Nachhaltigkeit darf auch vor der IT-Welt nicht haltmachen

Die Digitalisierung ist in vielen Bereichen zugleich die Basis für mehr Nachhaltigkeit. Doch es gibt noch einigen Nachholbedarf – eine Chance für Verkäufer. [...]

Foto: 政徳 吉田/Pixabay

Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist beileibe nicht neu – doch bedingt durch die Ereignisse der vergangenen Monate hat er deutlich zugenommen. Der Ukraine-Krieg führt beispielsweise dazu, dass immer mehr Menschen Energie sparen wollen, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch achten Kunden beim Einkauf immer mehr auf Klimaschutzaktivitäten der Unternehmen, und dies gilt keineswegs nur für Verbrauchsgüter wie ­etwa Waschmittel. Die meisten Firmen haben dies erkannt und wollen ihre Ausgaben in ITK-Hardware und -Dienstleistungen entsprechend anpassen – um für ihre Kunden attraktiver zu sein, aber auch, um ihren Teil zum Umweltschutz beizutragen.

(Quelle: Telecom Handel)

Dies belegt eine IDC-­Studie: Demnach haben 38 Prozent der deutschen Unternehmen ein Nachhaltigkeitskonzept, weitere 40 Prozent haben zumindest einzelne Programme ins Leben gerufen. Getrieben wird das vor allem durch die schon genannte Kundennachfrage nach umweltfreundlichen Produkten, aber auch von dem Ziel der Verbesserung von Betriebs- und Produktionseffizienz. Fast alle von IDC befragten Organisationen gaben zudem an, ihre Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen zu wollen.

Dazu gehört neben der Ausrichtung auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (44 Prozent) vor allem die Zusammen­arbeit mit Lieferanten und Partnern, die ihre Nachhaltigkeitsziele teilen (41 Prozent).
Dies ist ein eindeutiger Aufruf auch an Systemhäuser, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Schließlich spielt Sustainability zunehmend einer Rolle bei der Wahl der Lieferanten – und auch der Dienstleister in der ITK-Branche.

Reseller können zudem mit Beratung punkten. Denn die Unternehmen sehen auch eine Reihe von Widrigkeiten bei der Erreichung ihrer Klimaziele.

Hürden beim Thema Klimaschutz

Als Hemmschuh nennt rund ein Viertel die schleppende Digitalisierung. Die fehlende Transparenz von Prozessen und Daten bremst ihrer Meinung nach Nachhaltigkeitsinitiativen. Eine Herausforderung ist für viele auch die Einbindung der Mitarbeiter auf der operativen Ebene (23 Prozent). Zudem mangelt es laut der Studie häufig am Bewusstsein dafür, wie Technologie die Steigerung von Nachhaltigkeit unterstützen kann (21 Prozent).

„Dass ­jedes fünfte Unternehmen in Deutschland offenbar keine klare Vorstellung hat, wie ITK in puncto Nachhaltigkeit konkret eingesetzt werden kann, überrascht zum einen“, sagt Elena Georg, Projektleiterin bei IDC. „Es passt aber auch ins Bild, wenn wir uns anschauen, wo deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung stehen.“

Bei rund 28 Prozent der von IDC befragten Firmen ist der Nachhaltigkeitsaspekt aber bereits heute fester Bestandteil der IT-Strategie, mit steigender Tendenz. Darüber hinaus will in den kommenden 24 Monaten knapp ein Drittel der Unternehmen mehr als 30 Prozent seines IT-Budgets in nachhaltige Produkte und Dienstleistungen investieren, die Hälfte der Unternehmen möchte immerhin zwischen zehn und 29 Prozent des Budgets nachhaltig ausgeben.

Investitionspläne der Unternehmen

So wollen viele Unternehmen unter anderem die Nutzungsdauer von ITK-Hardware verlängern. Diese wird aktuell in den Unternehmen nach wie vor über die Abschreibung und die Vertragslaufzeit definiert und nicht an der Leistung oder dem Verschleiß festgemacht. Smartphones etwa werden häufig alle zwei Jahre ausgetauscht, obwohl sie noch gut funktionieren.

Das Thema Lifecycle Management wird demnach künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen.

(Quelle: Telecom Handel)

Das ökologische Bewusstsein treibt aber auch das Geschäft mit der Cloud und mobile Anwendungen voran. Beide Dienste werden bei rund 35 Prozent der befragten Unternehmen für nachhaltige Projekte eingesetzt. Die größten Vorteile der Cloud werden vor allem in der Senkung der Energiekosten (40 Prozent) sowie der Verbesserung des CO2-Fußabdrucks (39 Prozent) gesehen.

Mehr als 60 Prozent der Unternehmen sind darüber hinaus der Ansicht, dass große Anbieter von Cloud-Rechenzentren besser in der Lage sind, ihre Rechenzentren nachhaltig zu betreiben, als sie selbst.

In den kommenden Jahren gehen die ­Unternehmen zudem von einem hohen Bedarf an neuer Software zur Begleitung und Unterstützung von Nachhaltigkeitsinitiativen aus. Sie wollen diese vor allem bei der
CO2-Bilanzierung/Kohlenstoffverfolgung (45 Prozent) nutzen.

Nachhaltigkeitsbezogene Messgrößen (KPI) sind ihrer Meinung nach das zentrale Mittel, um Maßnahmen evaluieren, steuern und effizient kommunizieren zu können.

Dass Nachhaltigkeit mehr ist als nur ein Trend, belegt die Studie mehr als deutlich – Reseller können davon profitieren.

*Waltraud Ritzer ist bei Telecom Handel für die Rubriken Business Solutions und Betrieb & Praxis verantwortlich. Ihre Schwerpunkte sind Telekommunikation, IT und E-Commerce. Die Bandbreite reicht dabei von modernen Kommunikationsplattformen wie Unified Communications und Collaboration (UCC) bis hin zu Lösungen aus der Cloud. Sie schreibt zudem für die Schwesterpublikationen Internet World Business sowie Com.


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