Network Effect: Voyeurismus-Netz mit Ablaufdatum

Ein neues soziales Netzwerk namens "Network Effect" ist gar nicht so sozial, wie es auf den ersten Blick scheint: Viel mehr wollen Jonathan Harris und Greg Hochmuth, die hinter dem Projekt stehen, User davon abhalten, im Social Web zu surfen. Dazu haben sie 10.000 Videos, 10.000 gesprochene Sätze, Nachrichtenmeldungen, Tweets, Grafiken, Listen und Millionen einzelner Datenpunkte verknüpft und nach Suchwörtern wie "küssen", "duschen", "geben" oder "kuscheln" geordnet. [...]

„Die Videos aktivieren unseren Voyeurismus, die Sound-Aufnahmen verlocken uns mit ihren Geheimnissen, die Daten versprechen eine Art der Allwissenheit, aber das alles ist eine Täuschung – es sieht niemand, es gibt kein Geheimnis aufzuspüren und die Daten, die so wichtig erscheinen, sind in Wirklichkeit absurd“, schreiben die beiden Erfinder in der Einleitung auf der Seite.

Schier endlos könnte man sich durch die verschiedenen Kategorien klicken und die Aneinanderreihung von zweisekündigen Videosequenzen in schlechter Qualität bewundern, in denen Menschen unterschiedliche Aktionen durchführen. Untermalt sind diese mit zusammenhanglosen, gesprochenen Textfragmenten, unter den Videos laufen Schlagzeilen und Tweets zu den Begriffen mit.

Auch tiefergehende Informationen über die einzelnen Suchbegriffe können abgefragt werden, wie die Geschlechterverteilung bei Videos zum Wort „weinen“ oder die Begriffe, die oft mit „schneiden“ in Verbindung stehen. Nach rund sieben Minuten ist der Spuk aber vorbei – der Voyeurismus hat ein von den Erfindern (je nach Lebenserwartung im eigenen Land) festgelegtes Ablaufdatum.

„Soziale Netzwerke haben einen drogenartigen Effekt auf unsere Spezies, sie lenken uns von den tiefergehenden Fragen des Lebens ab. Ich hoffe, das Projekt hilft den Menschen, aus dieser Trance zu erwachen“, meint Harris. „Wir brauchen Zeit und Raum und Stille, um uns daran zu erinnern, wer wir sind, wer wir waren und wer wir sein können. Es gibt einen Weg und jeder von uns trägt das Potenzial, ihn zu finden, in sich“, heißt es auf der Webseite networkeffect.io abschließend. (pte)


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