Online-Tutorials verleiten zur Selbstüberschätzung

Das Anschauen von Tutorials auf Facebook, Instagram und YouTube macht übermütig. Zu diesem Schluss kommen Forscher der University of Chicago Booth School of Business. [...]

Lernen nur via Videos wirkt sich negativ aus, da kein Lerneffekt eintritt. (c) pixabay
Lernen nur via Videos wirkt sich negativ aus, da kein Lerneffekt eintritt. (c) pixabay

Laut den Wissenschaftlern überschätzen viele Konsumenten solcher Videos ihre Fähigkeiten, während das eigene Können nicht weiter ausgebildet wird.

Bekanntes Phänomen

„Dass Selbstüberschätzung, so weit dieser Begriff auch gefächert ist, in Zeiten der InternetKommunikation ein Thema ist, da besteht kein Zweifel“, berichtet Tilo Grenz, Experte für Mediatisierung an der Universität Wien und fügt an: „Dieses Phänomen kennt man seit einiger Zeit und so trivial es auch ist – es ist nachvollziehbar.“

„Je häufiger Menschen anderen zusahen, desto wahrscheinlicher war es, dass sie annahmen, es ihnen gleichtun zu können – obwohl sich ihre Fähigkeiten nicht verbesserten“, erläutert Studienautor Michael Kardas von der University of Chicago. Vielmehr führe das bloße Zuschauen dazu, dass Menschen Dinge machten, die sie normalerweise wahrscheinlich nicht tun würden. Um herauszufinden, ob das bloße Anschauen von Videos Fähigkeiten trainiert, die sonst nicht von den Rezipienten geübt wurden, führte Kardas mit seinem Kollegen Ed O’Brien eine Reihe von insgesamt sechs Experimenten durch.

Je mehr Input, desto „sicherer“

Menschen, die sich beispielsweise Tutorials über das Wegziehen einer Tischdecke unter Geschirr und Besteck häufig ansahen, waren dementsprechend selbstsicherer darin als jene, die nur eine schriftliche Beschreibung darüber vorliegen hatten. Noch überzeugter von sich waren diejenigen, die im gezeigten Tutorial die Hände der vorführenden Person sehen konnten: Hier wurde seitens der Rezipienten angenommen, sich Techniken und Feinheiten des Tricks besser einprägen zu können. Nur durch das Nachdenken über diese Fähigkeiten setzte jedoch kein Lernprozess ein.

„Wir gehen davon aus, dass es an einem Überangebot von Inhalten liegt, bei denen Menschen anderen Menschen beim Ausführen aller möglichen Tätigkeiten zuschauen können“, erklärt Kardas. Das Wissen um Selbstüberschätzung nach dem Ansehen von Tutorials würde Rezipienten jedenfalls guttun und sie vorsichtiger agieren lassen, so der Forscher.

Nun sind weitere Tests geplant, die übermäßiges Selbstvertrauen gleich abschwächen, wie beispielsweise das Spielen von Virtual-Reality-Games. Die Forscher hoffen, dass dies Menschen dabei hilft, Grenzen des bloßen Zuschauens besser einzuschätzen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*