„Nasser“ Server verspricht günstige Kühlung

Die University of Leeds setzt erstmals einen neuartig flüssiggekühlten Server ein, der den Energieaufwand für die Kühlung um bis zu 97 Prozent senken soll. [...]

Dazu setzt der „nasse“ Server auf eine spezielle nichtleitende Flüssigkeit, in der sich die Komponenten des Rechners befinden. Forscher der Universität haben das Unternehmen Iceotope bei der Entwicklung des Systems unterstützt, das dank energieeffizienter Kühlung massive Einsparungen für Rechenzentren verspricht.

Das liegt daran, dass eine Luftkühlung durch ihren hohen Energieverbrauch auch gewaltige Kosten verursacht. „Die Kühlkosten über drei Jahre betragen Schätzungen zufolge das 1,5-Fache der Hardwarekosten“, erklärt Iceotope-CTO Peter Hopton im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext. Hält der neue Flüssigkühl-Ansatz, was er verspricht, ist das Sparpotenzial also gewaltig. Auch die Umwelt würde profitieren, da sich der Rechenzentren-bedingte Kohlendioxid-Ausstoß durch Kraftwerke drastisch verringern ließe.

Der Leistungsbedarf von Rechenzentren rund um die Welt betrug laut DatacenterDynamics 2011 etwa 31 Gigawatt – in etwa genug, um alle Haushalte in Großbritannien oder Frankreich zu versorgen. Davon entfällt ein großer Anteil auf die Kühlung, auf die nach IBM-Schätzung bei luftgekühlten Servern bis zur Hälfte des Stromverbrauchs entfällt. Das neue Serverdesign verspricht also einen großen Wurf in Sachen Stromsparen, denn der Energiebedarf für die Kühlung sinkt nach Schätzung der Entwickler um 80 bis 97 Prozent.

„Die Server können in viel unwirklicheren Umgebungen installiert werden“, betont zudem Hopton. Das System erfordert weder Staubfilter noch eine große Infrastruktur für die Lüftung. Erstes Feedback von Partnern deute darauf hin, dass die Installation dadurch so viel günstiger werde, dass dies schon die Mehrkosten für das Kühlsystem aufwiegen kann – noch vor den operativen Einsparungen. Möglich macht das eine Flüssigkeit names Novec, die von 3M hergestellt wird und bei Elektronik keine Kurzschlüsse verursacht. „Sie könnten Ihr Handy in ein Gefäß voll damit werfen und es würde einwandfrei funktionieren“, so Jon Summers vom Institut für Maschinenbau in Leeds.

Viel wichtiger ist Summers zufolge aber, dass die nicht brennbare Substanz Wärme 1.000 Mal besser leitet als Luft. Damit bildet sie die Basis für das hocheffiziente Kühlsystem. Das in Leeds nun erstmals in einem Produktiv-Server getestet wird und eigentlich einfach ausfällt. Die Flüssigkeit muss nicht einmal durch das System bewegt werden. Es ist lediglich eine einfache Pumpe nötig, damit Wasser durch einen sekundären Kühlkreislauf fließt, der Hitze aus der Spezialflüssigkeit abführt und dann über einen Wärmetauscher an einen tertiären Grauwasser-Kreislauf abgibt. Das bis zu 50 Grad warme Wasser kann dann beispielsweise für die Heizung verwendet werden.

Das verspricht einen zusätzlichen ökologischen Vorteil für das neue Kühlsystem. Am ehesten ein Öko-Stolperstein wäre, falls die Herstellung von Novec mit großem Dioxidausstoß verbunden wäre und damit den Vorteil im Betrieb aufwiege. Leider gäbe es dazu noch keine genauen Daten von 3M. „Die Flüssigkeit hat aber eine hohe Lebensdauer, mindestens 25 Jahre“, betont Hopton. Das sind einige Server-Lebenszyklen, weshalb Iceotope alte Blades zwecks Rückgewinnung und Wiederverwendung zurücknehmen wird – was wiederum im Sinne der Umwelt ist. (pte)


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