Der ORF will seine Online-Videoplattform ORF-TVthek künftig mit Werbung vermarkten. Am Dienstag wurde ein seit längerem erwarteter Antrag bei der Medienbehörde KommAustria eingereicht. [...]
Der ORF will seine Online-Videoplattform ORF-TVthek künftig mit Werbung vermarkten. Am Dienstag wurde ein seit längerem erwarteter Antrag bei der Medienbehörde KommAustria eingereicht. Außerdem soll die TVthek um Kaufproduktionen aus dem Dokumentar- und Kulturbereich sowie um ein umfassendes und zeitlich unbegrenzt abrufbares ORF-TVthek-Archiv erweitert werden.
Bisher waren auf der Plattform nur Eigen- und Koproduktionen zugelassen. Beantragt wurden auch „technische Maßnahmen, die eine noch bessere und übersichtlichere Auffindbarkeit der Sendungen gewährleisten sollen“, so der ORF. Laut Generaldirektor Alexander Wrabetz soll das Angebot zusätzlicher Kaufproduktionen aus dem Dokumentations- und Kulturbereich den öffentlich-rechtlichen Mehrwert der Plattform weiter stärken. Die Forderung nach Werbung auf der TVthek begründet Wrabetz damit, dass die vorgesehenen Erweiterungen des Sendespektrums einen enormen finanziellen Aufwand bedeute, „der in Zeiten rigider Sparprogramme nur durch zusätzliche Einnahmen aus Online-Werbung finanzierbar ist“.
Finanzdirektor Richard Grasl ergänzte: „Die zunehmende Verlagerung von TV-Angeboten in nonlineare Systeme macht es für den ORF unbedingt notwendig, Werbemöglichkeiten in der TVthek zu nutzen.“ Außerdem steige die Nachfrage der Werbewirtschaft danach stark an, erklärte Grasl. Um den Kritikern gleich vorweg den Wind aus den Segeln zu nehmen, beruhigte der ORF, er wolle die Vermarktung „mit starken Selbstbeschränkungen beantragen“ und nur einen kleinen Teil des Inventars kommerziell verwerten. Kindersendungen sollen etwa gänzlich ausgelassen werden.
„Aufgrund dieser Selbstbeschränkung ist auch das zu erzielende Umsatzpotenzial vergleichsweise gering“, hieß es. Nach eigenen Angaben wären dank TVthek-Vermarktung rund 800.000 Euro pro Jahr zu erwirtschaften, was 0,4 Prozent der Gesamt-Werbeeinahmen des ORF und ebenfalls rund 0,4 Prozent des gesamten Online-Werbemarkts in Österreich in Höhe von rund 200 Mio. Euro entspreche.
Mit der Integration neuer Sendungen und Sendereihen aus den Bereichen Dokumentation, Reportage, Film und Kultur wolle man die inhaltliche Qualität der TVthek weiter heben, so ORF-Onlinechef Thomas Prantner. Konkret will der ORF künftig über die derzeit 130 Eigen-, Ko- und Auftragsproduktionen hinaus, Kaufformate wie „Universum“, „Weltjournal“, „kreuz und quer“, „dok.film“ oder „Menschen Mächte“ sowie Theater-, Opern- oder Konzertaufführungen anbieten. Außerdem soll ein umfassendes zeit- und kulturgeschichtliches ORF-TVthek-Archiv aufgebaut und angeboten werden, „in dem herausragende Produktionen aus den Bereichen Zeitgeschichte und Politik online ohne zeitliche Befristung abrufbar gemacht werden sollen“. Bisher sind Sendungen auf der TVthek nur für sieben Tage abrufbar. Keine Reaktion gibt es vorerst vom Verband Österreichischer Privatsender (VÖP). Die Privatsender hatten eine Vermarktung der ORF-TVthek bisher aber stets strikt abgelehnt.
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