Der Video- und Streaminganbieter Netflix berücksichtigt bei seiner Preisgestaltung für einzelne Länder das Ausmaß der Piraterie. Das geht aus der aktuellen Telekonferenz zu den Quartalszahlen hervor. Beispielsweis ist Netflix in der Piraten-Hochburg Australien merklich günstiger als in den USA. Diese Form der Preisgestaltung ist Unternehmensvertretern zufolge eine Kampfansage an illegale Angebote - und erfolgreich im Kampf gegen die Piraterie. [...]
Schon seit längerem ist bekannt, dass Netflix sein Angebot für einzelne Länder auch nach örtlichen Piraterie-Vorlieben richtet. Ähnliches gilt auch bei den Kosten. „Piraterie ist ein Regler, was unseren Preis in Märkten mit hoher Piraterie außerhalb der USA betrifft“, so Netflix-CFO David Wells. Denn wo es viel Piraterie gibt, müsse man damit konkurrieren. Nach eigenen Angaben tut Netflix das mit Erfolg.
Im anglophonen Raum gilt Australien als eine Piraterie-Hochburg. Denn Konsumenten wollen nicht ewig auf legale Erstausstrahlungen warten. Dort ist ein Netflix-Basis-Abo tatsächlich um fast ein Achtel billiger als in den USA, wie der „Sydney Morning Herald“ vorrechnet. Kunden in vielen west- und mitteleuropäischen Ländern dagegen zahlen für das gleiche Basis-Abo 7,99 Euro – also nur aufgrund des jüngsten Kursverfalls nicht wesentlich mehr als US-Nutzer, die den gleichen Betrag in Dollar entrichten.
Sehr günstig ist Netflix in Argentinien, also jenem Land, aus dem das Torrent-basierte PiratenPortal „Popcorn Time“ hervorgegangen ist. Für Netflix ist eine derartige Preisgestaltung eine Kampfmaßnahme gegen illegale Angebote, und die ist dem Unternehmen zufolge durchaus wirksam. „Die wirklich gute Nachricht ist, dass Netflix in den Piraterie-Hochburgen der Welt gewinnt“, sagt Ted Sarandos, Chief Content Officer bei Netflix. Man senke in solchen Märkten tatsächlich die Piraterierate.
In Zusammenhang mit Piraterie sind auch Virtual Private Networks (VPNs) ein Thema. Immerhin können VPN-Verbindungen genutzt werden, um lokale Content-Beschränkungen auszuhebeln. Ihre Nutzung ist laut Netflix-Bestimmungen nicht erlaubt, wirklich scharf gegen VPN-Nutzer vorgegangen ist man bislang jedoch nicht.
Für den Anbieter selbst sind VPN-User freilich zahlende Kunden. Sie sind eher den Studios ein Dorn im Auge, die sich immer noch ans Prinzip lokaler Vermarktungsrechte klammern. „Die beste Art, aus dem VPN-Problem kein Problem zu machen, wäre eine weltweite Lizenzierung, wie wir sie weiterhin mit unseren Partnern anstreben“, meint Sarandos abschließend. (pte)
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