Es gibt kaum eine IT-Abteilung, die nicht in irgendeiner Form kostenlose Open-Source-Software nutzt. Sie kommt bevorzugt in Webservern, E-Mail-Servern oder als Datenbank zum Einsatz. Doch was macht Open-Source-Anwendungen eigentlich so attraktiv? Und ist sie auch für KMU eine echte Alternative zu kommerzieller Software? [...]
Der Quellcode, das heißt, der von Menschen programmierte Programmcode, ist für Anbieter kommerzieller Software ein wichtiges Betriebsgeheimnis. Nur der Hersteller kann die Software weiterentwickeln und Fehler beseitigen. Bei Open-Source-Programmen liegt der Quellcode hingegen offen – jeder kann ihn einsehen und hat das Recht, ihn zu erweitern oder für die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Entsprechende Anwendungen bieten daher eine Reihe von Vorteilen:
- Zuverlässigkeit: Erste Pluspunkte sind die Quelloffenheit des Codes und die Expertise vieler Entwickler aus der Community. So lässt sich Open-Source-Software auch in kritischen Bereichen wie Mail-Servern und Datenbanken problemlos einsetzen.
- Kosten: Programme, die unter Open Source-Lizenzen veröffentlicht sind, dürfen kostenlos verwendet werden – privat wie gewerblich. Lizenzkosten fallen keine an. Unternehmen, die auf Open-Source-Programme setzen, sparen also die Investition in Software-Lizenzen oder Gebühren für die Nutzung von entsprechenden Cloud-Diensten. Allerdings müssen auch eventuelle Kosten für Service und Support – ähnlich wie bei der Kaufsoftware – mit ins Kalkül gezogen werden.
- Unabhängigkeit: Bei Open Source gibt es keinen Hersteller, der eine bestimmte Funktion entfernen, den Preis erhöhen oder den Vertrieb einer Software stoppen kann. Auch kann man sich viel eher einem Update auf eine neuere Version verweigern. Open Source bietet somit mehr Freiheitsgrade.
- Sicherheit: Ein Grundpfeiler der Open-Source-Kultur ist Sicherheit. Der offene Programmcode bildet die Grundlage. Er offenbart, wie ein Programm arbeitet und was es tatsächlich macht. Damit eignet es sich deutlich besser für sicherheitskritische Aufgaben als kommerzielle Software, die aufgrund des nicht vorhandenen Quellcodes eine Black Box darstellt. Der offene Code erlaubt außerdem die schnelle und verlässliche Behebung von Fehlern und Sicherheitslücken.
- Flexibilität: Neue Mitbewerber, neue Technik, neue Gesetze – Veränderungen gehören heute zu den täglichen Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen. Je statischer die Software, desto schwieriger ist es, neue Anforderungen abzubilden. Hier zeigt sich der Reiz einer freien, auf offenen Standards basierenden Architektur. Theoretisch kann jedes Unternehmen Open-Source-Programme an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Herausforderung bei Open Source
Die grundsätzlichen Vorteile von Open Source-Lösungen aus Unternehmenssicht liegen auf der Hand. Natürlich wäre es aber fahrlässig so zu tun, als ob jede Open Source Software für den Unternehmenseinsatz geeignet wäre. Open Source ist nicht gleich Open Source. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Community, also die Gruppe von Menschen, die sich um die Weiterentwicklung der Software bemüht. Nur eine aktive und große Community hat ausreichend Power, um Fehler rasch zu beheben und die Software leistungsfähig zu halten die theoretischen Vorteile von Open Source Software also in der Praxis auch umzusetzen.
Ist der Open-Source-Umstieg für kleine und mittelständische Unternehmen also nur mit einer eigenen, schlagkräftigen IT zu bewältigen? Nein – nicht mit der Auswahl der richtigen Software und der Möglichkeit, sich externe Hilfe zu holen. Kleine und mittelständische Unternehmen sollten nur Open Source Initiativen mit einer aktiven Community in Betracht ziehen, sodass die Entwicklung der Software von Experten übernommen wird und ausreichend Supportmaterialien bestehen. Für einige große Open Source Projekte gibt es spezialisierte Support-Partner. Sie können punktuell eingesetzt werden, wenn es bei der Einrichtung oder Wartung der Open Source Software zu Schwierigkeiten kommt. Mit ihrem Spezialwissen dienen sie außerdem als Ansprechpartner, wenn eine Software auf die individuellen Anforderungen des Unternehmens angepasst werden soll – eine einfach zu realisierende Aufgabe bei Open Source Anwendungen.
* Ralf Dyllick-Brenzinger ist Gründer und Co-Geschäftsführer des Mainzer Startups ionas.
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