Neue Impulse für NoSQL Datenbanken

Erstmal wieder mit Publikum hat der NoSQL-Datenbankspezialist auf der MongoDB World 2022 Anfang Juni für Entwickler eine Reihe von Neuerungen vom Stapel gelassen, als Highlights darunter Atlas Search und eine „Queryable Encryption“. [...]

MongoDB-CEO Dev Ittycheria eröffnet die MongoDB World 2022 in New York. Foto: Evernine Group

NoSQL-Datenbanken erfreuen sich im Markt zunehmender Beliebtheit: Rund 2.700 Teilnehmer lockte der der gleichnamige Shootingstar der NoSQL-Welt MongoDB Anfang Juni 2022 in seine Heimatstadt New York, um die Interessenten vor Ort mit zahlreichen Live-Tutorials, Erfolgsstorys und Produktankündigungen über die aktuellen Entwicklung dieser Technologie zu informieren.

So viel vorab: Auch wenn MongoDB immer wieder den „Ease of Use“ der eigenen Produkte in den Vordergrund stellt und das Image als „Nerd Start-up“ schon hinter sich gelassen hat, scheint das Unternehmen – wie auf der World 2022 zu sehen war – immer noch technologielastig zu sein. Und das erklärt vielleicht auch, warum es in Deutschland und anderen Teilen Europas trotz guter Zahlen und hoher Ziele immer noch nicht so bekannt ist. Das soll sich aber nun ändern.

Technologie-Show für Anwender

Mit der Developer Community im Fokus war die MongoBD World 2022 zugegebenermaßen vornehmlich eine Technologie-Show. Eingeladen waren neben vielen Entwicklerinnen und Entwicklern – ja Diversität wurde auf dem Event großgeschrieben – auch CIOs und CTOs der derzeit schon rund 35.000 Anwenderunternehmen weltweit. Große Namen wie Disney, Toyota und Forbes sprechen für sich. Und Amazon Web Services (AWS) als Hauptsponsor des Events in New York hat sicherlich auch Signalwirkung für die ganze Branche.

Überhaupt geben sich die Hyperscaler bei MongoDB die Klinke in die Hand. Ob Kunde, Partner oder Entwickler, viele von ihnen haben zu schätzen gelernt, wie einfach es ist, mit dem dokumentenbasierten Ansatz von MongoDB Datenbanken aufzubauen und neue Anwendungen wie dieIoT-Integration voranzutreiben.

Vertikale und horizontale Skalierung

Dabei überschreitet MongoDB die von relationalen SQL-Datenbanken eng gesteckten Grenzen in mehrerer Hinsicht – weg von engen Schemata und monolithischen Mainframes hin zu Distributed oder gar zu Serverless Databases, wie sie das nunmehr allgemein verfügbare Atlas Serverless bietet. Und das ist auch Teil der Vision, die MongoDB auf der Konferenz in New York für seine Entwickler-Datenplattform zusammen mit einer Reihe neuer Features unterbreitet hat.

Allein schon der Vorname des Inders Dev Ittycheria, der MongoDB als Präsident und CEO seit 2014 leitet, scheint Programm zu sein. Seine Botschaft an die Entwickler war, dass sie in den kommenden Jahren Hundertausende von neuen Anwendungenhervorbringen würden – für „eine horizontal wie vertikal hochgradig skalierbare, Cloud-native verteilte Datenplattform“. Und MongoDBs Vision sei es, den Entwicklerinnen und Entwicklern eine entsprechende Plattform anzubieten, die Skalierbarkeit für die anspruchsvollsten Anwendungen mit einer modernen, eleganten Nutzererfahrung verbinde.

Hinter die Verschlüsselung „schauende“ Abfragen

Wie Ittycheriaschon bei Eröffnung der Veranstaltung erwähnte, hatten sich die Downloads des Cloud-Datenbank-Service Atlas, die 60 Prozent des Umsatzes ausmachen, 2014 noch im Zehntausenderbereich bewegt. Zuletzt waren es über 265 Millionen Downloads – allein in den zurückliegenden zwölf Monaten mehr als in den elf Jahren zuvor.

Der Hersteller hat 2018 sehr zur Verärgerung mancher Partner und Großkunden, viele davon aus dem Bankenbereich, sein Lizenzmodell von Open Source auf Server Side Public License (SSPL) umgestellt. Aber im Kern sollen die Anwendungen frei zugänglich bleiben.

Und das betrifft auch das neue Security-Highlight „Queryable Encryption“. So betonte der Cheftechnologe Mark Porter in seiner Keynote: „Wir werden den Code, die Algorithmen und die Mathematik dahinter veröffentlichen, weil wir an White-Box-Sicherheit glauben – nicht an Black-Box-Sicherheit.“

Queryable Encryption (wörtlich „Abfragbare Verschlüsselung“), das in der Vorschau auf die Version MongoDB 6.0 schon verfügbar ist, soll laut Pressemitteilung das „branchenweit erste verschlüsselte Suchschema mit bahnbrechender Kryptografie“ sein. Entwickler und Unternehmensanwender sollen so die Möglichkeiterhalten, verschlüsselte Datenbanken beziehungsweise Dokumente durchsuchen zu können, ohne die Verschlüsselung zu brechen oder auf Systemleistung zu verzichten.

