Forscher der Technischen Universität Wien (TU Wien) haben ein computergesteuertes Kamera-Positioniersystem entwickelt, das Gemälde automatisch abrastert und eine Serie von Bildern aufnimmt, die sich dann zu einer hochauflösenden digitalen Reproduktion zusammensetzen lassen. [...]
„Aus bis zu 200 Teilbildern werden hochwertige digitale Reproduktionen zusammengesetzt, um möglichst viele Details abbilden zu können“, verdeutlicht Georg Kartnig vom Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien. Die Anforderungen an die Genauigkeit beim Fotografieren seien sehr hoch. Daher ist es laut dem Experten nach sinnvoll, diese Präzisionsarbeit nicht einem Menschen zu überlassen, sondern ihm einen Roboter zur Seite zu stellen.
Der neue Foto–Roboter lässt sich mit unterschiedlichen Kameras bestücken – so sind auch Infrarot- und sogar Röntgenaufnahmen möglich. Um die mittels unterschiedlicher Techniken gewonnenen Bilder optimal zu vergleichen und auszuwerten, müssen die Einzelaufnahmen nicht nur zusammengesetzt, sondern auch registriert werden. „Das ist kunsthistorisch oft höchst interessant. Immer wieder entdeckt man, dass unter dem sichtbaren Bild noch andere, übermalte Schichten oder Unterzeichnungen des Künstlers verborgen sind oder man kann damit nachweisen, dass ein Bild ursprünglich kleiner oder sogar größer war“, so Elke Oberthaler, Gemälderestauratorin vom Kunsthistorischen Museum Wien.
20 Sensoren, vier Antriebe
Der Roboter bringt die Kamera exakt in die richtige Position, nimmt ein Foto auf und transportiert die Kamera weiter, so lange bis das ganze Gemälde digitalisiert wurde. „Wichtig ist, dass die Kamera nicht nur parallel zum Kunstwerk transportiert werden kann, sondern auch in der dritten Dimension, zum Kunstwerk hin oder vom Kunstwerk weg“, erklärt Kartnig. Manche alten Gemälde sind nicht ganz eben. Auf Holz gemalte Bilder sind manchmal stark gewölbt, der Abstand zwischen Kamera und Kunstwerk soll aber immer konstant sein, um eine gleichbleibende Bildschärfe zu gewährleisten. Mit einem Laser–Sensor wird bei jeder Aufnahme der Abstand gemessen und präzise nachjustiert.
Der Foto–Roboter besitzt mehr als 20 Sensoren und vier verschiedene Antriebe. Trotzdem durfte der Roboter eine gewisse Maximalgröße nicht übersteigen – schließlich muss er problemlos im Aufzug des Kunsthistorischen Museums transportiert werden können. Nicht nur die mechanische Konstruktion wurde an der TU Wien entwickelt, auch die elektronische Steuerung entstand am Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik.
In Auftrag gegeben wurde das System vom Kunsthistorischen Museum Wien, wo es zur Vorbereitung der aktuellen großen Pieter-Bruegel-Ausstellung eingesetzt wurde.
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