Der finnische Handy-Riese Nokia hat im dritten Quartal fast eine Mrd. Euro Verlust geschrieben. Der Umbau beim einstigen Marktführer bleibt schwierig. Wieder einmal gab es tiefrote Zahlen, der Absatz des Smartphone-Hoffnungsträgers Lumia ging zurück. Immerhin lastete der Netzausrüster NSN nicht mehr auf der Bilanz. [...]
Nokia steckt trotz aller Anstrengungen tief in den roten Zahlen fest. Im dritten Quartal gab es wieder einen hohen Verlust von 969 Mio. Euro. Seit Jahresbeginn addierte sich das Minus damit auf 3,3 Mrd. Euro. Der Quartalsumsatz brach im Jahresvergleich um fast ein Fünftel auf 7,24 Mrd. Euro ein, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Besonders schmerzhaft: Beim Absatz seiner Lumia-Smartphones – des wichtigsten Hoffnungsträgers – erlitt Nokia einen Rückschlag. Die Lumia-Verkäufe sanken im Quartalsvergleich von 4 auf 2,9 Millionen Geräte. Demnächst kommen allerdings neue Modelle mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 8 auf den Markt. Mit ihnen verbindet Nokia die Hoffnung, wieder Anschluss im Smartphone-Markt an Rivalen wie Apple und Samsung zu finden. Zum Vergleich: Samsung verkauft mehr als 50 Millionen Smartphones pro Quartal, Apples iPhone kam noch auf rund 26 Millionen Geräte selbst als viele Fans schon auf die nächste Generation warteten.
Insgesamt wurde Nokia im dritten Quartal knapp 83 Millionen Smartphones und einfache Handys los. Das war ein Einbruch von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und immerhin nur ein dünnes Minus um ein Prozent gegenüber dem zweiten Vierteljahr. Der Durchschnittspreis der verkauften Geräte sinkt allerdings kontinuierlich, auf zuletzt 43 Euro statt 51 Euro vor einem Jahr und 48 Euro noch im vergangenen Quartal. Als Erfolg wertete Nokia den Start seiner „Billig-Smartphones“ der Asha-Serie mit 6,5 Millionen verkauften Geräten. Zugleich konnte Nokia den Absatz einfacher Handys im Quartalsvergleich um vier Prozent auf 76,6 Millionen Geräte steigern. Gemessen am zum Vorjahresquartal bedeutete das allerdings einen satten Rückgang von 15 Prozent.
Nokia hatte bei Smartphones zu lange auf seine betagte Symbian-Software gesetzt und war in den vergangenen Jahren von Apple mit seinem iPhone und Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android abgehängt worden. Anfang 2011 setzte Nokia vor allem auf Microsofts Windows Phone als Smartphone-Plattform. Die vor einem Jahr erschienenen Computer-Handys der Lumia-Reihe konnten jedoch bisher nicht mit dem Absatz der Konkurrenz mithalten. In diesem Jahr stieß Samsung den finnischen Konzern nach mehr als einem Jahrzehnt vom Thron des weltgrößten Handy-Herstellers. Die Schwäche bei Smartphones ist für Nokia ein großes Problem, denn die teureren Geräte sind nicht nur ein deutlich lukrativeres Geschäft, sondern verdrängen auch zunehmend die einfachen Handys, bei denen Nokia noch stark ist.
Der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN), der die Bilanz in den vergangenen Quartalen mit hohen Sanierungskosten schwer belastet hatte, steuerte diesmal einen operativen Gewinn von 182 Mio. Euro bei. Das wurde am Markt als Auslöser für das Kursplus der Aktie gesehen, die nach Vorlage der Quartalszahlen um über vier Prozent auf fast drei Euro zulegte. Sie entfernte sich damit weiter von ihren Tiefständen bei nur 1,60 Euro, noch vor einem Jahr war sie aber mehr als doppelt so viel wert. Internationale Agenturen hatten die Nokia-Ratings in den vergangenen Monaten auf Ramsch-Niveau abgestuft. Der Konzern erwägt auch, sein Hauptquartier in Finnland zu verkaufen und zurückzumieten.
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