Globalisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt. Wie verändern sich aber auch die Anforderungen, die an Führungskräfte gestellt werden? Diese Frage steht u.a. im Zentrum des des neuen Hernstein Management Report, der Führungskräfte nach dem Stellenwert von innovativem Führen befragt hat. [...]
Bei den Befragten herrscht Konsens darüber, dass sich in den letzten Jahren die Anforderungen an Führungskräfte sowohl von Seiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch von Seiten der Unternehmen merklich verändert haben. 68 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen heute anders geführt werden wollen als früher. Die Anforderung der Unternehmen an die Führungsriege hat sich für 78 Prozent verändert. „Die Hälfte der Manager mit ein bis drei Jahren Führungserfahrung stimmen diesen Aussagen zu, bei Managern mit mehr als 20 Jahren in Führungspositionen sind es beachtliche 80 Prozent,“ sagt Eva-Maria Ayberk, Leiterin des Hernstein Instituts. „Je erfahrener eine Führungskraft ist, umso deutlicher wird dieser Wandel wahrgenommen.“
Mitarbeiterführung ist eine Frage des Führungsstils. Doch den einzig richtigen gibt es nicht. Woran kann man sich orientieren, welcher Führungsstil ist der beste oder der passendste? Wie gut fühlen sich Führungskräfte dazu informiert? 45 Prozent sind über aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich Führung sehr gut informiert, 23 Prozent gut informiert. Zeit in die eigene Weiterbildung zum Thema investieren 78 Prozent.
Die Bandbreite an Führungsstilen und -ansätzen ist umfassend und spannt sich von virtueller Führung über Gamification hin zu Neuroleadership. Der am häufigsten genannte Trend in der Führungsarbeit ist die partizipativ-situative Führung, den 59 Prozent der befragten Führungskräfte kennen und für relevant halten. „Die Schaffung von Gestaltungsmöglichkeiten für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ihre Einbeziehung in Entscheidungsprozessen stößt auf große Resonanz,“ so Eva-Maria Ayberk. „In Österreich genießt der partizipative Führungsstil mit 64 Prozent mehr Bekanntheit und Ansehen als in Deutschland, wo er nur 54 Prozent ausmacht.“ Gleichauf an zweiter Stelle liegen Charismatische Führung und Gesund Führen mit je 43 Prozent Bekanntheit und Relevanz. Noch verhaltene Resonanz gibt es zu Neuroleadership und Blue Ocean Leadership, die 48 Prozent bzw. 54 Prozent gar nicht kennen. „Diese rangieren sowohl in Österreich wie in Deutschland (noch) im Beta-Stadium.“
Was stellen sich die Befragten tatsächlich unter innovativer Führung vor? „Die Antworten auf die offene Frage sind breit gestreut,“ so Eva-Maria Ayberk. „Moderne Führung lässt sich auf die Schlagworte Coaching, Diversity, Unternehmensgeist, Einbeziehung und Gesundheit zusammenfassen“. Mit Coachingelementen begleiten Führungskräfte ihre Mitarbeiter bei ihrer Entwicklung. Führung findet zunehmend in flachen Strukturen statt, d.h. Eigeninitiativen, Selbständigkeit und Unternehmergeist werden gefördert. „Führen in egalitären Strukturen wird zunehmend zur Herausforderung für Führungskräfte,“ meint Eva-Maria Ayberk. Die Arbeitswelt wird immer bunter und damit auch die Anforderungen an die Führung. „Innovation braucht Vielfalt. Diversität soll sich nicht ausschließlich personenbezogenen Merkmalen widmen, sondern auch strategische und strukturelle Aspekte berücksichtigen“, analysiert Eva-Maria Ayberk.
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