Online-Privatsphäre: Schutz einfacher als gedacht

Die Privatsphäre online zu schützen, ist nicht leicht. Doch Anwender sollten die Hoffnung nicht aufgeben, sondern mit einfachen Tools Spionen das Leben schwer machen. [...]

Ob NSA-Spione, Marketing-Datenkraken oder Hacker: Um die Privatsphäre im Internet ist es nicht gut bestellt. „Man bekommt leicht das Gefühl, alles sei verloren“, so Runa A. Sandvik, Vertreterin des Tor Project, im Rahmen des Kaspersky-Presseevents „Going Underground: Cyber Self-Defence Course“. Doch Anwender, egal ob Aktivisten oder Durchschnittsuser, sollten nicht die Hoffnung aufgeben, sondern mit einfachen Tools Spionen das Leben schwer machen. Damit ist freilich nicht blindes Vertrauen in angeblich „NSA-sichere“ Apps gemeint.

Die Privatsphäre online zu schützen, ist nicht leicht. Das liegt einerseits an der Natur elektronischer Medien, wie Sandvik am Beispiel Post verdeutlicht. Beim klassischen Brief sichert ein verklebtes Kuvert den Inhalt vor neugierigen Blicken. Bei E-Mails „nehmen wir einfach an, dass die genauso viel Datenschutz haben“, weiß die Expertin.

Dabei kann ein E-Mail-Anbieter jede unverschlüsselte Nachricht mitlesen. Dazu kommt, dass diverse Behörden und Unternehmen im Internet gezielt Daten sammeln, wie durch Skandale der vergangenen Jahre immer mehr Nutzern bewusst ist. Dabei ist es nach wie vor relativ leicht, sich zumindest brauchbar zu schützen.

Privatsphäre beginnt mit Verschlüsselung, wie Sandvik betont. Denn eine verschlüsselte E-Mail kann nicht mehr einfach jeder mitlesen. Das zweite wichtige Mittel ist für die Expertin der Anonymisierungsdienst Tor. Ein Allheilmittel ist das aber auch nicht.

„Wenn Sie Malware auf dem Computer haben, kann Tor nicht helfen.“ Doch davon einmal abgesehen kann Tor viel zur Privatsphäre beitragen. Denn er leitet jede Verbindung mehrfach und verschlüsselt um. Somit ist auf dem PC des Users für andere nicht mehr erkennbar, was dieser online getan hat.

Mindestens ebenso wichtig ist, dass Server den Nutzer nicht einfach identifizieren können. Das hilft beispielsweise, wenn man der Flut personalisierter Online-Werbung entgehen will. Denn Unternehmen können aus Nutzerverhalten erschreckend viel ableiten, wie ein etwas mehr als zwei Jahre altes Beispiel aus den USA zeigt.

„Die Handelskette Target wusste, dass eine Teenagerin schwanger ist, bevor es ihr Vater wusste“, erklärt Sandvik. Sie selbst wiederum habe schon erlebt, dass ihr in Online-Werbung aufgrund ihrer Herkunft gezielt ein „Proud to Be from Norway“-Hoodie angetragen wurde. Solch personalisierten Verkaufstricks kann Tor entgegenwirken.

Seit der NSA-Affäre ist bei Usern zumindest die Angst vor Online-Bespitzelung gestiegen. Das machen sich laut Sandvik immer mehr Apps zunutze, die damit werben, „NSA-sicher“ zu sein. Ein tatsächlich problembewusster Nutzer sollte darauf freilich nicht blind vertrauen. Einerseits halten Dienste nicht unbedingt, was sie versprechen. Das zeigt das Beispiel Snapchat, wo es Experten gelungen ist, vermeintliche Einwegbilder wiederherzustellen.

Andererseits sind „NSA-sichere“ Apps teils selbst Kraken, die sich in den Nutzungsbedingungen ausgiebigen Zugriff auf persönliche Daten sichern, warnt die Expertin abschließend. (pte)


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