Einkaufen, Lernen, Rechnungen bezahlen oder öffentliche Dienste in Anspruch nehmen – das Internet macht's möglich, die richtigen Rahmenbedingungen vorausgesetzt. Doch wie ist der Stand der Dinge in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten? Die Europäische Kommission hat mit dem neuen "Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft" ein Tool veröffentlicht, mit dessen Hilfe sich verschiedene Daten visualisieren und miteinander vergleichen lassen. Eines gleich vorweg: Österreich performt nur mittelmäßig. [...]
Das neue Instrument liefert nach Ländern aufgeschlüsselte Momentaufnahmen der Konnektivität (Verfügbarkeit schneller und erschwinglicher Breitbandverbindungen), der Internetkompetenzen, der Nutzung von Online-Angeboten (von Nachrichten bis zu Einkäufen) und des Entwicklungsstands der Digitaltechnik (elektronische Rechnungstellung, Cloud-Dienste, elektronischer Geschäftsverkehr) sowie der digitalen öffentlichen Dienste (z. B. elektronische Behörden- und Gesundheitsdienste). Kleiner Wermutstropfen: Die Daten des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft stammen überwiegend aus den Jahren 2013 und 2014 und bieten damit bislang nur einen eingeschränkten Überblick über den Grad der Digitalisierung in Europa und seine Entwicklung.
GROSSE UNTERSCHIEDE
Aus den Daten lassen sich einige Erkenntnisse ziehen: So nutzten beispielsweise 2014 im Durchschnitt 75 Prozent der Europäer das Internet regelmäßig. 2013 waren es noch 73 Prozent. Jedoch ist die Spanne weit – von 93 Prozent in Luxemburg bis 48 Prozent in Rumänien. 49 Prozent der Europäer, die das Internet nutzen, haben Online-Spiele gespielt oder Spiele, Bilder, Filme oder Musik heruntergeladen. 39 Prozent der Haushalte, die über ein Fernsehgerät verfügen, sehen auch Videos auf Abruf.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben Probleme mit dem elektronischen Geschäftsverkehr: Nur 15 Prozent der KMU betätigen sich im Online-Verkauf und von diesen bieten nur 15 Prozent ihre Dienste auch grenzübergreifend online an.
Auch bei der Nutzung von digitalen öffentlichen Diensten sind die regionalen Unterschiede groß: 33 Prozent der europäischen Internetnutzer haben Online-Formulare für die Übermittlung von Informationen an die Behörden genutzt – dies reicht von 69 Prozent in Dänemark bis 6 Prozent in Rumänien. 26 Prozent der Allgemeinmediziner in Europa verschicken elektronische Verschreibungen an Apotheken über das Internet. Hier reicht die Spanne von 100 Prozent in Estland bis 0 Prozent in Malta.
ÖSTERREICH MITTELMÄSSIG
Diese Ergebnisse sind nur exemplarisch. Die Nutzer können sich individuelle Visualisierungen „zusammenklicken“ und so einen Überblick verschaffen. Außerdem gibt es Zusammenfassungen der Werte für die einzelnen Länder. Österreich liegt beispielsweise mit einem Wert von 0,48 (bei Werten von 0 bis 1) auf dem 13 Platz und damit im Cluster der „Medium-Performance“-Länder. Neben Österreich sind in diesem Cluster auch Belgien, Tschechien, Deutschland, Estland, Spanien, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg, Malta, Portugal und Großbritannien – alles in allem also keine schlechte Nachbarschaft.
Das Ranking ergibt sich natürlich aus einem Durchschnittswert. Der Index setzt sich aus über 30 Indikatoren zusammen, aus denen eine gewichtete Rangfolge der digitalen Leistungsfähigkeit der einzelnen Länder erstellt wird. Zur Berechnung des Gesamtwerts für jedes Land wurden die Indikatoren von Sachverständigen der Europäischen Kommission in Gruppen und Teilgruppen zusammengefasst und gewichtet. So entfallen 25 Prozent des Gesamtwerts (bei einem Höchstwert von 1 für die digitale Leistungsfähigkeit) auf die Konnektivität und Internetkompetenzen („Humankapital“), die für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft als grundlegend betrachtet werden. 20 Prozent entfallen auf die Integration der Digitaltechnik, da die IKT-Nutzung durch Unternehmen zu den wichtigsten Wachstumsfaktoren gehört. Schließlich wurden Online-Aktivitäten („Internetnutzung“) und elektronische öffentliche Dienste mit jeweils 15 Prozent gewichtet. Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft ist ein flexibles Online-Instrument, das es den Nutzern ermöglicht, jeden Indikator unterschiedlich zu gewichten, um die Auswirkungen auf die Rangfolge insgesamt zu sehen. (rnf)
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