Nutzung von Online-Medien genetisch bedingt

Wie ein Mensch das Internet nutzt, hängt von seinen Genen ab, wie Forscher des King's College London durch das Beobachten von ein- und zweieiigen Zwillingen bewiesen haben. [...]

Dieses Ergebnis stellt jedoch auch das wachsende Angebot von personalisierbaren Inhalten stark infrage. Die Wissenschaftler haben sich auf die Frage konzentriert, weshalb sich das Nutzungsverhalten von Online-Medien zwischen verschiedenen Menschen so stark unterscheidet. Deshalb untersuchten sie die Aktivitäten von 8.500 sowohl eineiigen als auch zweieiigen Zwillingspärchen im Alter von 16 Jahren. Eineiige Zwillinge teilen 100 Prozent der Gene, während zweieiige Zwillinge nur zur Hälfte identisches Erbgut besitzen.

Bei der Analyse hat sich herausgestellt, dass die Gene signifikante Auswirkungen auf eine abweichende Internetnutzung der Probanden haben. Die genetischen Folgen betreffen vor allem die Nutzung von Entertainment-Angeboten, sozialen Netzwerken, Lerninhalten und Gaming. Die Nutzung hängt von den Online-Medien selbst, aber auch von den Einflüssen ab, die passiv empfangen werden. Bei Zwillingen, die zu Beginn ihres Lebens zumeist gleiche Dinge erleben, wird dieser Faktor ganz besonders deutlich.

Einseitiger Standpunkt
„Die Leitkomponente dieser Genotyp-Umwelt-Korrelation bedeutet Auswahlmöglichkeit. Also, dass Individuen nicht einfach nur passive Rezipienten ihrer Umwelt sind, sondern aktiv ihre Erfahrungen selektieren. Diese Selektionen korrelieren dann mit ihren genetischen Neigungen“, erklärt Robert Plomin vom King’s College London.

Die Ergebnisse lassen Fragen aufkommen, ob personalisierte Medienagebote und das Ausmaß, in dem soziale Medien gefiltert werden, Menschen nur noch den Informationen aussetzen, die auch ihren Standpunkt vertreten. Somit würden dazu im Konflikt stehende Inhalte ausgesperrt. Aber auch in dieser Hinsicht seien individuelle Präferenzen von wichtiger Bedeutung. „Wenn eine Person womöglich Online-Medien bevorzugt, die seine Meinung vertreten, würde sich jemand anderes dazu entscheiden, auch andere Standpunkte zu sondieren“, so Plomin.


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