liegt der Browser sogar deutlich hinter dem Internet Explorer, auf den immerhin 9,6 Prozent abfallen.

Jetzt will Microsoft offenbar einen Schlussstrich unter das Kapitel Browser-Entwicklung ziehen. Darauf deuten unter anderem Beiträge von Microsoft-Mitarbeitern im Chromium Gerrit hin. Außerdem berichtet das für gewöhnlich gut informierte Portal „Windows Central“, dass Microsoft an einem neuen ChromiumBrowser mit dem Codenamen Anaheim arbeitet.

Ob Anaheim allerdings als völlig neue Lösung an den Start gehen soll, oder ob lediglich eine angepasste Rendering-Engine in Edge implementiert wird, ist derzeit unklar. Letztere Option wäre aus Sicht der Produktstrategie sicherlich die bessere Wahl, um die bisherige Nutzerschaft nicht auch noch zu vergraulen. Außerdem setzt Microsoft auf anderen Plattformen wie Android oder iOS ebenfalls auf diesen Ansatz: Die mobilen Edge-Pendants nutzen die jeweils native Rendering-Engine der Betriebssysteme im Zusammenspiel mit einer von Microsoft angepassten Nutzeroberfläche.

Mit dem Wechsel der Rendering-Engine von EdgeHTML auf die Chromium-Basis könnte Microsoft auf einen Schlag zahlreiche Kompatibilitätsprobleme umschiffen und damit eine saubere Performance des Browsers auf den meisten Webseiten sicherstellen.

Da Google Chrome den weltweiten Browser-Markt dominiert, optimieren die meisten Seitenbetreiber ihr Webangebot auf die Lösung aus Mountain View. Entsprechend geschmeidig surft es sich mit dem GoogleBrowser im Netz. Das machen sich auch viele weitere BrowserHersteller zunutze. So basieren etwa auch Opera, Vivaldi sowie der Brave-Browser auf Chromium.

Wann der Wechsel auf Anaheim erfolgen könnte, ist momentan noch nicht gewiss. Windows Central geht jedoch davon aus, dass Microsoft bereits in der aktuellen Insider Preview von Windows 10 im Fast Ring mit den ersten Tests für den Browser beginnen werde.

Zu viel Chromium ist schlecht für das Netz

Das Ende von Edge beziehungsweise EdgeHTML mag zwar für die Nutzerschaft einen kurzfristigen Zugewinn an Komfort bedeuten, für das Internet an und für sich, könnte der Abgang allerdings weniger positiv ausgehen.

Denn mit dem Wegfall einer weiteren Engine baut Chromium seine Dominanz auf dem globalen Browser-Markt weiter aus. Für Seitenbetreiber wird es daher immer uninteressanter, ihre Dienste auch für andere Lösungen wie Firefox oder Safari zu optimieren beziehungsweise universell gängige Seiten zu entwickeln.

Wer eine optimale Nutzererfahrung im Netz erleben möchte, ist im Umkehrschluss dazu gezwungen auf einen ChromiumBrowser zu wechseln. Und diese Open-Source-Basis wird immer noch massgeblich von Google entwickelt, das den Hauptteil seiner Einnahmen aus Werbeerlösen im Netz generiert. Der ChromeBrowser dient dabei mitunter als Werkzeug, das die Werbeelemente möglichst nahtlos und zielgerichtet an die Nutzerschaft verteilt. Datenschutzbelange treten hier in den Hintergrund.

Es bleibt also zu hoffen, dass Firefox, Safari und die zahlreichen Nischen-Browser auf Webkit-Basis sich eine treue Nutzergemeinde erhalten, um damit ein offenes und universelles Internet zu bewahren.

*Der Autor Stefan Bordel ist Redakteur von PCtipp.


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*