Österreich ist noch nicht KI-fit

Die aktuellen Ergebnisse aus dem Digital Skills Barometer 2024 in der Sonderedition Künstliche Intelligenz (KI) zeigen zahlreiche KI-Gaps der Österreicher und Österreicherinnen auf. [...]

Martin Heimhilcher (Wirtschaftskammer Wien), Hermann Erlach (Microsoft Österreich), Patricia Neumann (Siemens AG Österreich), Christoph Becker (ETC) und Hans Greiner (Cisco Österreich) (c) C. Menschhorn
Martin Heimhilcher (Wirtschaftskammer Wien), Hermann Erlach (Microsoft Österreich), Patricia Neumann (Siemens AG Österreich), Christoph Becker (ETC) und Hans Greiner (Cisco Österreich) (c) C. Menschhorn

Der Erhebung liegt der Kompetenzbegriff zugrunde, der das Verständnis und Wissen, die Fertigkeiten und Einstellung dieses Wissen anzuwenden, sowie die eigene Wirksamkeit in der Nutzung von Technologien umfasst. So schätzen die Österreicher ihr KI-Grundlagenwissen im Durchschnitt als solide grundlegend ein, d.h. sie gehen davon aus, dass sie über solides KI-Basiswissen verfügen und selbständig – nur mit temporärer Hilfestellung – einfache KI-basierte Routinearbeiten durchführen können. Tatsächlich erreichen sie durchschnittlich jedoch nur die Stufe des elementaren Basiswissens, d.h. sie benötigen direkte Anleitung zur Durchführung einfacher KI-basierter Routinearbeiten.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass 52 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen keine KI-Anwendungen nutzen. 70 Prozent dieser Personen geben an, nur über mangelndes Wissen zu verfügen und auch sicherheitstechnische Bedenken zu haben. 66 Prozent geben an, dass sie Datenschutz- und urheberrechtliche Bedenken in der KI-Nutzung haben. Auch die KI-Fertigkeiten fehlen 61 Prozent der Befragten. Sie würden allerdings KI-Anwendungen nutzen, wenn sie kostenlosen Zugang hätten (60 Prozent), wenn sie in Sachen (Cyber-) Sicherheitsrisiken besser geschult wären (60 Prozent) und wenn sie die Funktionsweise besser verstehen würden (56 Prozent) bzw. sie jemand beim Einsatz von KI-Tools unterstützen würde (55 Prozent). Der letzte Wert korrespondiert mit den sehr geringen Ergebnissen im KI-Wissen (direkte Anleitung notwendig).

Auch wenn über 1/3 bis 51 Prozent der Befragten Chancen für die Gesellschaft durch KI-Einsatz sehen (Verbesserungen in der Forschung, Effizienzsteigerung in der Wirtschaft, Optimierung des Verkehrswesens), werden verstärkt hohe bis sehr hohe Risiken beim Einsatz von KI in puncto Cybergefahren (62 Prozent), militärische Anwendungen (60 Prozent) und Überwachung und Kontrolle (59 Prozent) gesehen. In der öffentlichen Verwaltung erkennen 38 Prozent der Österreicher eine Chance für Prozessoptimierung, Servicequalitätsverbesserung sowie Kosteneinsparungen.

Gemäß letztem Länderbericht Österreich der Europäischen Kommission zur Digitalen Dekade nutzen gerade einmal 11 Prozent der heimischen Unternehmen KI-Anwendungen und nur 24 Prozent Data Analytics. Durchschnittlich 50 Prozent der Führungskräfte (mit strategischer, Mitarbeitenden- oder Budget-Verantwortung) sehen bei der DSB-KI-Erhebung die Top-Hemmnisse für den KI-Einsatz in ihren eigenen Unternehmen im „Mangel an Fachwissen“ (57 Prozent), „unklaren rechtlichen Vorgaben“ (54 Prozent) und „Akzeptanz der Mitarbeitenden und des Managements“ (49 Prozent).

Sieht man auf die Mitarbeitenden-Seite, so geben 28 Prozent der Arbeitnehmenden an, dass KI-Systeme und -Anwendungen in den kommenden 5 Jahren eine hohe bis sehr hohe Relevanz haben werden, 12 Prozent gehen von keiner Relevanz bzw. 20 Prozent von geringer Relevanz aus. Über 50 Prozent würden KI-Anwendungen dann nutzen, wenn dies ihre Arbeit verbessert und neue oder bessere Ideen für die eigenen Tätigkeiten entstehen.

KI und Lernen

32 Prozent der Österreicher eignen sich ihre KI-Kompetenzen durch regelmäßiges „Learning by doing“ und 21 Prozent durch „Learning on the job“ an. Knapp 70 Prozent geben an, dass sie in ihrer bisherigen formalen (Aus-)Bildung nicht ausreichend auf KI-Anwendungen vorbereitet wurden und 44 Prozent wünschen sich Unterstützung, um mit KI-Anwendungen und -Systemen zurecht zu kommen. Über 40 Prozent zeigen sich von den unterschiedlichen KI-Anwendungen und Möglichkeiten verwirrt, aber immerhin 1/3 wäre bereit KI-Kompetenzen aufzubauen, wenn der Staat oder Arbeitgeber dies finanziert. Nur 13 Prozent der Arbeitnehmenden haben sich in den vergangenen 12 Monaten KI-Kompetenzen im Rahmen einer betriebsinternen Schulung angeeignet, über 2/3 nicht.

Partnerorganisationen des Digital Skills Barometer 2024 – Sonderedition Künstliche Intelligenz (alphabetische Reichenfolge): Advantage.ai, Appollo.ai, Cisco Österreich, Deepsearch, Eviden Österreich, ETC Enterprise Training Center (Co-Hrsg.), Google Österreich, Greiner AG, Industriellenvereinigung Österreich, Infineon Technologies Austria, Microsoft Österreich, msgPlaut, Post AG, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Stadt Wien, Siemens Österreich (Co-Hrsg.), Wirtschaftskammer Wien (Co-Hrsg.), Wirtschaftskammer Österreich, mit Unterstützung von bildendi (Marktforschungsinstitut) und Digitalberatung.


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