Neue Rollenbilder und flexible Arbeitszeitmodelle für die Arbeitswelt 2.0

Frau in der Wirtschaft Wien und Wirtschaftskammer Wien Sparte Information & Consulting diskutierten mit Peter Filzmaier. [...]

Unter dem Titel „Digitale Arbeitswelten – Wirtschaft und Kommunikation im Zeitalter 2.0“ luden Frau in der Wirtschaft Wien (FiWW) und die Sparte Information und Consulting zur Podiumsdiskussion. Vor rund 150 Gästen erörterten Peter Filzmaier, Professor an der Donau-Universität Krems und der Karl Franzens-Universität Graz, Petra Gregorits, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien, und Martin Heimhilcher, Spartenobmann Information und Consulting der WKW, neue Arbeitsmodelle, erforderliche Rahmenbedingungen, Bildung und Work-Life-Balance vor dem Hintergrund der Digitalisierung im Arbeitsleben.

„Die Digitalisierung bringt durch ihre Veränderungsdynamik sowohl Möglichkeiten als auch Gefahren mit sich. Für die Medienkompetenz der Zukunft gilt es neben dem technischen Know-How auch ein kritisches Bewusstsein über zukünftige Herausforderungen zu entwickeln. Hier müssen wir uns vermehrt wichtigen Fragen wie geeigneten Rahmenbedingungen, Selbstverantwortung und dem entstehenden Generationenkonflikt durch die Digitalisierung stellen“, leitete Peter Filzmaier die Diskussion mit seinem Impulsreferat ein.

„Der Druck für Veränderungen in der Arbeitswelt muss verstärkt von Frauen ausgehen“, meint Peter Filzmaier. Für eine zeitgemäße Organisation von Arbeit müssen wir weg von klassischen Rollenmodellen und traditionellen Arbeits- und Präsenzzeiten. Sowohl Frauen als auch Männer profitieren von mehr Flexibilität, vor allem bei der gemeinsamen Kinder- und Angehörigenbetreuung. „Durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und ein neues Verständnis von Vereinbarkeit von Familie und Beruf können wir Wachstum und Wertschöpfung auf ein höheres Niveau heben“, ist Gregorits überzeugt.

„In Österreich wurde 2014 mit 44,3 Prozent mehr als jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet. Sie sind damit wichtige Gestalter unseres Wirtschaftsstandorts. Change-Prozesse im Bereich flexibler neuer Arbeitszeitmodelle gehen von ihnen aus“, bestätigt Petra Gregorits.

RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INNOVATION

Die Grundlage für den Wandel in der Arbeitswelt liegt in der Förderung von geeigneten Rahmenbedingungen für mehr Produktivität und Innovation. Peter Filzmaier ortet gegenwärtig jedoch einen zu geringen Änderungsdruck in der Politik als repressiven Faktor. „Die Politik reagiert oft nur auf Druck des Wählers, der in diesem Fall nicht vorhanden ist. Es wäre jetzt die Aufgabe von Meinungsführern aufzuzeigen, dass die gegenwärtigen Bedingungen nicht ideal sind“, so Filzmaier in Bezug auf arbeits- und datenschutzrechtliche Gegebenheiten.

Spartenobmann Martin Heimhilcher teilt diese Sichtweise: „Gerade für projekt- und beratungsorientierte Dienstleistungsbereiche wäre eine Flexibilisierung der Arbeitszeit eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Während Arbeitsleistung früher stark an fixe Wochenarbeitszeiten gekoppelt war, könnte in vielen Branchen ein Erreichen von definierten Projektzielen dazu dienen, Leistung sichtbar zu machen. Ein „Absitzen“ von Arbeitszeit entlang altgedienter, arbeitsrechtlicher Strukturen halte ich in manchen Branchen, allen voran vielen Dienstleistungsbereichen, für überholt. Gewusst wie könnte vor allem die Work-Life-Balance bei Unternehmern und gerade auch Mitarbeitern von Modellen wie diesen deutlich profitieren.“

Um den Wandel in Richtung digitaler Arbeitswelt vollziehen zu können müssen auch Selbstverantwortung forciert und Freiräume für die individuelle Gestaltung von Work-Life-Balance geschaffen werden. Die Kommunikationsbranche kann hier laut Gregorits als Meinungsführer auftreten, in dem sie Unternehmen auf diesem Veränderungsprozess begleiten und dadurch die digitale Weiterbildung innerhalb der Unternehmen fördern.

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sind essentieller Bestandteil zukunftsorientierter Veränderungen. „Der persönliche Kontakt wird aber weiterhin zu den wichtigsten Komponenten gehören. Das Finden der Balance zwischen digitaler und analoger Kommunikation stellt auf dem Weg in die neue Arbeitswelt einen kritischen Erfolgsfaktor dar“, erklärt Petra Gregorits abschließend. (pi)


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