Open Data – der ungehobene Datenschatz

Letzte Woche fand ein MeetUp der Open Knowledge Foundation Austria (OKF-AT) zum Thema "Open Transport Data" bei Fabasoft in Wien statt. [...]

Open Data – das Öffnen von Daten zur freien Verwendung – lebt vom Mitmachen und von der Initiative jedes Einzelnen. In diesem Sinne appellierten OKF-AT-Akteure an die Öffentlichkeit, den Gedanken der offenen Gesellschaft zu unterstützen und neue Initiativen zu begründen. „Open Transport Data“ sind ein gutes Beispiel, wie die Öffnung von Daten der Behörden und der Verkehrsträger neue Geschäftsmodelle anstößt und Entwicklungen wie „Smart Ticketing“ pusht.

Der Gastgeber Helmut Fallmann, Mitglied des Vorstandes von Fabasoft, zur Bedeutung von Open Data: „Durch Open Data wird Innovation in der europäischen IKT-Branche angekurbelt. Diesen Motor brauchen wir jetzt, um bestehende digitale Grenzen zu überwinden und einen einheitlichen digitalen Markt im Bereich Infrastrukturen und Anwendungen für Wirtschaft sowie Bürger zu schaffen. Ich denke dabei an die flächendeckende Implementierung so fortschrittlicher Technologien wie ultraschnelles Breitband, 4G, Cloud Computing oder an die Realisierung eines Roaming-freien Europas und eines gemeinsamen Marktes für Online-Shopping sowie an den Schutz der Privatsphäre der Internet-User quer über den Kontinent.“

Peter Parycek, Leiter des Zentrum für E-Governance der Donau-Universität Krems und Executive Board Member der OKF-AT und Robert Harm von open3 erläuterten die Zielsetzungen der „Open Knowledge Foundation“ in Österreich sowie die Beweggründe für die verstärkte Verwendung offener Daten für die Steuerung und Nutzung des öffentlichen Verkehrs.

Im Bereich „Open Transport Data“ spielen Behörden und staatliche Einrichtungen eine Protagonistenrolle. GPS, Karten und Statistiken werden schon vielfach zur freien Verwendung durch unterschiedlichste Software- und Applikationsentwickler zur Verfügung gestellt. Jetzt geht es darum, dass auch die Wirtschaft wie Transportunternehmen oder Datenanbieter dem Open Government Data-Beispiel folgen. Jeder Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln kann mit seinen Erfahrungen unmittelbar zu einer Weiterentwicklung und Verbesserung von „Open Transport Data“-Anwendungen beitragen und damit die öffentliche Infrastrukturplanung, die Flottensteuerung von Transport-unternehmen und elektronische Routenpläne auf neue Qualitätsstandards bringen.

Die Vernetzung von Informationen und ihre offene mobile Bereitstellung bringen Innovationen hervor, die zu einem deutlichen Mehrwert bei Verkehrsbetrieben und Benutzern führen. An Datenkombinationen sind hier beispielsweise Echtzeitdaten des öffentlichen Verkehrs, Wetter- und Luftwerte, Verkehrsflussdaten, Taxistandorte oder Unfallstatistiken denkbar. Somit sind die Informationen für die Hauptapplikationen von Nutzen und sie sind für viele Entwickler zugänglich. Somit sorgen diese im „Long Tail“ für weitere Anwendungen und auch für mehr Wertschöpfung.

VERKEHRSAUSKUNFT IN LINZ UND WIEN
Egon Pischinger von der Stabsstelle IT&Telematik der LINZ Linien GmbH für öffentlichen Personenverkehr und Rainer Haselberger von der Stabsstelle Verkehrstelematik (MA 14) der Stadt Wien berichteten über aktuelle Erfahrungen beim Einsatz von Open Data bei der Bereitstellung von Fahrplandaten bis hin zur Entwicklung von integrierten Applikationen, die im Frühjahr 2014 in eine „Verkehrsauskunft Österreich“ (VAO) münden sollen.

