Datenschutz im Internet wird in den USA zunehmend zum kostspieligen Luxus, wie paidcontent.org berichtet. Während Online-Anbieter immer mehr Informationen über Privatpersonen sammeln und zu Schleuderpreisen oder gar gratis anbieten, sind die Dienste von Anbietern, die Daten aus solchen Datenbanken löschen und eine dauerhafte Entfernung garantieren, teuer. [...]
Von Telefonnummern und Adressen bis zu Daten über die Kreditwürdigkeit reichen die Informationen, die entsprechende Plattformen im Netz über Menschen zusammenstellen, Datensätze wie Geburtsdatum und Telefonnummer sind schon ab 1,95 Dollar verfügbar.
„Ich halte solche Anwendungen aus Datenschutz-Perspektive für unzulässig oder zumindest bedenklich. In Deutschland dürfen öffentlich zugängliche Quellen zwar durchsucht werden, wichtig ist aber, was danach geschieht. Eine Weitergabe müsste rechtlich geprüft werden“, sagt Hans Gliss, Chefredakteur der Fachzeitschrift Datenschutzberater, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext. Die vieldiskutierte Melderechtsnovelle zwinge die Einwohnermeldeämter jetzt zur Herausgabe von Adressen, für Werbung und Adresshändler sei das aber nicht interessant, da ein Datensatz je nach Kommune fünf bis 15 Euro kostet. Das ist nicht rentabel.
Personensuch-Plattformen im Netz durchforsten öffentlich verfügbare Daten über eine Person und sammeln diese zentral in ihrem Angebot. Von Facebook bis zum Meldeamt kommen sämtliche Quellen in Frage. „Wie große Datensammler wie Facebook oder Google mit den Informationen ihrer Kunden umgehen, ist von hoher Relevanz. Da einige große Internetkonzerne ihren Sitz in den USA haben, sind die Voraussetzungen für Datenschutz schlecht“, so Gliss.
US-Anbieter Intelius macht mit diesem Geschäftsmodell 140 Mio. Dollar Umsatz pro Jahr. Ein kompletter Datensatz über eine Person kostet rund 50 Dollar. Schwarze Schafe unter den Plattformen verkaufen die Datensätze sogar in Paketen, eine wunderbare Zeitersparnis für Kriminelle, die auf Identitätsdiebstahl aus sind. In den USA gibt es auch Berichte über Fälle von Diskriminierung aufgrund von Daten solcher Anbieter.
Ein Unternehmen hat kürzlich einer außergerichtlichen Einigung mit Klägern mit einem Volumen von 800.000 Dollar zugestimmt. Die Firma hat Daten über die Kreditwürdigkeit von Menschen an potenzielle Arbeitgeber verkauft, obwohl das illegal ist. Die steigende Zahl von Personensuchmaschinen hat einen neuen Industriezweig entstehen lassen. Findige Unternehmer bieten die dauerhafte Löschung von Personendaten aus den Verzeichnissen der Personensuchen an. Zwar gibt es bei den Suchdiensten die Möglichkeit, sich austragen zu lassen, oft erscheinen die Daten aber schon nach einigen Monaten wieder im Angebot.
Die Firma Abine verlangt für eine Löschung der Datensätze inklusive anschließender Kontrolle bei etwa 50 verschiedenen Anbietern 50 Dollar. Dafür übernimmt Abine die oft komplizierten Abmeldeverfahren. Die Firma Intelius bietet einen eigenen Dienst zur Wahrung der Privatsphäre. Das Verstecken der eigenen Daten, das allerdings nur für diese eine Plattform gilt, kostete früher rund zehn Dollar, ist jetzt aber gratis. Das Angebot umfasst lediglich die Unsichtbar-Schaltung von einer Telefonnummer und zwei Adressen, eine Löschung ist nicht vorgesehen. Zudem müssen bei der Anmeldung zusätzliche Daten angegeben werden.
Das Ungleichgewicht zwischen den Preisen für persönliche Daten und Anonymität ruft in den USA Kritiker auf den Plan. Sie fordern eine einfache Möglichkeit, die eigenen Daten im Netz zu schützen. Erste zaghafte Schritte in diese Richtung, wie das zweifelhafte Angebot von Intelius, sind ein Zeichen dafür, dass die Kritik ernst genommen wird. Die Personensuchmaschinen müssen fürchten, dass die Politik ihnen klare Regeln vorschreibt, falls sich ihr Ruf nicht bessert. Allerdings ist es beinahe unmöglich, Daten die einmal im Netz verfügbar waren, komplett zu entfernen. (pte)
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