Nintendo: Free-to-Play mit Feilschen

Der angeschlagene Gaming-Riese Nintendo geht neue Wege, um Spiele abzusetzen und hat erstmals einen eigenen Free-to-Play-Titel (F2P) veröffentlicht. [...]

Die Gratis-Version von „Steel Divers: Sub Wars“ für 3DS ist allerdings nur eine eingeschränkte Fassung eines normalen Downloadspiels. Vermarktungstechnisch Neuland betritt der Konzern dagegen mit dem für April angekündigten 3DS-Game „Rusty’s Real Deal Baseball“. Hier ist die Basisversion des Spiels gratis, dazu kommen kostenpflichtige Download-Erweiterungen – und die Möglichkeit, im Spiel um den Preis der DLCs zu feilschen.

Beim U-Boot-Shooter „Steel Divers: Sub Wars“ können Interessenten sich zunächst für die Gratisversion entscheiden. Die bietet zwar Zugang zu Multiplayer-Features, umfasst aber nur zwei einfache U-Boote und den Beginn der Einzelspieler-Kampagne. Wer mehr will, kann auf die kostenpflichtige Vollversion umsteigen. Wenngleich Nintendo damit auf den F2P-Zug aufspringt, erinnert das Verkaufsmodell eher an die Blütezeit der Shareware-Spiele in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre denn an moderne Mikrotransaktions-Modelle, die sich mittlerweile selbst im Core-Gaming-Segment zunehmend breitmachen.

Sehr wohl auf Mikrotransaktionen setzt hingegen „Rusty’s Real Deal Baseball“. Als Minispiel-Sammlung rund um Amerikas liebste Freizeitbeschäftigung wird der Titel dem europäischen Massenpublikum zwar eher gleichgültig sein, marketingtechnisch enthält er aber eine interessante Idee. Denn die Zusatzinhalte werden in den USA zwar offiziell ab vier Dollar angeboten, haben aber eigentlich keinen Fixpreis. Denn Nutzer können im Spiel mit dem Baseballer-Hund Rusty Slugger feilschen, um die DLCs möglichst günstig zu erwerben. Dabei stellt Nintendo unverschämte Rabatte in Aussicht – wie hoch diese wirklich ausfallen, bleibt abzuwarten.

Die ersten eigenen F2P-Titel verdeutlichen erneut, dass Nintendo neue Wege sucht, um sich auf dem modernen Gaming-Markt zu behaupten. Erst kürzlich hatte der Konzern laut über Smartphone-Apps als Eigenwerbung nachgedacht. Ob neue Methoden, Spiele unter das Volk zu bringen, Nintendo wirklich helfen können, scheint aber fraglich.

Immerhin hat der Konzern mit einem viel grundlegenderen Konsolen-Verkaufsproblem zu kämpfen. Die im Januar vorgenommene Korrektur der Wii-U-Verkaufsprognose für das laufende Geschäftsjahr (bis 31. März 2014) von ursprünglich neun auf nur noch 2,8 Mio. Stück war schon eher ein Massaker als nur ein großer Einschnitt. Das Unternehmen erwartet einen operativen Verlust von umgerechnet rund 250 Mio. Euro. (pte)


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