Auf 75 Prozent aller Android-Geräte werkelt von der NSA entwickelter Code. Während die Behörde beteuert, damit nur die Sicherheit des mobilen Betriebssystems verbessern zu wollen, wittern Kritiker bereits einen neuen Schnüffel-Skandal. [...]
Nachdem vor wenigen Wochen die Ausmaße des Abhör-Projekts Prism bekannt wurden, geben sich US-Konzerne wie Google alle Mühe, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Heute platzt jedoch bereits die nächste Bombe. Wie Bloomberg Businessweek berichtet, entwickelt die NSA bereits seit mehreren Jahren Code, der in Googles mobiles Betriebssystem Android integriert wurde. Laut Schätzungen des Marktforschungsunternehmens IDC schlummert er auf geschätzten 75 Prozent aller Geräte.
Google zeigt sich von der Enthüllung unberührt. Sprecherin Gina Scigliano verweist auf source.android.com, wo die Arbeit aller Android-Entwickler öffentlich eingesehen werden könnte. Die NSA selbst sieht sich als Wohltäter. Der als Security Enhancements for Android bekannte Code solle Android-Apps vor Hackern schützen. Ziel sei es gar, die Sicherheit von mobilen Endgeräten zu erhöhen, heißt es in der Behörde.
Ob der Android-Code in Zusammenhang mit Prism steht, wollte die NSA weder bestätigen noch abstreiten. Der Geheimdienst beteuert jedoch, dass bei der Entwicklung alles mit rechten Dingen zugehe. Die Sicherheitsvorkehrungen kommen unter anderem bereits in Sonys Xperia Z, HTCs One und Samsungs Galaxy S4 zum Einsatz. Derzeit muss das Feature vom Nutzer noch händisch aktiviert werden, in zukünftigen Versionen soll der „Schutz“ dann automatisch im Hintergrund laufen. Ob die NSA tatsächlich nur Sicherheitscode entwickelt, um Android-Nutzer zu schützen oder sich hinter den Entwickler-Bestrebungen eine mobile Abhör-Anbindung an Prism verbirgt, ist unklar.
* Denise Bergert ist Redakteurin der deutschen PC-Welt.
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