Der Mobile World Congress konnte bei Besuchern und Ausstellern an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen. Es waren auch wieder mehr Smartphones zu sehen als im Vorjahr. [...]
Endlich war wieder fast alles wie früher: Das ist das Fazit vieler Teilnehmer des diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona. Mit 88.500 Besuchern vor Ort konnte der Veranstalter GSMA wieder rund 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreichen. Vor allem in den Hallen der Netzbetreiber, Hardware-Hersteller und großen Ausrüster war das Gedränge groß.
Mit über 2.400 Ausstellern war die Auswahl ebenfalls üppig, auch wenn einige früher sehr präsente Hardware-Hersteller wie Sony nicht mehr kamen. Auch die Präsentationen auf den Ständen wirkten weniger spektakulär als vor einigen Jahren und intensiver auf Inhalte wie Nachhaltigkeit ausgerichtet. Wie zentral das Netzwerken zwischen den Teilnehmern für den MWC war, belegen die im Schnitt rund 10.000 Meetings, die über die offizielle App durch die MWC-Teilnehmer täglich vereinbart wurden.
Der spanische König Felipe eröffnete die Messe. Treffen konnte man auch viele Größen der Mobilfunkbranche, von denen einige Keynotes hielten. Ein Thema, das angeregt diskutiert wurde, ist die Gerechtigkeit bei der Nutzung der Netze. Der Vorwurf, den unter anderem Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas erhebt: Große Streaming-Dienste wie Netflix oder YouTube würden die Netze stark belasten, ohne dass sie dafür zahlen.
Das gilt laut Haas besonders für die kostenlose Version von YouTube Music, die neben Musik zusätzlich Videos ausspielt, um Werbung zu schalten, selbst wenn diese gar nicht konsumiert werden. Nicht mehr als fünf Unternehmen würden mit ihren Daten zusammen 55 Prozent des Internet-Verkehrs verursachen, sagte Christel Heydemann, Chefin des französischen Telekommunikationsanbieters Orange, in ihrer Keynote. Unterstützung gab es auch vom EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton, der eine Abgabe ins Spiel brachte, die dem Netzausbau in Europa zugute kommen soll.
Das sehen die Streaming-Betreiber natürlich anders, Netflix-Chef Greg Peters erklärte in seiner MWC-Keynote, dass gerade Angebote wie das seines Unternehmens den Netzbetreibern erst Einnahmen bescherten, die sie mit Telefonie und Nachrichten gar nicht mehr erwirtschaften könnten. Dass Endkunden immer mehr breitbandige Dienste nachfragen, liege vor allem an attraktiven Inhalten, die sie streamen können.
Angesichts dieser lauten Diskussion traten andere Themen weiter zurück, etwa die immer noch präsente Frage nach dem Verhältnis zwischen den USA, Europa und China. Nach neuen Sanktionsankündigungen durch die USA nimmt auch der Druck auf die deutsche Regierung zu, mehr gegen Technik chinesischer Ausrüster wie Huawei und ZTE in deutschen Netzen zu unternehmen.
Auf dem MWC gab es dazu keine offiziellen Reaktionen, unter der Hand hieß es aber von Netzbetreibern, dass man kaum auf Huawei verzichten könne, da deren Technologie hinsichtlich Preis und Leistung besser abschneide als die von Nokia und Ericsson. Auf der Messe demonstrierte Huawei mit dem bisher größten Auftritt in fast der ganzen Halle 1 noch einmal seine Stärke.
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