Das Erste, was einem beim Nokia 9 PureView ins Auge springt, sind die sieben kreisförmigen Löcher auf der Rückseite, die auf den ersten Blick eher aussehen wie ein Spinnenauge als ein Kameramodul. Hinter zwei der [...]
Das Erste, was einem beim Nokia 9 PureView ins Auge springt, sind die sieben kreisförmigen Löcher auf der Rückseite, die auf den ersten Blick eher aussehen wie ein Spinnenauge als ein Kameramodul. Hinter zwei der Löcher verstecken sich die Hauptkameras mit je 12 Mpx in Farbe, einer Brennweite von (umgerechnet) 28 mm und einer maximalen Blendenöffnung von ƒ/1,8.
Ein weiteres Loch versteckt den Blitz und noch ein weiteres den «time of flight»-Sensor, der sich um die Tiefenmessung kümmert. Diese Tiefenmessung erfasst rund 1200 Ebenen der Tiefe, auf einer Distanz zwischen 7 cm und 40 m. Innerhalb dieses Bereichs können Sie Fotos des Nokia 9 beliebig neu fokussieren, auch wenn der Moment schon lange vorbei ist.
Die restlichen drei Kameralöcher nehmen Schwarz-Weiss-Bilder auf, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind, Details aufzuzeichnen. Drücken Sie beim Nokia 9 also den Auslöser, schiessen Sie zwischen 60 und 240 Megapixeln an Daten, die dann von der Software automatisch in ein 12-Mpx-Foto zusammengefügt werden. So erreicht das Nokia 9 eine dynamische Reichweite von etwa 12,4 Stops und speichert dies im Rohdatenformat als DNG-Datei. In Zusammenarbeit mit Adobe wurde sogar speziell ein Kameraprofil für das Nokia 9 entwickelt, das optimal mit den eingefangenen Daten umgehen kann. So etwas ist normalerweise dedizierten Kameras vorenthalten.
Die Qualität der geschossenen Fotos an einer Messe zu beurteilen, ist schwierig. Besonders, wenn man keine Bilder vom ausgestellten Gerät wegtransferieren darf. Mit den schwierigen Bedingungen am Nokia-Stand kam das Nokia 9 aber sehr gut zurecht. Auf jeden Fall besser als das iPhone XR der Redaktion. Die gigantischen Mengen an Daten scheinen durchaus zu wirken.
So viele Daten zu verarbeiten, braucht seine Zeit und so dauerte es auch in unserem Hands-on jeweils etwa drei Sekunden, bis die Kamera die geschossenen Bilder verarbeitet hatte. Laut Nokia-Hersteller HMD Global soll dies bis zum Launch des Nokia 9 noch schneller werden, wenn auch nicht komplett verzögerungsfrei. Weniger anspruchsvolle Nutzer könnten die diversen Verbesserungsfunktionen der Kamera auch ausschalten, aber dann könnte man sich auch gleich ein anderes Smartphone kaufen.
Beispielsweise ein Google Pixel, denn neben der extravaganten Kamera hat das Nokia 9 hauptsächlich eines zu bieten: schnelle Android-Updates. Wie auch die anderen Nokia-Smartphones ist auch das Nokia 9 ein Android-One-Gerät. Das heisst: Nokia garantiert schnelle Android-Updates – zwei Jahre lang inklusive neuer Android-Versionen und ein drittes Jahr für alle Security-Patches. Das bekommt man bei Android-Smartphones noch viel zu selten.
Der Rest des Nokia 9 ist grösstenteils gewohnte Kost, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Das 6-Zoll-pOLED-Display schaut hübsch aus, genauso wie der Rest des wasserdichten Gehäuses (IP67). Unter dem Display findet man sogar noch einen eingebauten Fingerabdrucksensor, der zusätzlich zur Gesichtserkennung mit der 20-Mpx-Frontkamera verbaut ist. Das Gerät liegt ordentlich in der Hand. Im Grunde genommen wie alle modernen Glas-Smartphones: Schön anzusehen, aber innerhalb von Sekunden entweder in einem Gehäuse verpackt, zersplittert oder mit Fingerabdrücken übersät. Intern gibt es den schnellen Qualcomm Snapdragon 845, 6 GB RAM und 128 GB Nutzspeicher. Das Nokia 9 verbaut so ziemlich jede Technologie, die man sich wünschen könnte, ausser einen Audiostecker.
Mit einem angekündigten Kaufpreis von 699 US-Dollar ist das Nokia 9 nicht gerade günstig, aber auch nicht so teuer wie einige der Spitzenmodelle anderer Hersteller. Mit seiner beeindruckenden Kamera wird es wahrscheinlich hauptsächlich Fotografen anziehen. Wer die Kameraqualität nicht so stark priorisiert, findet wahrscheinlich einen besseren Deal mit dem Nokia 8.1 oder einem Gerät eines anderen Herstellers.
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