Hewlett-Packard steht schon wieder in den Schlagzeilen. Der unter schrumpfenden Verkäufen leidende Computer- und Druckerhersteller verliert den Chef des Verwaltungsrats. Vorausgegangen war harsche Kritik an dem Manager. [...]
Der weltgrößte Computerbauer Hewlett-Packard kommt nicht zur Ruhe. Der heftig kritisierte Chef des einflussreichen Verwaltungsrats, Ray Lane, tritt überraschend von seinem Amt zurück. Er bleibt allerdings als einfaches Mitglied in dem höchsten Firmengremium sitzen. Zwei andere Mitglieder verlassen den Verwaltungsrat dagegen ganz.
Die HP-Aktionäre hatten Lane zuletzt einen saftigen Denkzettel verpasst. Er war bei der Hauptversammlung im März nur mit der knappen Mehrheit von rund 59 Prozent wiedergewählt worden. „Ich habe mich dazu entschieden, als amtierender Verwaltungsratschef zurückzutreten, um die derzeitige geschäftliche Wende von HP möglichst wenig zu belasten“, erklärte Lane am Donnerstag nach US-Börsenschluss.
Die Anteilseigner sind vor allem deshalb verbittert, weil die als Weg in die Zukunft gepriesene Übernahme des britischen Software-Spezialisten Autonomy in einem Debakel endete. HP hatte das Unternehmen für rund elf Milliarden Dollar geschluckt, schrieb später aber fast den gesamten Wert in den Wind. Das HP-Management bezichtigt die frühere Autonomy-Führung, mit Buchungstricks den Preis in die Höhe getrieben zu haben.
Lane hatte als Verwaltungsratschef den Autonomy-Zukauf mit genehmigt. Nach einem ständigen Nachfolger für ihn wird nun gesucht. Vorläufig springt Ralph Whitworth ein, der seit knapp zwei Jahren Mitglied im Verwaltungsrat ist. Whitworth gilt als aktivistischer Investor – das sind Aktionäre, die versuchen, den Kurs eines Unternehmens nach ihrem Willen zu verändern. Whithworth wird auch Vorsitzender des wichtigen Finanzausschusses.
Der Chef des Verwaltungsrats ist die zweite starke Figur im Konzern. Die Führung der Geschäfte liegt bei Konzernchefin Meg Whitman. Sie folgte auf den deutschen Manager Léo Apotheker, der die Autonomy-Übernahme eingefädelt hatte. Kurz darauf musste er nach Kritik an seiner Strategie gehen. Er wollte den traditionsreichen PC- und Drucker-Hersteller in Richtung Software umbauen.
HP leidet darunter, dass Smartphones und Tablet-Computer dem klassischen PC den Rang ablaufen. Zuletzt schrumpften die Verkäufe. Um sich den neuen Realitäten zu stellen, baut Whitman groß um. Dabei bleiben 29.000 Mitarbeiter auf der Strecke, das ist fast jeder zehnte Beschäftigte. Erst Anfang Februar hatte HP verkündet, den Standort in Rüsselsheim zu schließen, was alleine 850 Jobs kostet. Insgesamt gehen in Deutschland 1300 von ehedem 10.300 Stellen verloren.
*Thomas Cloer ist Redakteur unserer Schwesternzeitschrift Computerwoche.
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