Oracle-Kunden wollen nicht zu Fusion wechseln

Oracle-Anwender wollen nicht auf Middleware Fusion umsteigen. Diese seien noch zu wenig ausgereift. Auch die Lizenz- und Wartungskosten sind ihnen zu teuer. [...]

Oracle kämpft mit rückläufigen Einnahmen aus den Verkäufen neuer Software-Lizenzen für Business-Anwendungen. Im vierten Quartal 2011 fielen die Umsätze um elf Prozent und im ersten Quartal 2012 noch einmal um 5,5 Prozent. Seit dem zweiten Quartal 2012 weist der Softwarekonzern die Umsätze beim Verkauf von Lizenzen für seine Anwendungen nicht mehr gesondert aus.
Der US-Marktforscher Forrester vermutet, dass der Rückgang der Oracle-Umsätze im Softwarebereich damit zusammenhängt, weil viele der mehr als 65.000 Oracle-Kunden weltweit die bisher eingesetzten Produktlinien nicht durch neue Fusion-Applikationen ersetzen wollen. Eine Forrester- by Browse to Save“>Umfrage unter knapp 140 Oracle-Kunden stützt diese These.
Rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmer lehnen den Wechsel auf Fusion-Applikationen derzeit ab. Ein Viertel der Firmen weiß zudem nicht, ob sie umsteigen wollen. Von den Umfrageteilnehmern setzen 53 Prozent Oracle Peoplesoft ein, 45 Prozent Oracle Hyperion, 41 Prozent die Oracle E-Business-Suite, 39 Prozent Oracle Siebel, 28 Prozent Oracle JD Edwards und zwölf Prozent eine vorpaketierte Oracle-Branchenlösung.
Aktuell planen nur 26 Prozent die Einführung einer IT-Lösung aus dem Oracle-Fusion-Produktportfolio. Von diesen wollen acht Prozent die Applikation für das Finanzmanagement einsetzen, jeweils fünf Prozent die Lösungen für das Customer by Browse to Save“>Relationship Management (CRM) und die Personalwirtschaft (Human Capital Management, HCM). Für die geringe Bereitschaft der Oracle-Kunden, von der bestehenden Oracle-Anwendung auf ein Fusion-Produkt umzusatteln, identifizierte die Umfrage eine Reihe von Gründen.
So kritisieren 60 Prozent der Befragten, dass der IT-Konzern keine klare Strategie bei den Business-Anwendungen verfolgt. 54 Prozent halten die Softwareprodukte aus dem Fusion-Portfolio für zu wenig ausgereift. 36 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, bei Oracle-Fusion-Lösungen seien die Lizenzkosten zu hoch und 28 Prozent beklagten teure Wartungsgebühren. Knapp ein Viertel der Firmen ist mit ihrer derzeit eingesetzten Oracle-Lösung vollauf zufrieden.
Das erklärt, warum eine Mehrheit von 64 Prozent der Oracle-Anwenderunternehmen nur ein Upgrade auf die nächste Version der aktuell eingesetzten Oracle-Lösung durchführen will. Allenfalls ist noch der Umstieg auf die Exadata-Server und eine neue Middleware von Oracle geplant. Ein Viertel der Firmen wollen ihre bisher eingesetzte Version ihrer Oracle-Lösung pflegen, dafür jedoch die Ausgaben begrenzen. 19 Prozent planen den Umstieg auf ein Software-as-a-Service-Angebot (SaaS) oder eine Paketlösung von Oracle. Dagegen überlegen 29 Prozent der Oracle-Kunden, ob sie dabei nicht gleich die Lösung eines Wettbewerbers einführen.
Nach Ansicht der Forrester-Analysten steht der IT-Konzern derzeit vor einem strategischen Dilemma: Die Fusion-Applikationen sollen dazu beitragen, im Bereich der IT-Lösungen die Umsätze zu pushen und diesen durch steigende Erlöse aus Softwarelizenzen und SaaS-Subskriptionen dauerhaft profitabel zu machen. Doch nach den Umfrageergebnissen könne Oracle derzeit zwar mit steigenden Einnahmen aus dem Wartungsgeschäft rechnen, nicht jedoch mit mehr Umsätzen aus dem Verkauf neuer Fusion-Lizenzen.
Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass der Konzern im Bereich der Business-Anwendungen nicht als Innovator, sondern als Mitläufer wahrgenommen werde. Das aber könne potenzielle Neukunden vom Kauf einer Oracle-Lösung abschrecken.

* Andreas Schaffry ist Redakteur des CIO.


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