Die Vorbereitung der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) ist soweit gediehen, dass für die Bereitstellung von Fahrplan- oder Verkehrsflussdaten ASFINAG, ÖBB, Verkehrsverbünde und ÖAMTC eingebunden sind. Eine Betaversion im neuen Design steht bereits unter http://www.verkehrsauskunft.at/ zur Verfügung. Sie deckt ganz Österreich ab und ermöglicht Routing Services für alle Regionen. Die VAO soll im Frühjahr 2014 ihren Echtbetrieb aufnehmen. Für OKF ist eine Öffnung aller Daten der VAO wünschenswert.

Die Linz Linien machen ihre Daten der Open Commons Region in der oberösterreichischen Hauptstadt verfügbar, um das damit in Zusammenhang stehende Crowd Sourcing Potential anzustoßen. Auch an Stadtplanhersteller oder Tourismusvermarkter werden Fahrplandaten bereitgestellt.

Raimund Haselberger von der Stadt Wien informierte über die in der Bundeshauptstadt etablierte Graphenintegrationsplattform, über die integrierte Verkehrsverwaltung „GIP.gv.at“ sowie über den Stand der Entwicklung bei der Verkehrsauskunft Österreich. „Open Transport Data“ steht für die Stadt Wien und die Wiener Linien im Kontext von „Smart mobility“ als wichtiger Eckpfeiler des Gesamtkonzepts „Smart City“. Neue Formen der Interaktion wie Crowd Sourcing oder Sensor Enabled Web-Lösungen werden entwickelt und fördern somit eine Feedback-Kultur sowie Partizipation, Integration, Kompatibilität und Inklusion. Privatheit und Datenschutz dürfen damit aber nicht vernachlässigt werden. Die Treiber für die Entwicklung intelligenter Verkehrsanwendungen und von Open Transport Data-Applikationen werden künftig verfügbare Driver Assistance Systeme der Automobilindustrie sowie in die ab 2015 in der EU verbindlichen eCall-Systeme sein.

Die Energieexpertin Denise Recheis von „REEEP“ (Renewable Energy & Energy Efficiency Partnership)  berichtete über aktuelle Probleme des Verkehrssektors in Entwicklungsländern. Die derzeitigen Verkehrslösungen sind weder effizient noch nachhaltig. Beim öffentlichen Verkehr handelt es sich oft um einen informellen Bereich und in manchen Ländern hat die Luftverschmutzung unzumutbare Ausmaße angenommen. Für 14 Prozent des CO2-Ausstosses zeichnete der Transport-Sektor verantwortlich. Davon entfallen 45 Prozent auf Personenkraftwagen und 23 Prozent auf Lastkraftwagen. (Quelle: Stern Review, auf Basisdaten vom World Resources, Institute Climate Analysis Indicators Tool (CAIT) online database version 3.0.)

WIRTSCHAFTSFAKTOR OPEN DATA
Open Data kann die objektive Verkehrsplanung optimieren, indem die besten Lösungen identifiziert und Investitionsanreize für die Entwicklung besserer Verkehrssysteme geschaffen werden. Durch Einbindung von Passagier-Informationen kann eine Formalisierung des informellen Transport-Sektors in den Entwicklungsländern in die Wege geleitet werden. Offene Daten und entsprechende Informationsangebote auf App-Basis führen zu immer effizienterer Planbarkeit von Verkehrsangeboten. So könnte allein in London durch die Verwendung von Live-Daten aus Transporttätigkeiten eine jährliche Zeitersparnis im wirtschaftlichen Gegenwert von bis zu 58 Millionen Pfund generiert werden (Quelle: Market Assessment of Public Sector Information, Deloitte, May 2013).Generell liegt das wirtschaftliche Potential von Open Data laut Expertenberechnungen in Europa zwischen 30 und 40 Milliarden Euro pro Jahr.

Die OKF-AT und Fabasoft waren sich einig, wer künftig – neben den Vorreitern in Open Transport, wie die Städte Linz und Wien – die wichtigsten neuen Datenlieferanten für die weitere Umsetzung von „Open Transport Data“ in Österreich sein sollten: Die Mobilfunkbetreiber als Bereitsteller von Bewegungsdaten, der Radiosender Ö3 mit seinen Individualverkehrsdaten und die ÖBB mit ihren Fahrplan- und Echtzeitdaten. (pi)


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