An der Hausmesse OpenWorld zeichnete sich eine Art Metamorphose von Oracle ab: Statt markiger Kampfansagen an die Konkurrenz beherrschten milde Kooperations-Töne die Keynotes. [...]
Oracles diesjährige Hausmesse OpenWorld in San Francisco wird wohl als Meilenstein in die Unternehmensgeschichte eingehen. Waren die früheren Anlässe geprägt vom Alleingang des Unternehmens in allen Angebotsbereichen, so lobte Oracles CTO und Firmengründer Larry Ellison in seinen zwei Keynotes diesmal viele neue Kooperationen – allen voran die gemeinsamen Cloud-Angebote mit dem einstigen Erzrivalen Microsoft. „Microsoft ist unser wichtigster Partner für die Zukunft und wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis zueinander“, sagte Ellison über die seit Sommer bestehende Partnerschaft.
Das waren ungewohnte Töne, denn in den vergangenen Jahren stemmte sich OracleErfolgreicher ohne Excel mit aller Macht gegen die aufstrebenden drei großen Cloud–Plattformen: AWS, Azure und Google. Doch der Erfolg war bescheiden und der Druck der Kunden zu mehr Kooperation stieg ständig an. Und so wechselte Ellison jetzt die Unternehmensstrategie um 180 Grad; fortan setzt er auf Kooperationen. Damit fügt sich Oracle in die Reihe der Unterstützer von Multi-Cloud– und Multi-Vendor-Strategien.
Vor allem zur Kooperation mit Microsoft wurden weitere Details bekannt gegeben. So können die Anwender alle Features direkt nutzen – egal auf welcher Plattform sie vorhanden sind. Das heißt, Azure und die Oracle–Cloud erscheinen nach außen wie eine einzige integrierte Plattform. Laut OracleErfolgreicher ohne Excel werden damit die Investitionen der gemeinsamen Kunden in Microsoft– und Oracle-Lösungen geschützt. Als Beispiel hierfür gab es eine Demo, in der die umfangreichen Analytics von Microsoft oberhalb der autonomen Oracle–Datenbank zum Einsatz kamen.
Völlig neu ist die Zusammenarbeit mit VMware. Diese ähnelt den Kooperationen, die VMware bereits mit Azure, Dell EMC, Google und IBM abgeschlossen hat. Dabei lassen sich mittels der VMware CloudPrivate Business Cloud Foundation und dem vCenter beliebige Anwendungen zwischen den verschiedenen Cloud–Plattformen und dem eigenen Rechenzentrum friktionsfrei hin und her schieben.
Oracle–Cloud zum Ausprobieren
Zu Oracles neuer Unternehmensstrategie gehört auch, dass es etwas umsonst gibt. Das war bislang undenkbar. Ab sofort gibt es die kostenlose „Oracle Cloud für Jedermann“, mit der sich alle Cloud-Angebote zeitlich unbegrenzt testen lassen. Zum Angebot gehören die Autonomous Database, zwei VMs, zwei Storage-Blöcke, zehn Gigabyte Objekt-Speicher, ein Load-Balancer sowie weitere Software-Features, mit denen die Entwickler in kürzester Zeit in ihrer gewünschten Sprache eigene Prototypen auf Basis der Datenbank und der Oracle–Cloud erstellen können. „Wir laden alle Entwickler der Welt ein, um unsere besten Software-Features kostenlos zu testen und zu nutzen“, sagte Ellison.
Ganz ohne Seitenhiebe konnte der Oracle-Gründer aber nicht auskommen. So kündigte er an, dass man bis Ende nächsten Jahres weltweit über mehr Rechenzentren-Regionen verfügen wird als Amazon. Derzeit hat Oracle 16 Hyperscale-Regionen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate sollen 20 weitere hinzukommen.
Ein weiterer News-Bereich betraf die autonomen Systeme. Das Erfrischende an diesen Ankündigungen ist, dass bei OracleErfolgreicher ohne Excel nicht alles KI ist. Zwar meint man mit den autonomen Features häufig das Gleiche, doch unter autonom können sich die entsprechenden IT-Experten und -Anwender eher etwas Konkretes vorstellen. Und den einzelnen autonomen Features lassen sich auch besser bestimmte Vorteile zuordnen.
In Vergangenheit bezogen sich Oracles autonome Features ausschließlich auf die Datenbank, die sich selbständig anpasst, skaliert, optimiert und updatet – doch in diesem Jahr hat Oracle dieses Konzept auf eine Vielzahl an Software-Lösungen ausgeweitet. Dazu gehört vor allem das neue „Autonomous Linux„. Dabei handelt es sich um eine automatisierte Version von Oracle Linux, das weniger Administration beim Patchen und Tuning benötigt. „Autonome Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie weniger manuelle Arbeiten erfordern und dadurch nicht nur das Personal entlasten, sondern auch weniger fehleranfällig sind“, sagte Ellison. Er meint, dass die Automatisierung Einsparungen von 30 bis 50 Prozent bewirken kann.
Turbo für Exadata-Maschine
Bei der Hardware wurde die neue Exadata X8M vorgestellt. Dieses Modell ist natürlich schneller als das Vorgängermodell X7, was durch diverse besondere Features erreicht wird. Das System basiert auf der jüngsten Generation der Xeon Scalable Processors in Verbindung mit Intels Optane DC Memory-Management-Platform.
Das „M“ im Namen steht für „Memory“, womit Oracle signalisieren will, dass vor allem dem Hauptspeicher viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. So bietet das System einen 100-Gigabit-RDMA-Zugriff über Converged Ethernet, womit die Daten direkt von der Datenbank in den Hauptspeicher geholt werden können, ohne dass sie das Betriebssystem und die Standard-I/O-Kanäle durchlaufen müssen. Das macht nicht nur den Datentransfer schneller, sondern befreit auch die CPU von vielen Transfer-Arbeiten, sodass diese besser für Anwendungsaufgaben, wie Analytics, genutzt werden kann. Das alles bedeutet am Ende eine maximale Leistung von 16 Millionen SQL-Read IOPS, das ist etwa das Zweieinhalbfache als bei der X7 sowie eine I/O-Latenz von unter 19 Mikrosekunden, was nur noch ein Zehntel von der X7 ist.
Die X8M verfügt ansonsten über die gleichen Features wie die Vorgängersysteme, wie Machine Learning zum kontinuierlichen Anpassen der Datenbank an die sich ändernden Anwendungsprofile, automatische Updates und weitgehend selbständiges Bug-Fixing.
*Harald Weiss ist Autor bei COM!professional.
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