Hinter der neuen Technologie stecken die bewährten kryptographischen Standards des US-amerikanischen National Institute for Standards and Technology (NIST), die auch vor Insider-Bedrohungen schützen sollen.

Schnittstellen machen Atlas offener, auch für SQL

Aber auch, was den Database-as-as-Service Atlas angeht, da hat MongoDB auf der Entwicklerkonferenz so manche Neuerungen enthüllt, die bereits verfügbar sind oder im Laufe des Jahres 2022 erscheinen sollen. Neben Atlas Serverless gehören dazu:

  • Atlas Search präsentiert sich als schneller, einfacher Weg, um auf Basis von Relevanzen Suchfunktionen in Anwendungen zu integrieren.
  • Atlas Data Lake soll über vollständig verwaltete Speicherfunktionen verfügen, um die Wirtschaftlichkeit von Cloud-Objektspeichern mit hochleistungsstarken analytischen Suchabfragen verbinden zu können.
  • Atlas Data Federation soll es Entwicklerteams erlauben, virtuelle Datenbanken zu erzeugen, um in Datenverbünden zu arbeiten, und zum Beispiel über mehrere Collections (Sammlungen) hinweg Abfragen zu starten.
  • Ein SQL-Interface für Atlas ermöglicht es Teams oder Datenanalysten, die überwiegend mit SQL-Tools arbeiten, im Read-only-Modus auf Atlas-Daten zuzugreifen.
  • Eine Data API soll Entwicklern ohne den Umweg über HTTPS den sicheren Zugriff auf Atlas-Daten ermöglichen, um diese ohne viel Aufwand in andere Apps und Services in der Cloud oder in ihre serverlosen Architekturen einzubinden.
  • Atlas Device Sync stellt die Verbindung zu der auch in vielen Edge Devices genutzten mobilen Datenbank-Plattform der 2019 erworbenen MongoDB-Tochter Realm her.

Weitere Neuerungen, die MongoDB auf der Entwicklerkonferenz angekündigt hat, umfassen In-App-Analysen, die Spaltenspeicher-Indizierung und Times Series Collections (Zeitreihensammlungen), die es ab Version MongoDB 6.0 einfacher machen sollen, Assets nachzuverfolgen oder mit Finanzdaten umzugehen.

Cloud-Schnittstellen und moderne Verschlüsselungsmechanismen, wie sie MongoDB bietet, spielen eine immer größere Rolle, um Technologie wie IIoT, KI, Machine Learning und Big Data anzubinden.

Und das kommt besonders auch der wichtigen Zielgruppe – den Banken und Versicherungen – zugute. Boris Bialek, Global Head Industry Solutions, sieht gerade aufgrund des stark gewachsenen Wettbewerbs im Bankenbereich eine große Nachfrage nach kundenfreundlichen Lösungen und denkt dabei unter anderem an Apps mit zusammengeführten Portfolio-Beständen.

Mehr Außenwirkung könnte nicht schaden

Und das gehört zu den großen Stärken von MongoDB – der Ansatz der von den SQL-Schemata abweichenden dynamischen Datenbanken mit Collections und mit JSON-artigen Dokumenten statt mit Tabellen als Datenhorten. Ein weiterer Vorteil ist es, dass Echtzeitinformationen ohne Nachladen bereitgestellt werden.

Hinzu kommt die auf der MongoDB World 2022 wieder allgegenwärtige „Cloud-Agnostik“, ohne dabei den Anwenderunternehmen und Entwicklern die Möglichkeit zu nehmen, die Produkte auch on-premises beziehen zu können.

Im immer stärker fließenden Strom der Software-defined Economy machen die New Yorker den Altetablierten wie Oracle aus der alten SQL-Welt mächtig Konkurrenz. Und das ist eine Botschaft, die auf der MongoDB World 2022 viel die Runde machte, nicht nur von Seiten des Anbieters, sondern vor allem seitens vieler freier Entwickler, die das in New York City auch öffentlich kundtaten.

Dominic Wellington, Director of Market Intelligence bei MongoDB, beobachtet eine stark wachsende Developer Community, darunter auch bei einer großen Universität. Dadurch komme viel Bewegung in den Markt, sodass Unternehmen sich nun eher für die Technologie von MongoDB entscheiden würden.

Die Herausforderung sei aber, dass man bei den großen Investitionsentscheidungen immer noch zu selten am Tisch sitze, um selbst pitchen zu können. Um das zu ändern, wird man wahrscheinlich um mehr Investitionen in Marketing nicht herumkommen.

*Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.


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