Onlinesucht verursacht ernsthafte mentale Störung

Onlinesucht wird in Australien schon bald als ernsthafte mentale Störung eingestuft. Die Diagnose wird neben der Abhängigkeit von PCs, Tablets und Smartphones auch die Computerspielsucht beinhalten. Experten der Australian Psychological Society warnen vor einer Epidemie, die sich vor allem bei Kindern rasant ausbreitet. [...]

„Es gibt eine Studie, die besagt, dass in Deutschland rund neun Prozent aller Kinder bis zum Vorschulalter von der Onlinesucht betroffen sind. In Österreich gehen wir von 100.000 Fällen bei Jugendlichen ab 14 Jahren aus. Es gibt keine allgemeine Diagnose, die Behandlung wird aber trotzdem von der Krankenkasse bezahlt“, erklärt Psychologin Andrea Hofstätter gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.

Laut Mike Kyrios von der Swinburne University of Technology, die für die neue Einstufung verantwortlich zeichnet, ist Forschung auf diesem Gebiet dringend notwendig ist, damit neue Therapieformen entwickelt werden können. „Computerspiele sind für Kinder ein offensichtliches Problem. „Grundsätzlich orten wir aber ein sehr weitreichendes Dilemma, das mit dem technologischen Fortschritt zu tun hat“, so Kyrios.

Der Psychologe Emil Hodzic, der in Sydney eine Computerspielsucht-Klinik leitet, ist davon überzeugt, dass Eltern für den drastischen Anstieg der Suchterkrankungen verantwortlich sind. „Die meisten meiner jungen Patienten wissen nicht, wie sie mit Kummer umgehen sollen. Deswegen flüchten sie sich ins Internet oder in virtuelle Spielwelten“, sagt Hodzic.

Obwohl das Suchtverhalten von Jugendlichen im Internet seit vielen Jahren beobachtet wird, gibt es noch keine allgemeinen Diagnosen und Therapieformen. 2011 haben deutsche Psychologen angekündigt, ausführliche Interviews mit den Problemgruppen führen zu wollen, um der Sucht weiter auf den Grund zu gehen. Derzeit verhandeln internationale Forschergremien, ob die Internetabhängigkeit einheitlich als Suchtkrankheit definiert werden soll.

Die Wiener Gesundheitspsychologin Hofstätter ist der Meinung, dass sich diese spezifische Abhängigkeit durch eine große soziale Komponente auszeichnet. Dabei kommt es zu einem Kontrollverlust, der zu zusätzlichen Erkrankungen wie Depression führen kann. „Wir beobachten keine klassischen Entzugserscheinungen wie beim Drogenmissbrauch, sondern gesteigerte Nervosität und körperliche Folgen, die durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel entstehen.“

„Es ist sehr wichtig, dass wir bei der Prävention bei den Kindern ansetzen. Computer gehören mittlerweile zu unserem Alltag. Deswegen müssen wir mit unseren Kindern einen sinnvollen Umgang mit dem Internet erörtern. Es macht Sinn, ein Zeitlimit zu setzten und gefährliche Inhalte zu sperren. In der Regel wird Onlinesucht ambulant therapiert, das dauert sechs Monate. Schwere Fälle müssen stationär behandelt werden“, so Hofstätter abschließend. (pte)


Mehr Artikel

News

6 Grundsätze für eine KI-taugliche Datenbasis

Wer Künstliche Intelligenz nutzen will, muss über eine vertrauenswürdige Datengrundlage verfügen. Daten sind das Lebenselixier von KI-Systemen und bestimmen maßgeblich die Qualität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Nur so können KI-Modelle robust, anpassungsfähig und vertrauenswürdig arbeiten. […]

News

Cybersicherheitsbudgets werden falsch priorisiert

Der ICS/OT Cybersecurity Budget Report 2025 von OPSWAT deckt erhebliche Lücken in den Cybersicherheitsbudgets sowie einen Anstieg von ICS/OT-fokussierten Angriffen auf. Ferner wird deutlich, wie durch eine unzureichende Finanzierung, falsch gesetzte Prioritäten und uneinheitliche Abwehrmaßnahmen kritische Infrastrukturen immer raffinierteren Bedrohungen ausgesetzt sind. […]

News

Nach dem Hype: Diese vier KI-Trends werden 2025 weiterhin prägen

Die vergangenen zwei Jahre haben einen regelrechten KI-Boom erlebt. Insbesondere generative Modelle (GenAI) haben sich rasant weiterentwickelt und etablieren sich zunehmend als feste Größe in den Arbeitsprozessen von Organisationen weltweit. Angesichts dieser Dynamik fragen sich nun viele Unternehmen, welche Entwicklungen das Jahr 2025 bestimmen werden und welche Potenziale sich daraus ergeben. […]

News

Generative KI als Sicherheitsrisiko

Eine neue Studie von Netskope zeigt einen 30-fachen Anstieg der Daten, die von Unternehmensanwendern im letzten Jahr an GenAI-Apps (generative KI) gesendet wurden. Dazu gehören sensible Daten wie Quellcode, regulierte Daten, Passwörter und Schlüssel sowie geistiges Eigentum. Dies erhöht das Risiko von kostspieligen Sicherheitsverletzungen, Compliance-Verstößen und Diebstahl geistigen Eigentums erheblich. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*