MWC 2016: An der Schwelle zu 5G

Beim diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona steht – abseits von neuen Endgeräten – besonders ein Thema im Mittelpunkt: 5G, die mobilen Netzwerke der nahen Zukunft. Die Tests und Feldversuche der verschiedenen Konsortien und Hersteller zum LTE-Nachfolger sind schon weit fortgeschritten. [...]

Durch den Einsatz einer Vehicle to Everything (V2X-) Technologie sollen dramatisch reduzierte Latenzzeiten und deutlich höhere Übertragungsraten selbst bei schnell fahrenden Autos ermöglicht werden. So könnte unter anderem Software in kürzerer Zeit Over the Air (OTA) aktualisiert werden und die Infotainment-Systeme in Autos können Videos und andere Multimedia schneller herunterladen. Neben diesen „Bequemlichkeits-Upgrades“ könnte aber auch die Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug, von Fahrzeug zur Infrastruktur und von Fahrzeug zu anderen Verkehrsteilnehmern verbessert werden, was im Auto der Zukunft dabei helfen würde, Unfälle zu vermeiden.

ERSTER PROTOTYP

Natürlich arbeitet nicht nur das 5G Technology Forum am LTE-Nachfolger. Der chinesische Telekom-Hersteller ZTE und sein Partner China Mobile kündigten etwa jüngst offiziell ihren 5G-Hochfrequenz-Prototypen an, der bereits für den kommerziellen Einsatz entwickelt wurde. Der von ZTE entwickelte Prototyp läuft auf einer Trägerfrequenz von 15 GHz mit einer Bandbreite von 500 MB und verfügt über eine Hardwarestruktur mit leistungsfähiger Baseband Unit (BBU) und intelligenter Remote Radio Unit (RRU). Das kompakte Design mit Hochfrequenz- und Ultra-Breitbandfähigkeit optimiert die Leistung und bietet eine Multi-User Multiple Input Multiple Output (MU-MIMO)-Spitzen-Bitrate von 10 Gbps+. Zudem wird Beamforming-Technologie (Strahlausrichtung) verwendet, sodass mobile Endgeräte gezielt von mehreren Signalen erreicht werden können.

„NETZWERK-SCHNITTCHEN“ IN DEUTSCHLAND

Ein anderer chinesischer Konzern, Huawei, hat aus Anlass des MWC gemeinsam mit seinem Partner Deutsche Telekom die weltweit erste 5G E2E Network Slicing-Demo gezeigt. Die gemeinsame Demo fand im 5G:haus-Labor der Deutschen Telekom in Bonn statt. Sie sollte die Network Slicing-Technologie validieren, die für jedes denkbare Anwendungsszenarium nach Bedarf ein „Network Slice“ erstellen kann. Die Aufteilung eines Netzwerks in „Slices“ ermöglicht es den Diensteanbietern, diese „Netz-Abschnitte“ für die jeweiligen Dienste bezüglich Paramteren wie Geschwindigkeit und Kapazität individuell zu konfigurieren. Technologisch basiert das Konzept auf Software-Defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV).

Die Implementierung dieser 5G E2E Network Slicing-Technologie basiert auf Huaweis dienstorientierter Architektur und soll durch grundlegende Modularisierung des Kernnetzwerks und Trennung von Steuerebene und Benutzerebene ein lückenloses Network Slicing ermöglichen. David Wang, President von Huawei Wireless Network, erklärt: „Mit 5G Network Slicing lässt sich eine einheitliche physische Netzwerkinfrastruktur erzielen, um verschiedene Branchendienste zu unterstützen, darunter mobiles Breitband und vertikale Sektoren.“

PRE5G IN ÖSTERREICH

Wieder zurück zu ZTE – und zugleich zurück nach Österreich: Im Rahmen des Pre5G-Konzepts von ZTE werden typische 5G-Technologien bereits in 4G-Netzen eingesetzt, um die Belastung durch den Anstieg des Datenverkehrs in den Netzen der Telekommunikationsbetreiber zu mildern, bevor die Standardisierung der 5G-Technologien erfolgt. 2015 hat die Pre5G Massive MIMO (Multiple Input Multiple Output)-Basisstation von ZTE Feldtests in zahlreichen Betreibernetzen durchlaufen und soll nun in 2016 kommerziell in großem Umfang in Betrieb genommen.

Gemeinsam mit Hutchison Drei Austria hat der Netzwerkausrüster dieser Tage eine Absichtserklärung unterzeichnet, um den ersten Pre5G-Versuchsstandort in Europa zu errichten. Schon im Jahr 2010 hatte Drei ZTE als strategischen Partner mit der Modernisierung seines Funkzugangsnetzes (RAN) sowie des Kernnetzes beauftragt.

Dem Vernehmen nach soll dann 2020 auch in Österreich der Startschuss für 5G im „Echtbetrieb“ fallen. Mit etwas Glück entwickeln sich bis dahin die prognostizierten und die tatsächlichen Anforderungen an mobile Netze nicht zu weit auseinander. (rnf)


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