Möbel shoppen im Metaverse bei JD.com und Alibaba

Im chinesischen Möbelhandel verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Metaverse. Plattformen wie JD.com und Alibaba verkaufen Möbel für die echte und die virtuelle Welt. [...]

Foto: Alibaba

Passt das neue Sofa ins Wohnzimmer? Und die Stühle zum Sofa? Und die Wandfarbe zum Bezug? Diese klassischen Fragen des Möbelkaufs werden in China längst im Metaverse beantwortet. JD.com hat eine digitale Plattform für das Metaverse entwickelt, auf der Kunden Möbel und Deko-Artikel in einer virtuellen Umgebung entdecken können. Die Plattform arbeitet dafür mit über 1.000 Möbelherstellern zusammen, um 3-D-Modelle für über 100.000 Produkte virtuell präsentieren zu können.

Auch die Alibaba-Tochter Tmall nutzt das Metaverse, um in Zusammenarbeit mit Offline-Möbelhändlern virtuelle Showrooms im Metaverse zu erschaffen. Die Kunden können die Produkte dabei im virtuellen Metaverse-Store von Tmall anschauen, sie aber eben auch direkt in ihren virtuellen Häusern aufstellen.

Wer sein Haus dabei als digitale Kopie seiner realen Behausung in der wirklichen Welt anlegt, kann auf diese Weise im Metaverse direkt ausprobieren, wie ein Möbelstück im eigenen Wohnzimmer aussehen würde.

Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Metaverse immer mehr: Denn die meisten der 3-D-Modelle sind nicht nur ein Abbild ihrer realen Vorlagen, sie können auch als NFT gekauft und in den digitalen Häusern im Metaverse platziert werden.

Digitale Möbel für digitale Häuser

Tatsächlich folgt in diesem Beispiel der Handel mit realen Gütern auf den mit digitalen Produkten – und nicht umgekehrt. Zu Beginn des Metaverse-Hypes vor gut zwei Jahren war „Land“-Besitz in der virtuellen Welt ein begehrtes Gut: Über 500 Millionen US-Dollar wurden 2021 für Grundstücke im Metaverse ausgegeben. 2022 sank der Preis zwar deutlich, aber dennoch entstand weiterhin eine Vielzahl von virtuellen Behausungen auf den verschiedenen Metaverse-Plattformen.

Und all diese Häuser wollen ja angemessen eingerichtet werden – da war es kein weiter Schritt bis zu den ersten Möbel-NFTs. Gibt es aber erst einmal eine 3D-Version eines realen Produkts, ist es bis zum Verkaufsabschluss in der echten Welt auch nicht mehr weit. Dafür holen JD.com, Tmall und Co. Hersteller und Händler ins Boot, die ohne die Unterstützung dieser Plattformen nicht so einfach im Metaverse Fuß fassen würden.

Unterstützt werden sie zudem von der chinesischen Regierung: Im November 2022 veröffentlichte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie einen Plan zur Integration der VR-Technologie in industrielle Anwendungen. Dieser Plan sieht ein Marktvolumen für die VR-Industrie in China von über 350 Milliarden Yuan bis 2026 vor; dafür sollen 100 neue Unternehmen mit starkem Fokus auf das Metaverse entstehen. Die Möbelhäuser im Metaverse sind da nur ein erster Schritt.

*Ingrid Lommer ist die Plattform-Expertin der INTERNET WORLD-Redaktion. Sie behält Online-Marktplätze in Deutschland, Europa und der Welt im Blick, verfolgt die aktuellsten Änderungen auf dem Amazon-Marktplatz und späht mögliche Verfolger aus – weshalb sie auch Marktplatz-Anwandlungen von TikTok, Shopify oder Meta hochspannend findet. Ihre Expertise vertieft sie alle zwei Wochen beim Talk mit Valerie Dichtl im Podcast-Format „Let’s talk Marketplace“. Natürlich ist sie deshalb auch Ansprechpartner Nummer 1, wenn es um die Ausgestaltung von Plattform-Themen auf den Events ihres Verlags geht. Dabei liegt ihr besonders der Austausch und das Networking innerhalb der Community der „Marktplatz-Menschen“ am Herzen.


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