NSA: Telefon-Metadaten geben Persönlichkeit preis

Schon aus der Überwachung von Metadaten zu Telefongesprächen können Geheimdienste auf die Persönlichkeitsstruktur der beteiligten Personen schließen. [...]

Metadaten beinhalten nicht den Inhalt der Konversation, sondern betreffen gewählte Telefonnummern, Zeit, Ort, Länge und Häufigkeit der Anrufe. Schon diese Daten, die etwa von der NSA über jeden Menschen eingesehen werden können, reichen aus, um eine Person zu charakterisieren, zeigt eine neue Untersuchung des Massachusetts Institute of Technology Media Lab (MIT).

100 Studenten hatten Fragebögen ausgefüllt, um sich in Bezug auf folgende fünf Persönlichkeitsmerkmale selbst zu charakterisieren: Neurosen, Offenheit, Extrovertiertheit, Leidenschaftlichkeit, Selbstdisziplin. Diese Merkmale sind Teil des sogenannten „Fünf-Faktoren-Modells“, eine übliche Methode zur Persönlichkeitsbeschreibung. Nachdem die Forscher die Selbstbeschreibungen hatten, analysierten sie deren Telefon-Metadaten zwischen März 2010 und Juni 2011.

Die Ergebnisse waren weit besser als bei bloß zufälligem Raten der Persönlichkeitsmerkmale. Durchschnittlich ergab die Analyse zu 42 Prozent richtig eingeschätzte Charaktereigenschaften, bis hin zu maximal 63 Prozent richtige Ergebnisse. Datenschutzexperte Georg Markus Kainz von quintessenz bestätigt auf Nachfrage der Nachrichtenagentur pressetext, dass schon das Speichern von Metadaten viel über den jeweiligen Menschen verrät.

„Deswegen gab es ja auch in Deutschland ein höchstrichterliches Urteil gegen die Vorratsdatenspeicherung, die auch Metadaten erfasst, weil dies einen massiven Eingriff in die Privatsphäre darstellt“, erklärt Kainz. „Man kann so die Bekanntschaften, Freundeskreise und Netzwerke einer Person feststellen.“ Durch Analyse der Telefonnummern könne man auch herausfinden, wo jemand arbeitet und aufgrund der Anrufzeiten bestimmter Telefongespräche lasse sich auch sagen, ob jemand überhaupt arbeitet.

Diese Metadaten-Überwachung sei noch schlimmer als die Überwachung von sozialen Medien: „Bei Facebook ist nur die Minderheit der dort registrierten User betroffen. Bei der Metadaten-Speicherung ist jeder betroffen und man kann sich nicht wehren.“ In der MIT-Studie konnte sogar ein Maschinen-Algorithmus die Persönlichkeit aufgrund der Daten errechnen. Die Versprechen von Regierungen weltweit, dass die Speicherung von Metadaten die Privatsphäre nicht verletzt, sind somit widerlegt. (pte)


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*