Viele Nachrichtenseiten erlauben Nutzkommentare, finden sie aber aus journalistischer Sicht nicht wichtig. Das sollte sich ändern, so Forscher der Fakultät für Journalismus der University of Missouri. Denn die Postings geben einer Studie zufolge Aufschluss darüber, wie die News-Publisher ihre Kunden besser bedienen können. Diese wollen nämlich meist mehr als nur die Einhaltung klassischer journalistischer Tugenden - und vermenschlichen dabei das Unternehmen. [...]
„Traditionelle journalistische Werte umfassen Merkmale wie Objektivität, Wahrhaftigkeit und Genauigkeit“, sagt Timothy Vos, Professor für Publizistik an der University of Missouri. Diese werden oft noch hochgehalten, doch viele Leser legen noch auf weitere Dinge wert. Zwar müssen die Nachrichtenanbieter ihre Werte nicht unbedingt groß anpassen. „Sie sollten verstehen, was ihre Leser schätzen – nicht nur, um sie besser zu bedienen, sondern auch, um die Sichtbarkeit zu erhalten“, betont Vos. Was genau wichtig wäre, das verraten Kommentare.
Im Rahmen der Studie hat das Team tausende Nutzerkommendare zu Kolumnen bei „New York Times“, „Washington Post“ und „National Public Radio“ untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass die Leser oft nach Transparenz und anderen Qualitäten fordern, die nicht zu den klassischen journalistischen Werten zählen. Zudem bewerten Leser ganze Nachrichtenanbieter oft in sozialer Hinsicht mit Begriffen, die eigentlich für Einzelpersonen gedacht sind – beispielsweise als scheinheilig, voreingenommen oder faul.
„Nachrichten-Führungskräfte müssen verstehen, wie Leser ihre Organisation anthropomorphisieren, indem sie menschliche Adjektive auf nicht-menschliche Entitäten anwenden“, betont daher Vos. Denn dieses Verständnis ihres Rufs kann den News-Anbietern letztlich helfen, zu erkennen, wie sie ihre Marken optimal öffentlich darstellen. Und das ist für moderne Medienhäuser ebenso wichtig wie für jedes andere Unternehmen. (pte)
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