Auch im Jahr 2023 investieren immer mehr Unternehmen in Cloud Computing. Dabei wird der Einsatz von Multi-Clouds in einer wachsenden Zahl von Organisationen zur Norm. [...]
Die Analysten von 451 Research fanden heraus, dass 90 Prozent der Unternehmen Cloud-Angebote von mindestens zwei Anbietern nutzen, während 45 Prozent fünf bis zehn Cloud-Anbieter einsetzen. Damit ist die Nutzung von Multi-Cloud zum Mainstream geworden.
Gartner definiert eine Multi-Cloud-Strategie als „die bewusste Nutzung von Cloud-Services mehrerer Public Cloud-Anbieter für dieselbe allgemeine Klasse von IT-Lösungen oder Arbeitslasten – fast immer Infrastructure as a Service (IaaS) und/oder Platform as a Service (PaaS), nicht Software as a Service (SaaS).“
Einige Unternehmen sind mehr oder weniger zufällig auf Multi-Cloud-Strategien gestoßen, sei es durch Übernahmen oder weil Tochtergesellschaften andere Clouds als die Mutterunternehmen nutzen. Oft gibt es eine strategische oder primäre Cloud, während andere eine taktische Rolle spielen, zum Beispiel als Backup oder zur Speicherung weniger sensibler Daten.
Multi-Cloud-Strategien stellen manchmal eine Herausforderung für die Verwaltung und den Betrieb dar, können aber bei richtiger Anwendung erhebliche Vorteile für Unternehmen bringen.
Chancen und Herausforderungen
Multi-Cloud-Architekturen unterstützen dabei, die vorteilhaftesten Funktionen verschiedener Plattformen zusammenzuführen und eine robuste Gesamtlösung anzubieten. Da Unternehmen selbst entscheiden, wo sie ihre Workloads bereitstellen, können sie mehrere Cloud-Anbieter für die Bewältigung bestimmter Aufgaben evaluieren und so die Bindung an einen Anbieter minimieren (Vendor Lock-in), bessere Verträge aushandeln und die Cloud-Kosten insgesamt senken. Durch die Möglichkeit, sich zwischen Hyperscalern zu bewegen, sind Unternehmen in der Lage, ihre Daten und Anwendungen flexibel und kosteneffizient zu verlagern.
Cloud Unternehmen greifen somit auf moderne, modulare Architekturen mit Mikrodiensten zu und nutzen Dienste aus mehreren Clouds. Multi-Cloud-Frameworks helfen auch bei Disaster Recovery und Business Continuity: Sie umgehen den Stillstand des Unternehmens, wenn es technische Probleme bei einem Anbieter gibt, indem sie einfach auf eine andere Cloud wechseln.
Die Mitarbeiter merken davon nichts, da dies komplett im Hintergrund abläuft. Außerdem lassen sich so Probleme mit niedrigen Latenzzeiten umgehen, denn Anwendungen in der Nähe der Nutzerbasis lassen sich ebenso über verschiedene Clouds bereitstellen, wie Arbeitslasten verlagern. Anbieter von Cloud-Lösungen (Cloud Service Provider, CSP) müssen die lokalen Compliance-Richtlinien einhalten. Durch die Einführung von Multi-Clouds sind Unternehmen in der Lage, lokale Daten-, Compliance- und Regulierungsanforderungen effektiv zu erfüllen.
Die Einführung der Multi-Cloud ist jedoch nicht für alle Unternehmen geeignet. Sie könnte zu Governance-Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Cloud-Kosten führen. Unternehmen müssen einheitliche Compliance-Richtlinien entwickeln und implementieren – dies ist in einer Multi-Cloud-Umgebung sicherlich komplizierter als bei Nutzung einer einzigen Cloud.
Ein komplexes Netzwerk, Konnektivitätslösungen, Integration und Überwachung von Multi-Cloud-Anwendungsarchitekturen sind ebenfalls eine Herausforderung für Unternehmen und ihre IT-Teams. Darüber hinaus kann die Einrichtung mehrerer kontinuierlicher Integrations- und Bereitstellungspipelines zu weniger Transparenz und damit zu möglichen Verzögerungen bei Übergängen zu Site Reliability Engineers (SRE) führt.
Auch die Multi-Cloud-Orchestrierung ist schwierig. Es sei denn, Organisationen implementieren Multi-Cloud-Management-Plattformen (CMP) von Drittanbietern. Eine weitere Hürde ist der Mangel an entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern und deren Fähigkeiten für die Verwaltung von Multi-Cloud-Umgebungen. Dieser Mangel lässt sich allerdings durch Umschulungen und Qualifizierungen von Teammitgliedern beheben.
Multi-Cloud-Strategien: die Zukunft von Unternehmen
Bevor ein Unternehmen eine Multi-Cloud-Strategie plant, sollte es unbedingt vier Faktoren berücksichtigen: Kompatibilität, Fähigkeit, Compliance und Kosten. Bei der Kompatibilitätsprüfung werden die vorhandenen Anwendungen auf ihre Migrationsfähigkeit hin untersucht und die neuen technologischen Anforderungen mit dem Angebot des CSP sowie der Technologie-Roadmap des Unternehmens abgeglichen.
Auch Compliance-Vorschriften hinsichtlich lokaler und globaler Anforderungen spielen ebenso eine Rolle wie die von CSPs angebotenen kommerziellen Konstrukte wie Investitionen, Hosting-Gebühren und die Übertragbarkeit von Softwarelizenzen.
Da Unternehmen ihre Cloud-Infrastruktur individuell anpassen, lässt sich eine Multi-Cloud-Management-Plattform unter Berücksichtigung von vier Funktionen standardisieren und rationalisieren. Erstens: Beobachtbarkeit (Observability) oder CMP-Fähigkeiten, um eine einheitliche Sicht für alle genutzten Cloud-Dienste zu bieten.
Die zweite Überlegung betrifft die Portabilität, das heißt die Fähigkeit, Arbeitslasten von einem CSP zu einem anderen zu verschieben, um regionalen Einsatzanforderungen gerecht zu werden. Drittens muss die Interoperabilität bewertet werden, um nahtlose Vorgänge wie Sicherheit, Datenwiederherstellung, Backup und Patching durchzuführen. Schließlich sollten Unternehmen die Möglichkeiten der Cloud-Orchestrierung berücksichtigen, um eine nahtlose Infrastruktur über mehrere Clouds hinweg zu gewährleisten.
Unternehmen in der digitalen Transformation erhalten durch die Entwicklung einer klaren Strategie für Multi-Cloud die besten Lösungen. Ein weiterer Vorteil: beschleunigte Cloud- und Digitalisierungsprozesse. Ein Multi-Cloud-Ansatz minimiert außerdem das Geschäftsrisiko. Er ermöglicht es Unternehmen, ihre Cloud-Anforderungen zu skalieren, und gibt ihnen die Möglichkeit, sich für die Lösungen zu entscheiden, die ihren Geschäftserfolg unterstützen.
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