Neue biometrische Sicherheitssysteme

Gesichts-, Sprach- und Fingerabdruckerkennungs-Software hat es mittlerweile auf aktuelle Smartphones und Tablets geschafft. Das TABULA RASA-Konsortium, das mit EU-Investitionsmitteln für Forschung und Innovation unterstützt wird, prüft, wie sicher biometrische Software arbeitet. [...]

Anlass ist das wachsende Problem des sogenannten „Spoofings“. Hierbei handelt es sich um den Versuch, durch die Verwendung alltäglicher Mittel wie Make-up, Fotos und Sprachaufzeichnungen biometrische Systeme zu untergraben oder direkt zu knacken.
Biometrische Systeme gehören heute nachweislich zu den effizientesten Sicherheitssystemen. Allerdings haben biometrische Sensoren bekanntlich noch einzelne Schwachstellen. Das TABULA RASA-Konsortium arbeitet seit drei Jahren daran, möglichst viele dieser Schwachstellen zu erforschen. Ziel ist es, nicht nur Gegenmaßnahmen für bestehende Systeme zu finden, sondern eine neue Generation biometrischer Systeme zu entwickeln. Dem Konsortium gehören zwölf Unternehmen aus sieben Ländern an.

Teil der Forschungsarbeiten von TABULA RASA war eine „Spoofing Challenge“, in deren Rahmen Forscher aus aller Welt unterschiedliche biometrische Systeme bewusst täuschen sollten. Die Teilnehmer bewiesen, dass es diverse kreative Möglichkeiten gibt, die Systeme auszuhebeln. Am kreativsten war der erfolgreiche Versuch, ein 2D-Gesichtserkennungssystem mithilfe von Make-up zu täuschen. Andere Teilnehmer testeten bekannte Tricks wie Fotos, Masken oder falsche Fingerabdrücke („Plastikfinger“), um das System zu täuschen. An dem Wettbewerb, der während der IAPR International Conference on Biometrics im Juni dieses Jahres in Madrid stattfand, beteiligten sich auch Forscher aus Österreich und Deutschland.

Sébastien Marcel, Koordinator des Projekts TABULA RASA, erklärte: „Ohne EU-Mittel wäre es unmöglich gewesen, dieses Forschungsprojekt so groß anzulegen und mit so vielen Partnern aus der EU zusammenzuarbeiten. Die Vorteile der verbesserten Software sind nicht nur sicherere Geräte und Informationen, sondern auch kürzere Anmeldezeiten für IT-Geräte sowie schnellere und präzisere Grenz- und Passkontrollen. Wir gehen davon aus, dass viele Unternehmen Interesse an unseren Forschungsergebnissen zeigen werden, insbesondere Technologieunternehmen, Postämter, Banken, Hersteller von Mobilgeräten oder Anbieter von Onlinediensten.“

Die EU investierte 4,4 Mio. Euro in das Projekt, das TABULA RASA-Konsortium weitere 1,6 Mio. EUR, um die umfangreichen Forschungen und Tests durchführen zu können.Ryan Heath, Kommissionsprecher für die digitale Agenda und digitale Technologien, erklärte: „Viele von uns speichern persönliche und vertrauliche Informationen auf ihren Smartphones und Tablets. Aus diesem Grund müssen wir sicher sein können, dass diese biometrischen Tools zuverlässig sind. Bisher ist die Europäische Kommission mit den Ergebnissen von TABULA RASA zufrieden. Keine andere Forschungsgruppe hat es zuvor geschafft, ähnlich bahnbrechende Ergebnisse auf dem Gebiet der Biometrie zu erzielen.“

Im Rahmen des Forschungsprojekts TABULA RASA wurde eine umfangreiche Liste mit möglichen Spoofing-Attacken erstellt und die Anfälligkeit biometrischer Systeme für derartige Angriffe bewertet. Des Weiteren wurden Gegenmaßnahmen entwickelt, die beispielsweise „Lebenszeichen“ erkennen (wie Blinzeln oder Schwitzen) und somit die Sicherheit biometrischer Systeme erhöhen. Das TABULA RASA-Konsortium hat bereits fünf dieser Gegenmaßnahmen an Unternehmen übermittelt. Dieses ausführliche Wissen über Spoofing-Angriffe erlaubt es europäischen Unternehmen, weiterhin eine Spitzenposition im Technologiebereich einzunehmen.


Mehr Artikel

Christian Reiter-Kofler, Business Line Manager bei BE-terna (c) timeline / Rudi Handl
Interview

„Mit KI schrittweise Potenziale heben“

Im Rahmen des Roundtable zum Thema Innovationen und neue Technologien in ERP und CRM sprach die ITWelt.at mit Christian Reiter-Kofler, Business Line Manager bei BE-terna, welche Bereiche im ERP- und CRM-Umfeld mittels KI optimiert werden können, ob mit KI der Fachkräftemangel abgefedert werden kann und welche neuen Anwendungen in Zukunft mit Unterstützung von KI entstehen. […]

News

Der Weg zum Managed Intelligence Provider mit KI-Agenten

Pax8 hat einen neuen strategischen Leitfaden veröffentlicht, der Managed Service Providern (MSPs) den Weg in die agentenbasierte KI-Zukunft weist. Das „Managed Intelligence Provider Playbook“ zeigt praxisnah, wie MSPs ihre Rolle erweitern und als Managed Intelligence Provider (MIPs) die Transformation für ihre KMU-Kunden aktiv gestalten können. […]

News

Konversations-KI als Schnittstellefür Backup und Cyberresilienz

Commvault führt Konversation als neue Schnittstelle ein, um die Cyberresilienz von Unternehmen zu verwalten. Nutzer können jetzt mit Commvault Cloud so kommunizieren wie mit einem menschlichen Kollegen. Sie können im System tägliche Aufgaben per Sprache ausführen und Regeln für ihre Workloads in SaaS-, Cloud- und Hybridumgebungen einrichten und überwachen. […]

News

Überdurchschnittliche KI-Nutzung in Österreich

Österreich liegt weltweit auf Platz 17 bei der KI-Nutzung. Wie der „AI Diffusion Report“ von Microsoft zeigt, nutzt mehr als jede vierte Person im erwerbsfähigen Alter KI-Tools. Die Nutzungsrate von 29 Prozent liegt dabei über dem Durchschnitt des Globalen Nordens von 23 Prozent. […]

Clemens Schiewek, Manager für Generative Künstliche Intelligenz und Data Science bei Detecon. (c) Detecon
Kommentar

KI-Agenten: Zwischen Hype und echtem Nutzen

Die großen Tech-Unternehmen überschlagen sich derzeit mit Ankündigungen zu KI-Agenten. Die Versprechungen reichen von der Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse bis hin zur Vision einer künstlichen Superintelligenz. Doch wie sieht die Realität aus? Was können KI-Agenten heute wirklich leisten und wo liegen die Grenzen dieser Technologie? Eine nüchterne Bestandsaufnahme ist nötig, um zwischen Hype und praktischem Nutzen zu unterscheiden. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*