Orange/Drei: Alle Ampeln auf Grün?

Der Fusion der österreichischen Mobilfunker "Drei" (Hutchinson) und Orange von Seiten der Behörden stand vergangenen Freitag eigentlich fast nichts mehr im Wege. Der deutsche Konzern T-Mobile legte jedoch diese Woche vor dem Verwaltungsgerichtshof Beschwerde gegen die Bestrebungen zur Übernahme ein. Hintergrund ist auch die für 2013 geplante Versteigerung der LTE-Lizenzen. [...]

„Damit stehen nach langen und intensiven Verhandlungen der letzten Monate endlich alle Ampeln der Übernahme von Orange Austria durch Hutchison 3G Austria auf Grün“, sagte „Drei“-CEO Jan Trionow in einem Statement am Freitag. „Wir sind sehr erfreut, dass sowohl der Bundeskartellanwalt als auch die Bundeswettbewerbsbehörde den Weg frei gemacht haben für den Weiterverkauf von Yesss! an A1“, so Trionow. „Das ist heute nicht nur ein guter Tag für uns, sondern für alle österreichischen Konsumenten“, versprach er.

Für Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter ist es ein „strategischer Meilenstein, dass wir nun die Möglichkeit haben, Yesss zu erwerben“. Die Telekom erhöhe damit ihren Marktanteil von 40 auf 45 Prozent und werde künftig sechs Millionen Mobilfunkkunden haben, unterstrich Ametsreiter noch am Freitag im Gespräch mit der APA. „Wir gehen deutlich gestärkt aus dieser Transaktion hervor.“ Es sei europaweit einzigartig, dass der Marktführer ohne Auflagen seine Position stärken könne.

Die Diskontmarken „Bob“ und „Yesss“ seien komplementär, erklärte der Telekom-Chef, beide Marken sollen daher bestehen bleiben. Die Kunden sollen die Übernahme nur in Form einer Qualitätsverbesserung zu spüren bekommen. Man werde nicht nur Basisstationen erwerben und das Netz verbessern, sondern auch weitere Frequenzen erwerben, betonte Ametsreiter. Eine Einschränkung des Wettbewerbs erwartet er durch die Reduktion von vier auf drei Mobilfunkanbieter in Österreich nicht. „Ich glaube, dass die Wettbewerbsdynamik auch weiterhin bestehen bleiben und dass es auch weiterhin sehr gute Angebote im Mobilfunkbereich geben wird.“

KLARHEIT
„Ich bin sehr froh, dass unsere 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nun Klarheit bekommen haben über die Zukunft des Unternehmens“, sagte Orange-Chef Michael Krammer aus dem gleichen Anlass wie seine Mitbewerber. „Sie haben stark dazu beigetragen, dass sich das Unternehmen in den letzten zwölf Monaten gut entwickelt hat, das ist ihr Verdienst, und ich gratuliere Drei zu dem Spitzenteam, das sie übernehmen.“

Mit seiner persönlichen Zukunft habe er sich noch nicht auseinandersetzen können, sagte Krammer, „nachdem wir bis zuletzt nicht gewusst haben, wie die Entscheidung ausgeht und wie es weitergeht“. An den Verträgen und Tarifen für die Orange-Kunden soll sich nichts ändern, lediglich die Netze würden durch die Zusammenlegung „optimiert und verbessert“ – Orange habe rund 4.600 Sendestationen und Drei habe etwa 4.000.

BESCHWERDE
Der deutsche Konzern T-Mobile legte jedoch, wie der „Standard“ in seiner Montags-Ausgabe berichtete, vor dem Verwaltungsgerichtshof (VwGH) Beschwerde gegen die Bestrebungen zur Übernahme von Mitbewerber Orange ein. Ein Aufschub der Transaktion werde beantragt. Formell gehe es T-Mobile darum, dass der Konzern bei dem Übernahmeverfahren vor dem staatlichen Telekom-Regulator TKK keine Parteienstellung erhalten und damit keine Einwände vorbringen habe können, berichtete der „Standard“.

Hintergrund ist aber demnach auch die für 2013 geplante Versteigerung der Lizenzen für die neue Mobilfunktechnologie LTE. Hutchison und die Telekom Austria sollen durch die Übernahme der Bandbreiten von „Drei“ und „Yess“ über die Möglichkeit verfügen, die neue Mobilfunkgeneration innerhalb von rund einem halben Jahr anzubieten. Für die Deutschen könnte sich daraus ein Startnachteil von bis zu einem Jahr ergeben. (apa/rnf)


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