Neues MacBook: Eigenreparatur praktisch unmöglich

Der Reparaturdienstleister "iFixit" hat das neue Retina-MacBook auseinandergenommen und begutachtet. Dabei sind die Bastler zu dem Urteil gekommen, dass es sich bei dem extrem geschlossen entworfenen Produkt um den "am schwersten zu reparierenden Laptop" bisher handelt. [...]

Laut Franziska Müller, Elektroschrott-Expertin der Deutschen Umwelthilfe (DUH) führt eine derartige Bauweise zu mehr E-Waste-Aufkommen. Für Tom Dowdall, Experte von Greenpeace International, verschlimmern die immer kürzeren Produktzyklen das Problem zusätzlich.
Mehrere Faktoren führen dazu, dass das geballte Technikpaket aus dem Hause Apple selbst für professionelle Drittreparaturanbieter zu einer schweren Herausforderung wird. Geschulte User, sofern sie nicht über Spezialequipment verfügen, sind auf das Service-Center des Herstellers angewiesen.Die erste Hürde stellt sich bereits bei der Abdeckung des Laptops. Dieses ist mit proprietären Schrauben angebracht, die auch schon beim iPhone 4 und 4S verwendet werden. Ohne dem entsprechenden Schraubenzieher ist das Öffnen nicht möglich. Die SSD-Platte des Gerätes lässt sich nicht ohne weiteres tauschen, da sie auch über einen nicht-standardisierten Konnektor verfügt. Im Prinzip ähnelt sie ihrem Pendant im MacBook Air, ist aber nicht vollständig ident.
Noch schwieriger gestaltet sich der Ausbau der Akkus. Diese sind in das Gehäuse eingeklebt und können bei der Entfernung leicht beschädigt werden. Zudem bedecken sie direkt das dünne Kabel des Touchpads, welches bei einer solchen Prozedur unabsichtlich durchtrennt werden kann. Die komplette Displaykonstruktion ist in sich geschlossen und verschweißt und muss beim Ausfall einer Einzelkomponente komplett ersetzt werden.Zu guter Letzt ist auch eine Aufrüstung des Arbeitsspeichers nicht möglich. Wer sich für ein Modell mit acht Gigabyte RAM entscheidet, muss mit dieser Ausstattung dauerhaft leben. Denn die Riegel bedecken jeweils alle Slots des Mainboards und sind an dieses angelötet.
„Die EU-Richtlinien schreiben Wiederverwertbarkeit als oberstes Gebot fest“, erklärt Franziska Müller im Interview mit der Nachrichtenagentur pressetext. „Eine solche Bauweise ist daher nicht nur ein Problem für die Reparatur, sondern auch für das Recycling.“ Entsorgte Hardware wird in weiten Teilen manuell auseinandergenommen. Insbesondere bei verklebten Komponenten ist die stoffliche Trennung daher schwieriger und ineffizienter. Müller geht davon aus, dass die Verschlossenheit der Geräte letztlich auch das Volumen an anfallendem Elektroschrott erhöht.
Ähnlich sieht das auch Tom Dowdall, der allerdings darauf hinweist, dass Apple eine sehr hohe Recyclingquote vorweisen kann. Nach den Zahlen von Greenpeace, wo man zahlreiche Elektronikhersteller jährlich im Rahmen des Green-IT-Report unter die Lupe nimmt, hat der Konzern aus Kalifornien 2011 über 70 Prozent der umlaufenden Altgeräte in sein Recyclingprogramm aufgenommen. „Die restliche Hardware wird aufgrund ihrer Bauweise allerdings umso wahrscheinlicher zu E-Waste“, schildert der Fachmann.
Dowdall sieht verschlossene Bauweisen nicht nur bei Apple als Teil des Geschäftsmodells. Die Hersteller sichern sich so die Möglichkeit, nach Ablauf der Garantiezeit mit eigenen Reparaturdiensten ein Zubrot zu erwirtschaften. Apple betont zwar gerne die lange Haltbarkeit der eigenen Geräte, bleibt den Nachweis dafür aber weitgehend schuldig. Allgemein geben viele Firmen nur ungern stichhaltige Daten zur Lebensdauer ihrer Produkte aus, was einen tragfähigen Vergleich bis dato unmöglich macht.
Der Greenpeace-Experte kritisiert allgemein die immer kürzeren Erneuerungszyklen der Produktlinien, die den Konsum ankurbeln. „Jedes Jahr erscheint ein neues iPhone oder iPad und viele Leute kaufen das, obwohl ihre eigenen Devices noch relativ neu sind“, moniert der Experte. Insofern trägt auch der Verbraucher selbst nicht gerade unwesentlich zum stetig wachsenden Berg an Elektroschrott bei. (pte)


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