Der Computerriese Apple macht sich Sorgen um den Absatz seines wichtigsten Umsatzbringers. Vor allem nach der Ankündigung neuer iPhones brechen die Verkäufe alter Modelle regelmäßig ein. Ein neues Vertriebsmodell könnte diesen Effekt abfedern. [...]
Auch 15 Jahre nach seiner Präsentation ist das iPhone mit weitem Abstand das wichtigste Produkt für Apple. Nach Zahlen, die der Wirtschaftsdienst „Bloomberg“ jetzt veröffentlicht hat, entfielen mehr als die Hälfte aller Verkaufserlöse im vergangenen Jahr (52,5 Prozent) auf das iPhone. Das iPad (8,7 Prozent) und die diversen Mac-Modelle (9,6 Prozent) fallen demgegenüber deutlich ab.
iPhones bereits ab 2023 zur Miete?
Ein Effekt macht Apple dabei zu schaffen: Immer wenn am Horizont ein Nachfolger für die derzeit aktuelle iPhone-Generation auftaucht, brechen die Umsätze bei Apples Cashcow ein. Deshalb, so schreibt „Bloomberg“, denkt man bei Apple jetzt über Vertriebsmodelle nach, die regelmäßige Absätze versprechen.
Sollten die jetzt diskutierten Pläne Realität werden, könnte es ab 2023 iPhones, aber auch iPads und eventuell andere Apple-Produkte auf Mietbasis geben.
Auf den ersten Blick erscheint das nicht weiter revolutionär, denn zahlreiche Mobilfunkanbieter subventionieren Smartphones, die der Kunde dann über seine monatliche Handyrechnung quasi abbezahlt. Auch Apple selbst startete bereits 2015 ein Programm, das den Kunden bei Zahlung einer monatlichen Rate alle 12 Monate ein neues iPhone verschaffte – allerdings summierten sich die zwölf Monatsraten am Ende zum Preis des Neugerätes auf, das dann im Besitz der Kundschaft verblieb.
Mieten statt Ratenkauf
Dieses Prinzip würde mit dem neuen Miet-Modell aufgegeben. Demnach würden die monatlichen Raten für ein iPhone oder ein anderes Apple-Produkt deutlich niedriger ausfallen als der Neupreis geteilt durch 12.Sollte der Konzern dieses Modell umsetzen – was nach Darstellung von „Bloomberg“ noch nicht beschlossene Sache ist – würde dies einen wichtigen Schritt im Vertriebsmodell des Konzerns bedeuten, weg vom einmaligen Verkauf von Hardware, hin zu Abo-Modellen. Schon jetzt lässt sich Apple von immer mehr Kunden monatlich bezahlen, etwa für Speicherplatz in der iCloud oder für Apple Music.
Sollte sich Apple dazu entschließen, seine iPhones auf breiter Front und zu attraktiven Konditionen zu vermieten, stellen sich für den gesamten Telekommunikationsmarkt zwei Fragen: Was macht Apple dann mit den großen Mengen an Miet-Rückläufern – schon heute engagiert sich der Konzern zunehmend im Refurbished-Markt. Und wie lange wird es dauern, bis Apple sich ein weiteres, großes Stück vom Mobilfunk-Geschäft schnappt – und iPhones komplett mit Mobilfunkvertrag vermietet?
*Frank Kemper stieß 2001 zum Team und leitete von 2013 bis 2020 die Print-Ausgabe von INTERNET WORLD BUSINESS. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München blickt auf über 30 Jahre Redaktionserfahrung zurück und ist nahezu ebenso lang online.
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