Mobilfunker für massiv weniger Markt-Regulierung

"Ein Großteil der Regulierung gehört abgeschafft", forderte Montagabend "Orange"-Chef Michael Krammer bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Mobilfunk-Technologien. [...]

„Ein Großteil der Regulierung gehört abgeschafft“, forderte Montagabend „Orange“-Chef Michael Krammer bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Mobilfunk-Technologien. Mit dem derzeit noch offenem Zusammenschluss von „3“ und „Orange“ seien insgesamt fünf Behörden in Österreich und bei der EU beschäftigt, da sei es ein Wunder, „dass die Wirtschaft überhaupt noch funktioniert“, meinte er.
Er stieß dabei auf einhellige Zustimmung der Mitbewerber. „Wir brauchen nicht mehr Regulierung, wir brauchen mehr Infrastruktur“, mahnte etwa Hannes Ametsreiter, Chef von Marktführer A1, ein. Der neue T-Mobile-Boss Andreas Bierwirth verglich die Situation mit Deutschland, das technologisch schon weiter sei, obwohl Österreich einst führend beim Mobilfunk war. Sein deutscher Landsmann Jan Trionow (CEO „3“) ergänzte: „Wir brauchen keine Förderungen, wir brauchen mehr Leine.“

Sabine Joham-Neubauer, Vertreterin des Verkehrsministeriums am Podium, und Kurt Reichinger, Vertreter der Regulierungsbehörde RTR, meinten unisono, dass sie zwar Verständnis für die Sorgen der Mobilfunkindustrie hätten, aber das novellierte Telekommunikationsgesetz eben mehr Wert auf Konsumentenschutz lege, und das sei gut so. Joham-Neubauer erinnerte daran, dass der Investitionsschutz ohnehin ein Bestandteil des Gesetzes sei.
Reichinger meinte in Richtung der Netzbetreiber, dass das Gesetz ausdrücklich die Förderung des Wettbewerbes vorsehe. Die Dynamik des Marktes sei auch eines Folge dieses Wettbewerbes, spielte er auf den harten Preiskampf in Österreich an.
Dieser werde auf Tarifseite auch weiter andauern, versicherten Ametsreiter und seine Kollegen. Bei den Datendiensten werde aber künftig wohl mehr nach der tatsächlich verbrauchten Datenmenge abgerechnet werden. Teurer hingegen könnte die Handyanschaffung werden. Krammer rechnete vor, dass ein Apple iPhone mit rund 300 Euro gestützt wird – wodurch es Marktanteile habe, die es ohne Stützung nie erreichen würde. Es wäre ohne Subventionierung dort, „wo es hingehört, im Luxussegment“, so Krammer.

Derzeit prüfen EU und heimische Behörden die Übernahme von „Orange“ durch „3“, bis zum 21. Dezember soll eine Entscheidung aus Brüssel vorliegen. Alle vier Netzbetreiber sind sich einig, dass der kleine Markt Österreich keine vier Betreiber verträgt – was die Behörden bisher aber nicht überzeugt hat. Umso mehr sorgte gestern ein kleines technisches Hoppala für einen Lacher im Studio 44 in Wien: Kurze Zeit nachdem T-Mobile-Chef Bierwirth – vormals AUA-Vorstand – am Podium Platz nahm gab sein Sessel nach, was manche schon als Zeichen für eine Marktbereinigung deuteten. Auch ansonsten herrschte heitere Stimmung zwischen den Wettbewerbern. Als Krammer ein neu gelaunchtes Angebot von A1 lobte, bot ihm Ametsreiter spontan eine SIM-Karte an.


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